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Hypnose

Hypnose

Titel: Hypnose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Beerwald
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weiterhin für ihn da sein wollen und ihm helfen, sich davon zu befreien. Allerdings müsste er dazu bereit sein. Und wie schwierig dieser Schritt war, wusste sie aus eigener leidvoller Erfahrung. Hilf dir selbst, sonst hilft dir keiner.
    Kurz vor ihrem Aufbruch klingelte Inka noch bei Frau Blume und gab ihr Bescheid, dass sie zu einem Termin am Killesberg müsse, aber in gut zwei Stunden wieder zurück sein würde. Und sie bat die Nachbarin, ihr später wieder zu öffnen und sie in Andis Wohnung zu lassen, weil er vergessen hatte, ihr einen Schlüssel dazulassen. Das verschmitzte Lächeln von Frau Blume ließ sie ahnen, wie froh diese darüber war, dass der ewige Junggeselle offensichtlich wieder eine Freundin gefunden hatte, und Inka hätte der Nachbarin wohl jede Bitte abringen können. Frau Blume war tatsächlich sehr redselig, und nur weil Inka einen Vortrag über die Wirkung homöopathischer Mittel gerade noch abbiegen konnte, schaffte sie es mit Bus und Bahn rechtzeitig zur Klinik.
    Doktor Brinkhus setzte sich ihr gegenüber in den Sessel, führte die Fingerspitzen über dem üppigen Bauch zusammen und lächelte sie aufmunternd und offenherzig an. Sie merkte, wie sie diesem Verhalten mittlerweile voller Skepsis begegnete.
    »Schön, dass Sie den Alternativtermin wahrnehmen konnten«, sagte er und schloss die übliche Frage nach ihrem Befinden an.
    »Ich bin froh hier zu sein«, gab Inka vage zurück. Im Turmzimmer war es trotz der morgendlichen Uhrzeit stickig. Ist heute überhaupt schon gelüftet worden?, fragte sie sich.
    Das Telefon auf dem Schreibtisch klingelte, aber Doktor Brinkhus ignorierte es.
    »Frau Mayer, ich möchte Ihnen ohne weitere Umschweife die wichtige Information geben, von der ich gestern ge sprochen habe.« Er griff nach seinem Wasserglas, nippte daran und stellte es wieder zurück. »Mein Schwiegervater … Er ist ein Hochstapler. Vor gut einem halben Jahr bin ich ihm durch einen Zufall auf die Schliche gekommen.«
    Das Telefon hörte auf zu klingeln.
    »Bitte was?«, fragte Inka. Der ehrenwerte und aufrichtige Mann, das Vateridol ihrer Kindheit? Was bezweckte Brinkhus mit solch einer Geschichte? Wollte er sich selbst dadurch reinwaschen?
    »Das erstaunt mich sehr«, sagte sie.
    »Das glaube ich Ihnen gerne. Aber es ist so, wie ich Ihnen sage. Keines seiner Zeugnisse ist echt, der Doktortitel ist gefälscht. Sein ganzes Leben ist seit dem Tod seiner Frau ein einziges Lügengebäude. Er hat das sehr clever angestellt, fast genial. Herausgekommen ist alles, als ich die Idee hatte, anlässlich des zehnjährigen Bestehens seiner Klinik eine kleine Festschrift herauszugeben. Dazu wollte ich Fotos und Dokumente aus der Anfangszeit sichten, und mein Schwiegervater gab mir einen Ordner, in dem er die Belege seines beruflichen Lebens aufbewahrte. Neben säuberlich abgehefteten Zeitungsartikeln befanden sich darin auch alle seine Ehrungen und Zeugnisse. Eine Promotionsurkunde aus Oxford, Facharzturkunde, Approbationsurkunde, Klinikzeugnisse, alles vorhanden und stets zur vollsten Zufriedenheit und mit Bestnoten ausgestellt. Ich wusste bislang gar nicht, dass er zur Promotion in Oxford gewesen war und hielt es zunächst für sein typisches understatement , dass er das mir gegenüber nie erwähnt hatte.
    Ich habe natürlich alles mit Interesse gelesen, um seinen Lebenslauf für die Festschrift korrekt nachzuzeichnen. Und dann dachte ich, ich traue meinen Augen nicht: Auf der Urkunde aus Oxford hieß es eben nicht Doctor mit ›c‹, sondern die deutsche Schreibweise mit ›k‹ im ansonsten englischen Text. Das war zuvor offensichtlich niemandem seiner Arbeitgeber aufgefallen. Ich habe ihn darauf angesprochen, und zu meiner großen Überraschung hat er mir sofort die Fälschungen gestanden.«
    Inka war sprachlos und griff zu ihrem Wasserglas. Dann sagte sie: »Das … das glaube ich jetzt nicht. Das ist nicht der Doktor Brunner, den ich kenne.«
    »Mein Schwiegervater schien sich seiner Sache sehr sicher, sonst hätte er mir den Ordner nicht zur Durchsicht überlassen. All die Jahre war niemandem etwas aufgefallen, und er spielte seine Rolle perfekt. Zugegeben, er war bestimmt ein guter Facharzt für Psychiatrie und therapeutisch in der Hypnose erfolgreich, aber er hatte in Wahrheit nur zwei Semester Medizin in Tübingen studiert. Alles Weitere, all seine Abschlüsse, waren Lug und Trug.«
    Inka blieb skeptisch. »Mir war auch nicht bekannt, dass er in Oxford studiert hätte … Aber wenn er über

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