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Hyperspace: eine Reise durch den Hyperraum und die zehnte Dimension ; [Einsteins Rache]

Hyperspace: eine Reise durch den Hyperraum und die zehnte Dimension ; [Einsteins Rache]

Titel: Hyperspace: eine Reise durch den Hyperraum und die zehnte Dimension ; [Einsteins Rache] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michio Kaku
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    »Hatte Gott eine Mutter?«
    Wenn man Kindern erzahlt, daß Gott Himmel und Erde erschaffen hat, stellen sie in aller Unschuld diese Frage. So einfach sie erscheint, sie hat die Kirchenväter verblüfft, höchst scharfsinnige Theologen in Verlegenheit gebracht und im Laufe der Jahrhunderte einige der spitzfindigsten theologischen Debatten ausgelöst. In allen großen Religionen gab es komplizierte Mythen, die sich um den göttlichen Schöpfungsakt ranken, doch keine von ihnen stellt sich wirklich den logischen Paradoxa der Fragen, auf die sogar schon Kinder verfallen.
    Vielleicht hat Gott ja den Himmel und die Erde in sieben Tagen erschaffen, aber was geschah vor dem ersten Tag? Wenn man einräumt, daß Gott eine Mutter hatte, dann stellt sich natürlich die Frage, ob auch sie eine Mutter gehabt hat und so fort bis in alle Ewigkeit. Doch wenn Gott keine Mutter gehabt hat, dann wirft diese Antwort noch mehr Fragen auf: Woher kam Gott? Gibt es Gott schon seit aller Ewigkeit, oder existiert er jenseits der Zeit?
       Sogar große Maler, die mit Auftragsarbeiten der Kirche beschäftigt waren, mußten sich in ihren Werken mit diesen tückischen theologischen Fragen auseinandersetzen: Waren Gott, Adam oder Eva auf diesen Bildern mit einem Bauchnabel zu versehen? Denn da der Nabel den Ansatzpunkt der Nabelschnur bezeichnet, können weder Gott noch Adam und Eva mit einem Bauchnabel dargestellt werden. Vor diesem Dilemma stand beispielsweise Michelangelo, als er sein berühmtes Bild von der Schöpfung und der Vertreibung aus dem Paradies auf der Decke der Sixtinischen Kapelle malte. Die Antwort auf diese theologische Frage ist an den Wänden jedes großen Museums zu finden: Gott, Adam und Eva haben keinen Bauchnabel, weil sie die ersten waren.

    Gottesbeweise
    Von den Widersprüchen der kirchlichen Lehre genervt, beschloß Thomas von Aquin im 13. Jahrhundert, in der theologischen Debatte die Verschwommenheit der Mythologie durch die Strenge der Logik zu ersetzen. In seinen berühmten »Beweisen für die Existenz Gottes« schlug er deshalb eine Lösung für diese uralten Fragen vor. In dem folgenden Gedicht faßte er seine Beweise zusammen:

    Dinge sind in Bewegung, also gibt es einen ersten Beweger
Dinge haben Ursachen, also gibt es eine erste Ursache
Dinge existieren, also gibt es einen Schöpfer Das vollkommen Gute existiert, also hat es einen Ursprung Dingen liegt ein Plan zugrunde, also dienen sie einem Zweck 1

    (Die ersten drei Zeilen sind Variationen des sogenannten kosmologischen Beweises; der vierte arbeitet mit moralischen Argumenten; und der fünfte heißt teleologischer Beweis. Bei weitem am schwächsten ist der moralische Beweis, denn Moralvorstellungen kann man aus dem Wandel sozialer Sitten ableiten.)
       Siebenhundert Jahre lang hat die Kirche solche unangenehmen theologischen Fragen mit Aquins »kosmologischen« und »teleologischen« Beweisen für die Existenz Gottes beantwortet. Obwohl diese Beweise im Licht der inzwischen erfolgten wissenschaftlichen Entdeckungen doch einige Mängel offenbart haben, waren sie für ihre Zeit sehr scharfsinnig und zeigen den Einfluß der Griechen, die die Spekulationen über die Natur als erste logischer Strenge unterworfen haben.
    Thomas von Aquin begann den kosmologischen Beweis mit der Behaup-
    tung, daß Gott der erste Beweger und Schöpfer gewesen sei. Der Frage »Wer hat Gott geschaffen?« wich er geschickt aus, indem er erklärte, sie sei sinnlos. Gott habe keinen Schöpfer, weil er der erste gewesen sei. Punktum! Nach dem kosmologischen Beweis muß alles, was sich bewegt, von etwas angestoßen worden sein, das wiederum von etwas anderem angestoßen worden sein muß und so fort. Doch was gab den ersten Anstoß?
       Stellen Sie sich vor, Sie sitzen im Park und sehen, wie ein Kinderwagen auf Sie zukommt. Natürlich denken Sie, daß irgendein Kleinkind den Wagen schiebt. Nach einem Augenblick erkennen Sie, daß ein anderer Wagen den ersten schiebt. Im Laufe der Zeit tauchen Hunderte von Wagen vor Ihnen auf, die alle ihren Vorgänger schieben, ohne daß ein Kind zu sehen ist. Verwirrt blicken Sie in die Ferne. Zu Ihrer Überraschung sehen Sie eine unendliche Folge von Wagen, die sich bis zum Horizont erstrecken, wobei jeder Wagen einen anderen vorwärtsstößt und keine Spur von einem Kind zu entdecken ist. Wenn ein Kind erforderlich ist, das einen Wagen schiebt, kann dann eine unendliche Wagenfolge vorwärtsbewegt werden

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