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Hypnose

Hypnose

Titel: Hypnose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Beerwald
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Stirn, zog sich wieder und wieder in Falten, und Inka befürchtete, dass sie kurz davor war, aus der Hypnose zu erwachen.
    Wahrscheinlich war es doch das Beste, die Polizei zu holen. Inka zog ihr Handy hervor und drückte mit zitternden Fingern Andis Nummer.
    Da setzte Evelyn unvermittelt wieder zu reden an: »Ich weiß nichts von einem Jonas«, wiederholte sie. »Aber ich erinnere mich, dass Inka das Baby so nennen wollte, das sie für meine Schwester auf die Welt gebracht hat.«
    Das Handy an ihrem Ohr läutete.
    »Meine Schwester wollte unbedingt, dass das Baby einen griechischen Namen bekommt«, sagte Evelyn, »Annabel hat ihn … Leander genannt.«
    Inka hielt den inneren Druck kaum mehr aus. Sie war so dicht dran. »Wo ist das Baby jetzt? Du weißt es, und es kommt dir ganz leicht über die Lippen.«
    »Es ist in Sicherheit. Dort, wo es niemand vermutet.«
    Wut und Ohnmacht sammelten sich in ihren Augen zu einem Meer aus Tränen. In diesem Moment ging Andi ans Telefon.
    »Andi«, flüsterte sie hinter vorgehaltener Hand, »komm sofort zur Klinik am Killesberg. Brinkhus ist tot. Evelyn hat ihren Mann umgebracht.«
    »Was ist los? Ist sie flüchtig? Bist du am Tatort?«
    »Ja, ich bin hier. Ich habe Evelyn hypnotisiert …«
    »Was redest du da? Du solltest doch … Egal … Kannst du die Hypnose aufrechterhalten, bis wir da sind?«
    »Können? Verdammt, Andi, ich versuche es! Hör zu, Jonas lebt! Aber ich weiß noch nicht, wo …«
    »Vielleicht weiß es dieser Brunner, er ist nämlich aus der Psychiatrie ausgebrochen. Den suchen meine Kollegen gerade. Aber mach dir keine Sorgen, solche Schizophrenen haben wir meistens ziemlich schnell wieder einkassiert. Die meisten fahren einfach dahin, wo sie sich am sichersten fühlen. Wir müssen eigentlich nur warten, bis er zu Hause auftaucht. Eine Streife ist schon auf dem Weg dorthin.«
    »Bitte, Andi, ihr müsst Jonas finden! Ich habe Angst, dass Brunner ihm etwas antut!«
    »Bleib ruhig, Inka. Halte du Evelyn in Schach, bis wir da sind.«
    Inka ließ ihr Handy sinken und betrachtete Evelyn, die zum Glück noch nicht aufgewacht war. So sah also eine zweifache Mörderin aus: grauer Hosenanzug, Pumps, Pagenschnitt mit Fönwelle, modische Brille und perfekt geschminkt wie von der Kosmetikerin. Jetzt verstand Inka, was Peter gemeint hatte, als er mal sagte, dass man einen Mörder nur in den Hollywood-Studios am Aussehen erkannte.
    Evelyn zuckte mit den Augenlidern, und es war Inka kaum noch möglich, geordnet zu denken. Jonas stand ihr die ganze Zeit vor Augen, jetzt als ein Kleinkind von über sechs Monaten – seinetwegen musste sie durchhalten.
    So, Evelyn , dachte sie bitter, das ist deine Gelegenheit mir alles zu erzählen . Alles . Du wirst dir die Wahrheit von der Seele reden, für jeden, den du auf dem Gewissen hast. Für deinen Mann, für Jannis und für jeden, den du beinahe in den Abgrund gerissen hättest. Deine Schwester, mich und nicht zuletzt mein Baby. Du wirst mir sagen, wo Jonas ist …
    ✴
    Inka gab ihrer Stimme wieder einen monotonen Klang: »Evelyn, es interessiert dich nicht, was ich gerade am Telefon gesagt habe, und du weißt es auch nicht. Du fühlst dich wohl an deinem sicheren Ort und willst dort bleiben. Der Kaminofen ist ein gemütlicher Platz, wo man sich Geschichten erzählt. Und du trägst ein Geheimnis mit dir, das dich alleine viel zu sehr belastet. Es belastet dich so sehr, dass du es loswerden willst. In dieser geschützten Umgebung kannst du jetzt die Wahrheit sagen.«
    Das klang gut , lobte sie sich selbst. Und alles, was jetzt folgte, würde sie mit ihrem Handy aufzeichnen. Zum guten Glück war ihr diese Funktion bei der Auswahl ihres Telefons neben dem anderen überflüssigen Technikschnickschnack immer wichtig gewesen. Selbst wenn fraglich war, ob diese Aufnahme vor Gericht als Beweismittel verwertbar sein würde, könnte Evelyn außerhalb ihres Trancezustands mit ihren eigenen Aussagen konfrontiert werden, um sie zu einem vollumfänglichen Geständnis zu bewegen.
    Doch Evelyn blieb schweigsam.
    »Du kannst mir die Wahrheit sagen«, sagte Inka. »Und ich werde dir zuhören. Von Anfang bis Ende. Jedes Wort werde ich dir glauben.«
    »Ich darf nicht«, sagte Evelyn unvermittelt und mit der Stimme eines kleinen Kindes.
    »Du darfst nicht?«, hakte Inka nach. »Warum nicht?«
    »Weil es mir mein Papa verboten hat.«
    Die Stimme klang echt, nicht verstellt. Und es gab noch etwas, das Inka stutzig machte. Sie erinnerte sich, dass Evelyn

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