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Hypnose

Hypnose

Titel: Hypnose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Beerwald
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sie gedanklich eine Beerdigung inszenierte. Wir einigten uns in Rücksprache mit meinem Vater darauf, Inkas Universum zu akzeptieren, weil sie sich komplett der Außenwelt versperrte, sobald jemand an ihrer Wahrheit zu rütteln versuchte oder den wunden Punkt berührte – sei es nur, dass man sie zu einem Arzt bringen wollte. Deshalb fügte sich Peter dem Wunsch seiner Frau, eine Erinnerungskiste im Garten zu vergraben. Für ihn begann eine schwere Zeit, und irgendwann war er mit den Nerven so fertig, dass er drohte, mich anzuzeigen, wenn ich ihm nicht zehntausend Euro Entschädigung geben würde. Vater gab mir das Geld und sagte mir, dass es ein geringer Preis dafür wäre, einen Enkel und Stammhalter bekommen zu haben. Gleichzeitig eröffnete er mir, dass er sich zur vorzeitigen Übergabe der Klinik an Walter entschlossen hatte, um endlich seinen wohlverdienten Ruhestand unter der Sonne Kretas zu genießen. Er wollte nur noch als Großvater für Leander da sein, wie für seinen eigenen Sohn, den er nicht hatte haben können.«
    Inka schloss ihre Augen und presste die Zeigefinger auf die Tränenkanäle. Zehntausend Euro, die Peter eingefordert und verspielt hatte . Und sie hatte ihren Mann für den Vater ihres Kindes gehalten, für einen Vater, der zu ihr stand und sich auf sein Kind, wenn auch verhalten, freute …
    Für mich, das muss ich zugeben, begann das neue Jahr sehr glücklich. Ich habe mein Leben rund um Leander neu organisiert und bin komplett in meiner Rolle als Mutter aufgegangen. Plötzlich fiel mir auch das Abnehmen leicht, und ich lief mit einem Lächeln durch den Tag. Nur dra u ß en durfte ich mich nicht mit meinem Baby sehen lassen, meine Freude konnte ich mit fast niemandem teilen. Ich habe Jannis, Peter, Vater und Evelyn eingeschärft, dass du niemals erfahren dürftest, dass dein tot geglaubter Sohn lebt. Denn ich wusste, dann würden deine Muttergefühle ausbrechen und übermächtig werden. Ich kenne dich. Ich we i ß , von diesem Moment an hättest du bis aufs Blut um dein Baby gekämpft. Damit auch unsere Freundin Rebecca nichts von der Leihmutterschaft erfuhr, habe ich mich auch von ihr zurückgezogen, was aber nicht schwer war, weil sie seit dem Schlaganfall ihres Vaters eigene familiäre Probleme hatte.
    Als du uns zu der Party eingeladen hast und wir uns seit einem halben Jahr das erste Mal wiedersahen, war ich ehrlich gesagt froh, denn es bedeutete, dass es dir besser geht. Jannis und ich nahmen für den Abend einen Babysitter. Natürlich sind wir mit sehr gemischten Gefühlen zu dir gefahren. Glaub mir, ich wollte nie, dass du so leiden musst! Ich dachte, die Hypnose wäre der richtige Weg. Aber es war falsch. Alles, was ich getan habe, war falsch.
    »Doch dann passierte, was ich nie für möglich gehalten hätte. Meine Schwester …«
    Evelyns Augenlider zuckten, so als blinzelte sie mit geschlossenen Augen. Inka musste sich erst aus ihrer atemlosen Erstarrung lösen und begreifen, dass Evelyn nun dabei war aufzuwachen. Wo Andi mit seinen Leuten nur blieb? Er musste doch längst hier sein! Wenn sie Glück hatte, konnte sie Evelyn noch ein, zwei Minuten in Trance halten, um zu erfahren, was sich in der Mordnacht in der Olgastraße zugetragen hatte.
    »Dein Atem ist ruhig und regelmäßig, und du spürst, wie ich deine Hand nehme. Ich nehme jetzt deine Hand, Evelyn, wir gehen zusammen zu Annabel, und du weißt, dass ich bei dir bin und mit jedem Schritt, den wir zusammen gehen, gehst du noch tiefer in die Entspannung. Du siehst Annabel jetzt vor dir im Gefängnis, es geht ihr schlecht, und es ist dir ein Bedürfnis, deiner kleinen Schwester zu helfen. Du bist allein mit ihr in diesem geschützten Raum, ich warte draußen auf dich. Du darfst sie in den Arm nehmen, und du darfst ihr alles erzählen.«
    »Meine Annabel … meine kleine Schwester, ich liebe dich. Ich wollte dir nur helfen, ich wollte doch nicht, dass alles so kommt. Bis kurz vor Mitternacht habe ich auf deinen Rückruf gewartet, ob du Vater am nächsten Tag besuchen kannst, und dann bin ich ins Bett gegangen. Walter und ich haben schon geschlafen, als du angerufen hast und mir heulend erzähltest, dass du dich mit Jannis gestritten hast. Ich habe mich mit dem Handy aus dem Schlafzimmer geschlichen …«
    … Unter Tränen habe ich Evelyn am Telefon erzählt, dass Jannis noch von deiner Party aus bei seinem Reisebüro aufs Band gesprochen hat, um die Flüge zu stornieren. Die Auswanderung, die Hochzeit – einfach alles

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