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Hypnose

Hypnose

Titel: Hypnose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Beerwald
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so viele Jahre gelogen und ein falsches Leben geführt hat und ihm das so gut gelungen ist, weshalb hätte er Ihnen gegenüber sofort alles zugeben sollen? Sozusagen freiwillig? Ich meine, er hätte sich auf einen Schreibfehler berufen können. Dann hätten Sie ihm erst einmal das Gegenteil nachweisen müssen. Warum hat er so schnell aufgegeben?«
    »Das ist für einen Hochstapler nicht ungewöhnlich, wenn Sie es von der psychologischen Seite her betrachten. Mein Schwiegervater war regelrecht erleichtert, endlich jemandem die Wahrheit sagen zu können und den Druck loszuwerden. Er knickte regelrecht ein. Eben wie ein lang gesuchter Schwerverbrecher, der froh ist, die allgegenwärtige Angst vor Entdeckung endlich los zu sein. Hochstapler stehen unter einer enormen psychischen Anspannung, Stunde um Stunde ihres Lebens. Das über Jahre oder gar Jahrzehnte hin durchzuhalten, ist schon ein Kunststück für sich.«
    »Aber wie konnte aus Herrn Brunner, dem Herrn Brunner, den ich kenne, überhaupt ein Hochstapler werden?«
    »Dies ist allgemein schwer zu beantworten. Meist fängt es schon im eigenen Elternhaus an. Eine gefühlsarme Umgebung, wenig eigenes Selbstbewusstsein. Liebe und Anerkennung erfahren diese Kinder nur bei sehr guten Leistungen. Wenn das Kind aber nicht in der Lage ist, diese zu erbringen, dann bleiben verschiedene Wege der Kompensation. Natürlich führt das nicht zwangsläufig in die Hochstapelei. Es fängt mit kleinen Lügen an, die wir alle kennen und die unentdeckt bleiben. Und schon verbucht das Gehirn das als Erfolg. Das Abgleiten in die Hochstapelei verläuft schleichend, wobei mein Schwiegervater es wohl noch immer als Aufstieg bezeichnen würde. Sein Leben verlief zunächst normal, könnte man sagen.
    Seine Frau Margitta Brunner, die ich ja nie kennengelernt habe, hat ihren Mann geliebt und war zufrieden mit dem Geld, das er als Handelsvertreter verdiente – so viel erzählte mir Evelyn zumindest. Na ja, reden und überzeugen konnte er schon immer gut. Aber sein gesteigertes Geltungsbedürfnis lässt im Rückblick schon erste Züge der Hochstapelei sichtbar werden: So bekam er bereits nach einem kurzen Gespräch mit dem Sachbearbeiter der Bank einen hohen Kredit zu sehr günstigen Konditionen, von dem er den Hausbau in bester Randlage von Stuttgart finanzierte, anstatt das Geld in das dem Sachbearbeiter vorgegaukelte berufliche Existenzgründungsprojekt zu stecken. Dann fing er an zu fälschen. Hier und da ein paar teure Eintrittskarten, wenn das eigene Geld knapp war, Unterlagen fürs Finanzamt, aber so richtig fing es erst mit dem Tod seiner Frau an. Das war im Jahr 1981.«
    »Zu mir sagte er, dass er danach eine unglaubliche Le benskraft entwickelt hätte. Daran erinnere ich mich genau.«
    »Ja, er wollte es allen beweisen. Allen . Seine Eltern und seine Kinder sollten stolz auf ihn sein. Und weil er als Handelsvertreter viel auf Reisen war, plötzlich aber zwei halbwüchsige Töchter allein zu versorgen hatte, musste er sich etwas einfallen lassen. Arzt – ein hoch angesehener, respektierter, hilfsbereiter und gut verdienender Weißkittel –, das wollte er werden. Ein Abiturzeugnis, ein echtes, hatte er ja. Doch an der Uni merkte er wohl nach zwei Semestern Medizin, dass er das aufwändige Studium mit zwei Kindern zu Hause nicht schafft. Also griff er wieder auf Lügen und Fälschungen zurück und trieb seine Hochstapelei schließlich zur Perfektion.«
    Inka merkte, wie sich die Informationen, die so unerwartet auf sie einströmten, als unverdaulicher Klumpen in ihrem Magen sammelten. »Aber das ist doch alles strafbar, was er gemacht hat!«
    »Natürlich. Ich habe ihm auch gedroht, ihn ungeachtet unserer Verwandtschaft anzuzeigen, wenn er es nicht selbst tue. Ohne echte ärztliche Zulassung hat er sich über einen sehr langen Tatzeitraum hin wegen mehrfacher Körperverletzung strafbar gemacht! Ich war nicht bereit, ihn zu decken – auch wenn augenscheinlich alles gut ging. Aber wer kann das bei Patienten mit gebrochener Seele schon so genau sagen? Jedenfalls hat Brunner den Zusammenbruch seiner Scheinwelt, den drohenden Gesichtsverlust vor seinen Töchtern, die er übrigens immer zu Leistung und absoluter Ehrlichkeit gemahnt hatte, psychisch nicht verkraftet. Es bleibt fraglich, ob man seine Schizophrenie so weit in den Griff bekommt, dass er irgendwann überhaupt wieder arbeitsfähig wäre.
    Meine Frau weiß bislang nichts davon, und ich möchte Sie bitten, Evelyn nichts davon zu

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