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Hypnose

Hypnose

Titel: Hypnose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Beerwald
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lief es kalt den Rücken hinunter.
    Evelyn gegenüber tat sie so, als hätte sie nichts bemerkt und streckte ihr zur Begrüßung die Hand entgegen. »Schön, dich zu sehen.«
    Evelyn, die völlig abwesend schien, folgte dem Automatismus und reichte ihr die Hand.
    Nur einen Wimpernschlag später zog Inka ihre Hand ein kleines Stück zurück und formte sie zu einer Schale. Es musste einfach funktionieren! Sie wusste, es war riskant, aber sie hatte genau diese einzige Chance, mit Evelyn in Kontakt zu treten.
    Inka stellte sich an Evelyns Seite, um sie aufzufangen, wenn sie nach hinten fiel, und hob ihr die Hand vor Augen. Aus Angst, ihre Stimme könnte zittern, legte Inka so viel Kraft hinein, dass es wie ein Befehl klang.
    »Schlaf! Schlaf tief und fest! Tief, tief, tief!«
    Evelyn fiel prompt nach hinten. Inka fing sie auf und legte sie auf dem Boden ab. Sie war fassungslos über die gelungene Hypnoseeinleitung! Mitgeholfen hatte die Tatsache, dass Evelyn der Situation entfliehen wollte und somit besonders zugänglich für eine Trance war.
    Jetzt musste Inka all ihre Konzentration für die Hypnoseformeln, die sie dem Buch entnommen und auswendig gelernt hatte, aufbringen. Gr o ß e Güte, dachte Inka, das war unheimlich und faszinierend zugleich.
    »Evelyn, du bist an einem Ort angelangt, wo du dich wohlfühlst. Dort bist du frei, du hast kein Unrecht getan, und deshalb bist du gerne dort. Es bestraft dich niemand für das, was du jetzt sagst. Du weißt viel, und es ist dir ein Bedürfnis, dein Wissen mit mir zu teilen. Danach wirst du dich noch besser fühlen. Dein Gewissen wird erleichtert sein. Wenn du diesen Ort gefunden hast, dann hebst du zum Zeichen deinen rechten Zeigefinger.
    Evelyns Zeigefinger hob sich zögernd an.
    Inka hielt die Luft an. Es funktionierte tatsächlich! Obwohl es so leicht ging, konnte noch jede Menge schiefgehen. Sie musste auf der Hut sein und Ruhe ausstrahlen. Kein Flattern in ihrer Stimme durfte Evelyn irritieren. Souveränität und Entschiedenheit zu demonstrieren, war jetzt das Wichtigste.
    »Es ist gut, dass du diesen sicheren Ort gefunden hast. Du willst dort bleiben und fühlst dich dort wohl. Du entspannst dich mehr und mehr, und mit jedem Atemzug dringst du noch tiefer in die Entspannung. Du kannst mir den Ort beschreiben, den du dir ausgesucht hast.«
    »Ich bin in meinem Elternhaus, und obwohl es Sommer ist, sitze ich im Wohnzimmer am Kachelofen, weil ich Wärme brauche.«
    Gut so, weiter so , spornte Inka sich selbst an. »Du sitzt also am Kachelofen, spürst die Wärme in deinem Rücken, es ist behaglich und du fühlst dich geborgen. In Gedanken unternimmst du einen Spaziergang. Du hörst nur meine Stimme, du weißt nicht mehr, wer ich bin. Ich bin deine namenlose Begleiterin, aber du empfindest Vertrauen zu mir. Du hast das Bedürfnis, Jonas zu besuchen. Du weißt, wo er ist, und wenn du ihn vor dir siehst, hebst du deinen rechten Zeigefinger.«
    Evelyns Augäpfel rollten wild unter den geschlossenen Lidern hin und her. Ihre Hand blieb reglos auf ihrem Oberschenkel liegen.
    Verdammt, das war zu übereilt gewesen . Damit Evelyn bereit war zu reden, musste sie sich behutsamer an die Informationen herantasten.
    »Du sitzt am Ofen, es geht dir gut, und du erinnerst dich daran, wie du vor sechs Monaten einem gesunden Baby auf die Welt geholfen hast, und zum Zeichen, dass du dieses Neugeborene vor dir siehst, hebst du deinen rechten Zeigefinger.«
    Inka starrte auf Evelyns bewegungslose Hand. Zuerst machte sich Ratlosigkeit in ihr breit, dann kam Panik hinzu. Was hatte das zu bedeuten? Gottverdammt, Evelyn, beweg deinen Finger, hätte sie am liebsten geschrien, aber sie musste sich zusammenreißen.
    »Evelyn, es geht dir gut«, setzte sie erneut an, »du fühlst dich wohl, und es fällt dir leicht, dich an Jonas zu erinnern. Du weißt, wo er ist.«
    Keine Reaktion. Nur Evelyns Augäpfel glitten immer noch suchend unter den Lidern umher. Ihr Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig. Dann öffnete sie die Lippen.
    »Ich weiß nichts von einem Jonas«, sagte Evelyn.
    Was? Wie konnte das sein? Mit allem hatte Inka gerechnet, nur damit nicht. Ihre Gedanken rotierten. Wollte Brinkhus seine Frau deshalb zuerst alleine sprechen? Sollte es möglich sein, dass Evelyn auf einen hypnotischen Befehl hin alles vergessen hatte? Hatte Brinkhus sein Wissen mit ins Grab genommen? Inkas Blick fiel auf die Leiche, und sie glaubte, keine Luft mehr zu bekommen.
    In diesem Augenblick zuckte Evelyns

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