Hyperspace: eine Reise durch den Hyperraum und die zehnte Dimension ; [Einsteins Rache]
Letztlich können wir den Ursprung des Lebens zur spontanen Bildung von Proteinmolekülen in den Ur-Ozeanen der Erde zurückverfolgen, ohne auf eine höhere Intelligenz rekurrieren zu müssen. 1955 hat Stanley Miller Funken durch eine Kolbenflasche geleitet, die Methan, Ammoniak und andere Gase der frühen Erdatmosphäre enthielt. Dabei stellte sich heraus, daß unter solchen Bedingungen komplexe Kohlenwasserstoffmoleküle, Aminosäuren (Vorstufen der Proteinmoleküle) und andere komplexe organische Moleküle spontan entstehen. Folglich bedarf es keines Ersten Planers, um die wesentlichen Elemente des Lebens zu schaffen, denn sie können sich offenbar, sofern genügend Zeit zur Verfügung steht, auf natürlichem Wege aus anorganischen Stoffen entwickeln.
Nach Jahrhunderten der Verwirrung hat schließlich Immanuel Kant als erster auf den Fehler des ontologischen Gottesbeweises hingewiesen. Die Feststellung, daß ein Objekt existiere, so legte er dar, mache es noch lange nicht vollkommener. Beispielsweise läßt sich mit Hilfe dieses Beweises auch die Existenz des Einhorns beweisen. Wenn wir das Einhorn als das vollkommenste Pferd definieren, das vorstellbar ist, und wenn Einhörner nicht existieren, dann ist es möglich, sich ein Einhorn vorzustellen, das existiert. Doch die bloße Feststellung, daß es existiert, bedeutet noch nicht, daß es vollkommener ist als ein Einhorn, das nicht existiert. Deshalb müssen Einhörner nicht unbedingt existieren. Gleiches gilt für Gott.
Haben wir nun irgendwelche Fortschritte seit den Zeiten des Thomas von Aquin und des heiligen Anselm erzielt?
Ja und nein. Wir können sagen, daß die heutigen Schöpfungstheorien auf zwei Pfeilern ruhen: der Quantentheorie und Einsteins Gravitationstheorie. Zum erstenmal seit tausend Jahren können wir sagen, daß die religiösen »Beweise« für die Existenz Gottes durch unser Verständnis der Thermodynamik und der Teilchenphysik ersetzt worden sind. Doch als wir den göttlichen Schöpfungsakt durch den Urknall ersetzt haben, haben wir ein Problem mit einem anderen ausgetauscht. Thomas von Aquin dachte, er habe die Frage, was vor Gott kam, beantwortet, indem er ihn als Ersten Beweger definierte. Heute setzen wir uns noch immer mit der Frage auseinander, was vor dem Urknall geschehen ist.
Leider verlieren Einsteins Gleichungen bei den ungeheuer kurzen Abständen und riesigen Energien, die im Ursprung des Universums herrschten, ihre Gültigkeit. Bei Abständen in der Größenordnung von 10”33 Zentimeter lösen Quanteneffekte Einsteins Theorie ab. Um also die philosophischen Fragen zu beantworten, die den Anfang der Zeit betreffen, müssen wir unbedingt auf die zehndimensionale Theorie zurückgreifen.
Wieder und wieder habe ich in diesem Buch auf den Umstand hingewiesen, daß die physikalischen Gesetze sich vereinigen, wenn wir höhere Dimensionen hinzufügen. Die nähere Beschäftigung mit dem Urknall zeigt eine genaue Umkehrung dieser Feststellung. Wie wir noch sehen werden, entstand der Urknall möglicherweise beim Zerfall des ursprünglich zehndimensionalen Universums in ein vierund ein sechsdimensionales Universum. Dann können wir die Geschichte des Urknalls als die Geschichte vom Zerfall des zehndimensionalen Raums und folglich vom Zerfall vorher vereinter Symmetrien verstehen. Und das wiederum ist das Thema dieses Buches in zeitlicher Umkehrung.
Kein Wunder also, daß die Rekonstruktion des Urknalls so schwierig war. Denn wenn wir in der Zeit zurückgehen, setzen wir die Stücke des zehndimensionalen Universums wieder zusammen.
Experimentelle Belege für den Urknall
Jedes Jahr finden wir neue Beweise dafür, daß der Urknall vor ungefähr fünfzehn bis zwanzig Milliarden Jahren stattgefunden hat. Unterziehen wir einige von ihnen einer näheren Betrachtung.
Zunächst einmal hat man den Umstand, daß die Sterne sich mit phantastischer Geschwindigkeit von uns entfernen, wiederholt verifiziert, indem man die Verzerrung ihres Lichtes (die sogenannte Rotverschiebung) gemessen hat. (Das Licht eines zurückweichenden Sterns wird zu größeren Wellenlängen – das heißt zum roten Ende des Spektrums – verschoben, der gleiche Effekt, der bewirkt, daß die Sirene eines sich entfernenden Zuges tiefer klingt als normal und die eines näherkommenden Zuges höher ertönt. Diesen Vorgang bezeichnet man als Doppler-Effekt. Nach dem Hubble-Gesetz gilt auch, daß der Stern oder die Galaxie um so rascher
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