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Hybrid

Titel: Hybrid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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Juli hinüber. Sie stand an einem anderen Arbeitsplatz, der mit Papierstapeln und losen Zetteln übersät war. Dazwischen standen zwei leere Kaffeetassen. Die Tastatur lehnte hochkant an einem Papierstapel. Der Flachbildschirm war ausgeschaltet, aber darauf klebte ein großer Post-it-Zettel mit einem handschriftlichen Vermerk: » Don’t turn off! – Não desligar! « Darunter waren ein rotes Ausrufezeichen und ein krakeliger Totenkopf gezeichnet.
    Tom blickte unter den Tisch. Auf dem Computergehäuse klebte ein weiterer solcher Zettel, und tatsächlich leuchtete am Rechner ein blaues Licht, und eine andere grüne Lampe blinkte hektisch.
    »Super! Genau das, was wir brauchen!«
    Tom schaltete den Monitor ein und bemühte sich sofort, die Helligkeit zu reduzieren.
    Auf dem Bildschirm erschien eine kleine Anzeige mit einem horizontalen Balken.
    » Processing Data «, las Tom vor. »Die Kiste berechnet etwas. Fortschritt siebenundachtzig Prozent. Verbleibende Zeit: Achtzehn Stunden. Tja, das müssen wir jetzt leider abbrechen.«
    »Bist du verrückt?«
    »Wieso?« Tom bewegte den Mauszeiger auf die Schaltfläche, die für den Abbruch des Vorgangs zuständig war. Dann klickte er darauf. » Wollen Sie wirklich abbrechen? Ja. Und zack.«
    »Wer weiß, was du da gerade unterbrochen hast.«
    »Ach, dann müssen sie es eben noch mal neu starten. Viel wichtiger ist, dass wir jetzt an die Maschine kommen.«
    Tom setzte sich und begann, verschiedene Programme und Speicherorte auf dem Rechner zu durchsuchen.
    »Weißt du, was du da tust?«
    »Wer suchet, der findet«, meinte er, während er in diversen Menüs des Rechners herumklickte. »Na ja, keine Ahnung, ehrlich gesagt, aber Projektunterlagen, Protokolle und Dokumente sollten eigentlich erkennbar sein. Wir wollen ja keine Spezialdaten klauen, mit denen wir ohnehin nichts anfangen könnten, sondern Präsentationen, Handbücher, Berichte oder etwas in dieser Art, aus dem klar wird, an was die hier eigentlich arbeiten. Und wer diese Leute sind.«
    Tom hantierte kurz an seiner Kamera und holte die Speicherkarte heraus. Dann beugte er sich unter den Tisch und schob sie in einen winzigen Schlitz des Rechners.
    »Wer sagt’s denn«, rief er aus. »Jetzt können wir einfach alles, was interessant aussieht, auf meine Speicherkarte kopieren und es uns später angucken. Das spart uns Zeit.«
    Während Tom mit dem Computer beschäftigt war, schlich Juli durch den Raum und sah sich um, so gut es das spärliche Licht zuließ. Hier arbeiteten Wissenschaftler und Techniker, ohne Frage. Nichts, was zu sehen war, ließ auf die Art ihrer Arbeit schließen. Wenn diese Anlage war, was sie vermuteten, musste es Operationssäle geben und so etwas wie eine Krankenstation. Vielleicht waren sie gar nicht weit davon entfernt, aber sie konnten unmöglich jeden einzelnen Raum untersuchen, den sie fanden. Das wichtigste war, so viele Daten zu sammeln wie nur möglich und unbeschadet hier herauszukommen, um alles den Behörden zu melden. Doch dann stutzte sie. Wen würden diese Dinge hier in Brasilien interessieren? Und wie lange würde es dauern, irgendjemand davon zu überzeugen, hier nach dem Rechten zu sehen? Bis dahin wären die Verantwortlichen längst über alle Berge. Es war sinnlos zu hoffen, dass sie dem Leid hier so schnell ein Ende setzen konnten. Sicher, Unterlagen, Namen und Beweise waren wichtig für alles Spätere. Aber wenn sie hier und heute unmittelbar etwas bewirken wollten, mussten sie selbst tätig werden. Es führte kein Weg daran vorbei. Und so traf Juli eine Entscheidung.
    Beim Herumstreifen hatte Juli den Raum durchquert und kam gerade an der Tür vorbei, als sie Schritte auf dem Gang hörte. Kurz darauf flammte die Beleuchtung auf und ließ die Milchglasscheibe der Tür weiß aufleuchten.
    Eilig lief sie zu Tom zurück, der in seine Arbeit am Rechner vertieft war.
    »Auf dem Flur ist das Licht angegangen«, sagte sie. »Da sind Leute draußen!«
    Tom sah hoch. »Scheiße«, entfuhr es ihm. Er sah hektisch zurück zum Bildschirm. »Ich muss noch dieses E-Mail-Archiv kopieren!«
    »Dafür ist keine Zeit«, drängte Juli.
    »Es ist gleich so weit, noch ein paar Sekunden …«
    Juli sah zur Tür. Durch die Scheibe konnte sie zwei Schatten erkennen, die davor haltgemacht hatten.
    »Die kommen hier rein«, zischte sie gerade noch, als die Tür auch schon geöffnet wurde. Juli und Tom duckten sich blitzartig.
    » I’ll be right back «, hörten sie eine Männerstimme mit starkem

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