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Hyperspace: eine Reise durch den Hyperraum und die zehnte Dimension ; [Einsteins Rache]

Hyperspace: eine Reise durch den Hyperraum und die zehnte Dimension ; [Einsteins Rache]

Titel: Hyperspace: eine Reise durch den Hyperraum und die zehnte Dimension ; [Einsteins Rache] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michio Kaku
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ohne einen ersten Beweger? Kann sich eine unendliche Wagenfolge selbst schieben? Nein. Also muß Gott existieren.
       Der teleologische Gottesbeweis ist noch überzeugender. Danach muß es einen ersten Planer geben. Stellen Sie sich beispielsweise vor, Sie gehen durch den Sand des Mars, wo die Winde und Staubstürme selbst die riesigen Berge und Krater nivelliert haben. Im Laufe von zehn Millionen Jahren hat sich nichts dem nagenden, erosiven Einfluß der Sandstürme entziehen können. Doch zu Ihrer Überraschung finden Sie eine wunderschöne Kamera in den Sanddünen. Die Linse ist glatt poliert und der Verschluß wunderbar gefertigt. Natürlich sind Sie der Überzeugung, daß der Marssand ein so ansprechendes Produkt handwerklichen Könnens nicht hergestellt haben kann. So gelangen Sie zu dem Schluß, daß irgendein intelligentes Wesen diese Kamera hergestellt haben muß. Als Sie Ihre Wanderung über die Oberfläche des Mars fortsetzen, stoßen Sie auf ein Kaninchen. Natürlich ist das Auge dieses Tieres viel komplizierter als das Kameraauge. Und die Augenmuskulatur des Kaninchens ist viel raffinierter als der Kameraverschluß. Deshalb muß der Schöpfer des Kaninchens weit größere Fertigkeiten besitzen als der Schöpfer der Kamera. Jener Schöpfer muß also Gott sein.
       Stellen Sie sich nun die Maschinen auf der Erde vor. Ohne Frage sind diese Maschinen von etwas noch Größerem hergestellt worden, Menschen zum Beispiel. Und ganz gewiß ist ein Mensch unendlich viel komplizierter als eine Maschine. Deshalb muß das Wesen, das uns erschaffen hat, unendlich viel komplizierter sein als wir. Also muß Gott existieren.
       1078 legte der Erzbischof von Canterbury, Anselm, den vielleicht spitzfindigsten Gottesbeweis vor, den ontologischen Beweis, der überhaupt nicht mehr von ersten Bewegern oder ersten Planern abhängt. Der heilige Anselm behauptete, er werde die Existenz Gottes mit reiner Logik beweisen. Dabei definierte er Gott als das vollkommenste und mächtigste Wesen, das vorstellbar ist. Nun lassen sich zwei Versionen Gottes denken. Der erste Gott, den wir uns vorstellen, existiert nicht. Der zweite Gott, den wir uns vorstellen, existiert wirklich und kann Wunder verrichten, etwa Flüsse teilen und Tote auferstehen lassen. Natürlich ist der Gott zweiter Art (der existiert) mächtiger und vollkommener als der erste Gott (der nicht existiert).
       Durch unsere Definition haben wir aber festgelegt, daß Gott das vollkommenste und mächtigste Wesen ist, das sich vorstellen läßt. Nach der Definition Gottes ist der zweite Gott (der existiert) mächtiger und vollkommener. Also entspricht dieser zweite Gott der Definition besser. Der erste Gott (der nicht existiert) ist schwächer und weniger vollkommen als der zweite Gott und kann deshalb der Definition Gottes nicht entsprechen. Folglich muß Gott existieren. Mit anderen Worten, wenn wir Gott definieren als »das Wesen, das nicht größer gedacht werden kann«, dann muß Gott existieren, denn täte er es nicht, könnte man sich einen sehr viel größeren Gott denken, der existiert. Dieser äußerst scharfsinnige Beweis ist im Gegensatz zu dem des Thomas von Aquin völlig unabhängig vom Schöpfungsakt und fußt ausschließlich auf der Definition des vollkommenen Wesens.
       Bemerkenswerterweise haben sich diese »Gottesbeweise« mehr als siebenhundert Jahre behauptet und allen Angriffen von Wissenschaftlern und Logikern standgehalten. Man hat damals einfach nicht genug über die grundlegenden physikalischen und biologischen Gesetze gewußt. Erst im letzten Jahrhundert sind neue Naturgesetze entdeckt worden, mit denen sich mögliche Lücken in diesen Beweisen aufdecken ließen.
       Im kosmologischen Gottesbeweis erweist sich beispielsweise als Lücke, daß der Satz von der Erhaltung der Masse und Energie ausreicht, um Bewegung ohne Rückgriff auf einen Ersten Beweger zu erklären. So prallen Gasmoleküle gegen die Wände ihres Behälters, ohne für ihre Bewegung irgendeines Anstoßes zu bedürfen. Im Prinzip können sich diese Moleküle bis in alle Ewigkeit bewegen; dazu bedarf es keines Anfangs und keines Endes. Solange also Masse und Energie erhalten bleiben, gibt es keine Notwendigkeit für einen ersten oder letzten Beweger.
    Was den teleologischen Gottesbeweis angeht, so zeigt die Evolutionstheorie, daß es möglich ist, durch das Prinzip der natürlichen Selektion und des Zufalls immer höhere und komplexere Lebensformen zu schaffen.

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