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Hyperkode Wüstenfuchs

Hyperkode Wüstenfuchs

Titel: Hyperkode Wüstenfuchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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meisten waren durch Meteore entstanden. Sie waren vor undenklichen Zeiten aus dem Weltraum gekommen, von der Schwerkraft des Mondes eingefangen worden und schließlich mit vehementer Wucht aufgeschlagen. Ihre Überreste fand man überall.
    Es existierten aber auch andere Krater und hochragende Ringwälle, die durchaus nicht von vagabundierenden Himmelskörpern, sondern von abgestürzten Raumschiffen des Mars und der Deneber erzeugt worden waren.
    Auch dort gab es riesige Metallmassen, mit denen wir allerdings nichts anfangen konnten; das heißt – noch nichts anfangen konnten! Eines Tages würden die Experten des Planeten Erde in der Lage sein, die ungeheuer hochwertigen Stahllegierungen technisch nutzbar zu machen. Zur Zeit war niemand in der Lage, den marsianischen MA-Stahl anzugreifen oder ihn gar einzuschmelzen. Wir mußten auf Grundstoffe ausweichen, die wir kannten, und die wir auch verhütten konnten.
    Dazu zählten in erster Linie die zahllosen Nickeleisenmeteore. Sie steckten mehr oder weniger tief in der Oberflächenkruste des Mondes.
    Der allmählich in unserem Sichtbereich auftauchende Bolloni-Krater war ein ungewöhnlicher Vertreter seiner Gattung. Er war von einem kosmischen Geschoß aufgeworfen worden, besaß ei nen Durchmesser von einhundertvierundzwanzig Kilometern und eine mittlere Ringwallhöhe von fünftausend Metern.
    Hier war vor undenklichen Zeiten ein gewaltiger Brocken eingeschlagen. Sein Absturz mußte fast lotrecht erfolgt sein, denn wir vermißten die typische Schluchtbildung eines flacheren Auftreffwinkels.
    Ich wußte, daß die Strafgefangenen in Vortriebsschächten arbeiteten, die zur Zeit bis zu achtzehn Kilometern unter der Oberfläche lagen. Die Metallmassen reichten aber noch wesentlich tiefer. Der Bolloni-Krater gehörte überdies zu den äußerst seltenen Erscheinungsbildern des Mondes. Der niedergegangene Meteor hatte bei seinem Aufschlag sicherlich einen großen Teil seiner Masse durch thermische Verdampfungsverluste verloren; aber die obere Rundung schaute heute noch zirka tausend Meter hoch aus dem Kraterboden hervor.
    Außerhalb des riesigen Ringgebirges war eine neue Ansiedlung entstanden. Dort wohnte nicht nur das Wachpersonal, sondern auch ein Teil der Häftlinge. Bei diesen Menschen handelte es sich allerdings um solche Straftäter, die nur bis zu höchstens zwei Jahren Zwangsarbeit verurteilt worden waren.
    Die »Schwerverbrecher« durften die Zone jenseits des Ringgebirges nur mit Ausnahmegenehmigungen betreten.
    Ich wußte also, was mir bevorstand. Als vierfach Lebenslänglicher hatte ich nicht die geringste Chance, jemals den inneren Kraterwall verlassen zu dürfen.
    Ja, Sie haben richtig gehört! Aus dem ehemals Lebenslänglichen war ein vierfach Lebenslänglicher geworden. Das machte eine eventuelle Begnadigung wegen guter Führung gegenstandslos. Ich hatte beim Angriff der GWA angeblich drei Schatten erschossen. Das war vom Internationalen Gerichtshof des Mondes sofort geahndet worden. Hier, auf dem lebensfeindlichen Trabanten, hielt man sich aus guten Gründen nicht lange mit Formalitäten auf. Für zweifachen Mord verdoppelte sich das Strafmaß; drei Morde bedeuteten die dreifache Zeit. Das war in den einzelnen Paragraphen der internationalen Gesetze genau festgelegt worden. Es war zusätzlich zu einem einmal ausgesprochenen Urteil durch eine Sondersitzung des Hohen Gerichtes augenblicklich realisierbar.
    Zusatzurteile waren gefürchtet, da man sich von vornherein einer jeden Chance zur vorzeitigen Entlassung beraubte. Die Maßnahmen hatten sich aber wegen schwerer Übergriffe in den vergangenen Jahren als notwendig erwiesen. Vor allem die Russen hatten auf eine Strafanhebung nach diesem Schnellverfahren gedrängt.
    Mir war es im Sinn meines Auftrages willkommen. Im Bollo ni-Krater gab es nur wenige Menschen, die mehr als eine dreifach lebenslange Strafe erhalten hatten. Das förderte wahrscheinlich mein Image.
    »Hoffentlich«, meldete sich Hannibal auf Psi-Ebene. Er hatte meine Überlegungen trotz der großen Entfernung verfolgen können. »Der Strafvollzug im Bolloni-Krater ist derart human, daß selbst Leute mit zehn Jahren Zwangsarbeit das Lachen nicht verlernen. Nein, keine Widerrede, bitte! Das weiß ich besser. Ich bin schließlich seit drei Wochen hier. Zu viele Freiheiten und Vergünstigungen führen sicherlich nicht in jedem Fall zur angestrebten Resozialisierung. Bei den kleinen ›Fischen‹ mag das gelingen, nicht aber bei den chronischen

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