Hymne der demokratischen Jugend (German Edition)
mit ihrem Sohn, es kamen interessierte Einwohner der Wohnsiedlung, es kamen Vertreter der kommunistischen Partei mit dem den Brüdern bekannten Transparent NATO – Hände weg von ukrainische Erde, Zhorik kam im gelben Hemd, brachte einenverdienten Kriegsveteranen mit, sagte, daß sich das so gehöre, es müsse ein alter Mensch eine Ansprache halten, die Brüder widersprachen nicht, drückten Zhorik wortlos die Hand und reckten nervös ihre verschwitzten Hälse. Beide trugen schneeweiße türkische Hemden, die waren über die Torsos der Brüder gespannt und schweißgetränkt. Als erster bat Vater Lukitsch um das Wort, schaltete entschlossen das Handy ab und begann seine Rede. – Liebe Gemeinde, – sagte Vater Lukitsch, während er immer wieder zu seinem BMW schielte, um den sich die Kinder aus der Wohnsiedlung drängelten, – wir haben uns heute an einem gesegneten Ort versammelt. Dieser Ort ist gesegnet, weil er mit göttlichem Segen entstanden ist. Deswegen, liebe Gemeinde, wie unser Herr gesagt hat, liebet einander, und für alles andere wird er schon sorgen, – sprach Vater Lukitsch und zeigte mit großer Geste auf den mit Stacheldraht umzäunten Friedhof. – Die Gemeinde bekreuzigte sich furchtsam. Zhorik wischte sich mit seinem gelben Hemdsärmel die Tränen ab. Als nächster ergriff der verdiente Kriegsveteran das Wort. – Ich erinnere mich, – sagte er, – an eine heroische Episode an der Front. Es war der harte Winter vierundvierzig. Wir standen bei Moskau, wie ein Mann, der Winter war hart, wir aber standen wie ein Mann und ließen die Schweine nicht durch.
– Zhorik, – Grischa trat an Zhorik heran, – was brabbelt der da, was für ein Winter vierundvierzig, was für ein Moskau? – Entspann dich, – sagte Zhorik beschwichtigend, – der hat bei Lenfilm gearbeitet, die haben bei Moskau einen Film gedreht, mit Ljubow Orlowa oder irgendeiner anderen Schlampe, kenn mich da nicht so gut aus.
– In finsterster Nacht also bezog ich meinen Posten, der Frost klirrt, die Panzer halten das nicht aus, ganz zu schweigen von den Menschen ... Aber ich war nicht von der schwachen Sorte, konnte es mit vieren von euch aufnehmen, – er zeigte auf die Oschwanz-Brüder. – Es ist gerade Vollmond, und so ein Frost, daß es die Panzer nicht aushalten, ja-ja-ja, also ich laß mich nicht so leicht unterkriegen, war keiner von der schwachen Sorte, ja-ja ... Da ruft mich der Oberkommandierende Iwan Stepanowitsch Konew zu sich und sagt – Gefreiter Schimeladow ... – in diesem Moment applaudierten alle und schoben den verdienten Kriegsveteranen von der Bühne, was der allerdings gar nicht merkte. Der Veteran packte Zhorik an dessen gelbem Ärmel und setzte seine Ansprache fort. Die Brüder fixierten den Alten wie Geier ein Stück Vieh, das in der Wüste verendet, ihr professioneller Instinkt war geweckt, und ganz richtig erkannten sie in dem verdienten Kriegsveteranen einen potentiellen Kunden. Danach spulte Vater Lukitsch geschäftsmäßig ein Gebet ab, und man versammelte sich in der Kapelle ums Buffet. Zum Abschied drückten die Feuerwehrleute den Brüdern die Hand, wir melden uns, – sagten sie, – Zeit, die Sache auf eine seriöse Grundlage zu stellen. – Die Feuerwehrleute meldeten sich eine Woche später telefonisch; also, – sagten sie, – in Budapest findet demnächst im Rahmen des Städtepartnerschaftsprogramms eine Konferenz statt. Über Ökumene. Fahrt ihr hin? – Über was? – fragte Grischa. Ökumene, – wiederholten die Feuerwehrleute, – kurz gesagt – kommunaler Sektor, nichtstaatliche Organisationen, paranormale Praktiken. Ihr fallt unter alle diese Kategorien. Fahrt ihr? – Und Knete? – fragte Grischa. – Sie blechen für alles, – beruhigten ihn die Feuerwehrleute, – wir würden jaselbst fahren, aber wir haben die OSZE. – Was? – fragte Grischa wieder nach. – Kurzum, – wiederholten die Feuerwehrleute, – fahrt ihr zur Ökumene? – Okay, – seufzte Grischa. – Okay, – sagten die Feuerwehrleute, dann geben wir ihnen eure Telefonnummer, sie schicken euch ein Fax. – Wir haben kein Fax, – sagte Grischa. – Dann kauft euch eins, – rieten die Feuerwehrleute und legten auf. Grischa erzählte alles seinem Bruder. Sawa gab ihm zwanzig Grüne. Grischa ging zur nächsten kommunalen Hausverwaltung und kaufte für die zwanzig Grünen deren Fax. – Das schreiben wir ab, – erklärte ihm der Leiter der kommunalen Hausverwaltung knapp und steckte den Zwanziger in die
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