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Hybrid

Titel: Hybrid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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schimmernden Monitoren und regelmäßig blinkenden Lämpchen. Als sie näher traten, erkannten sie, dass sich die technische Ausrüstung um ein zentrales Objekt gruppierte. Es war ein gläserner Tank, zwei Meter lang, einen Meter breit und hoch, und darin lag ein Mensch. Es war ein nackter Mann, der in einer klaren Flüssigkeit schwamm oder in einem Gel, denn offenbar war die Flüssigkeit in der Lage, ihn darin schweben zu lassen. Der Mann trug eine Maske, die sein Gesicht vollkommen bedeckte. Von ihr gingen zahlreiche Kabel und Schläuche zum inneren Kopfende der Wanne ab. Oberhalb des Schambeins führte ein Katheter in den Körper. Auf der Brust des Mannes war ein frischer, senkrecht verlaufender Schnitt zu sehen. Die Haut war zur Mitte hin gespannt und mit Metallklammern zu einer gewölbten Naht zusammengeführt. Die Wunde war weder verkrustet noch unterlaufen, sondern sah ungewöhnlich weich und sauber aus, als hätte man lediglich zwei dünne Gummimatten zusammengeheftet.
    »Lebt er?«, fragte Tom, obwohl ihm die Geräte um sie herum eine Antwort nahelegten.
    »Er scheint in einer Art künstlichem Koma zu liegen. Jedenfalls sagen mir das die Werte dort auf dem Monitor. Ich frage mich, wozu die Flüssigkeit dient. Wasser scheint es jedenfalls nicht zu sein.«
    »Hast du denn so was nicht schon mal gesehen?«
    »Nicht nur noch nie gesehen, ich habe von so was noch nicht einmal gehört! Ich kenne japanische Versuche, in denen Ziegenembryos über Monate hinweg in einer Art künstlichem Fruchtwasser bis hin zu einer geburtsreifen Babyziege entwickelt wurden. Also außerhalb eines echten Körpers. Aber das hier muss irgendetwas anderes sein …«
    »Macht es dir etwas aus, wenn wir weitergehen?«, fragte Tom. »Diese Apparatur macht mich nervös.«
    Juli musste ihm zustimmen. Auch sie fand die Vorstellung beunruhigend, ohne Bewusstsein, ohnmächtig, hilflos und an Schläuche angeschlossen in einem überfluteten Sarg zu liegen.
    Sie verließen den Raum und untersuchten den nächsten. Dort bot sich ihnen ein ganz ähnliches Bild, bis auf die Tatsache, dass sie dieses Mal eine Frau in dem Tank vorfanden. Sie war auf die gleiche Weise angeschlossen wie der Mann, allerdings wies sie keine Operationsnarben auf. Aber sie war hochschwanger. Elektroden, die von allen Seiten auf ihrem Bauch befestigt waren, maßen offenbar die Werte des ungeborenen Kindes.
    Juli trat näher heran und besah sich die Frau eingehend. Dann schreckte sie plötzlich zusammen.
    »Tom! Sieh dir das an!«
    Tom blieb in einigem Abstand stehen. »Warum erklärst du mir nicht, was du meinst?«
    »Hier wachsen Haare. Und zwar ganz merkwürdige! Es sind eher Borsten, fast einen Millimeter dick. In einer geraden Linie von den Schamhaaren hinauf in Richtung Bauch. Und hier, auf ihrem Brustbein auch. Und sogar rund um ihre Brustwarzen!«
    Tom versuchte, es sich nicht allzu genau vorzustellen. »Vielleicht ist es eine Fehlbildung? Wie bei diesen Wolfsmenschen oder so? Die haben doch auch das ganze Gesicht voller Haare.«
    »Nein, das ist etwas völlig anderes. Außerdem wirken diese Borsten ganz anders. Sie sehen genauso aus wie bei dem Toten, den wir heute Morgen gefunden haben. Und Marie hatte in ihrem Tagebuch doch auch von Borsten geschrieben! Es muss etwas mit dieser Anlage zu tun haben.«
    »Vielleicht ist es eine Nebenwirkung«, mutmaßte Tom. »Etwas, was sie mit den Leuten anstellen?«
    »Möglicherweise eine Art Hormonbehandlung … Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es geplant ist. Es sieht irgendwie … animalisch aus.«
    »Lass uns raus hier.«
    Der nächste Raum, den sie betraten, bot ein etwas anderes Bild. Auch hier standen leise summende und piepsende Maschinen, deren Zweck sich ihnen nicht erschloss, wuchtige Apparaturen aus Metall und Plastik mit LCD -Anzeigen und Reglern. Aber statt eines mit Flüssigkeit gefüllten Tanks fanden sie einen mit Glasscheiben versehenen Kasten von ähnlichen Ausmaßen vor, der an unzählige von der Decke reichende Schläuche angeschlossen war. In dem Kasten lag ein Mensch, nur schwach beleuchtet durch einen dunkelroten Strahler.
    »Das ist ein Inkubator«, stieß Juli aus. Sie trat heran und sog plötzlich laut hörbar die Luft ein. Sie fuhr sich mit einer Hand vor den Mund. »Das musst du sehen«, stieß sie hervor. »Los, komm!«
    »Ich … du weißt doch …« Tom wollte nicht sehen, was Juli entdeckt hatte. Aber sie stand regungslos vor dem Kasten und starrte hinein. Tom ging zu ihr. Was immer es war,

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