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Hypnose

Hypnose

Titel: Hypnose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Beerwald
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abgesagt! Er hatte sich wohl in der Küche mit dir unterhalten und war nun der Meinung, dass es dir keineswegs so gut ging, wie du vorgabst und wie wir alle in den letzten Wochen glauben wollten. Er konnte es nicht ertragen, unter diesen Umständen mit dem Baby nach Griechenland zu flüchten. Er wollte dir die Wahrheit sagen. Du solltest das Baby, das du ausgetragen hast, dessen Mutter du gesetzlich bist, aufwachsen sehen. Der Streit war kurz davor zu eskalieren, Jannis wollte mitten in der Nacht noch mit Leander zu dir fahren. Ich habe meine Schwester am Telefon angefleht, zu kommen und mir beizustehen …
    »Mir war klar, dass ich Jannis unter allen Umständen daran hindern musste, mit dem Baby zu Inka zu gehen. Eine so plötzliche Konfrontation würde traumatisch sein und könnte dazu führen, dass sie entweder ihr Kind sogar ablehnte oder mich anzeigte und meiner Schwester das Baby wegnehmen würde. Ich war wie in Trance, als ich losfuhr. Und ich hatte plötzlich einen Plan. Ich kann gar nicht sagen, warum, es war, als würde mein Auto ferngesteuert, als ich auf meinem Weg zu Annabel zu unserem Elternhaus abbog. Unsere Haushälterin schlief im ersten Stock und bekam nichts davon mit, dass ich das Insulin meines Vaters aus dem Kühlschrank nahm, das dort immer noch lagerte, seit er in die Klinik eingewiesen worden war. In diesem Moment schlug die Standuhr im Wohnzimmer Viertel nach eins, und es war, als würde ich aus einer Trance aufwachen. Ich merkte, wie viel Zeit ich vergeudet hatte … Ich suchte Peters Nummer aus meinem Handy heraus und rief ihn vom Festnetztelefon aus an. Den Anschluss meines Vaters würde die Polizei später nicht kontrollieren. Ich musste Peter warnen und ihn um Hilfe bitten. Ich bin aber noch vor ihm in der Olgastraße angekommen.«
    … Mir laufen wieder die Tränen über die Wangen, wenn ich daran denke, wie ich Evelyn die Tür aufgemacht und auf Jannis gezeigt habe, der da bäuchlings auf dem Sofa lag. Mein Gott, ich kann kaum darüber schreiben … Ich we i ß immer noch nicht, wie das passieren konnte. Irgendetwas ist in mich gefahren, ich war wie in Trance, als Jannis unser Baby vom Sofa hochnehmen wollte. Ich hatte Leander dorthin gebettet, nachdem der Streit ihn wohl geweckt hatte. Alles, was ich wollte, war, dass er Leander nicht zu dir bringt! Es war doch mein Baby! Ich habe hinter seinem Rücken kurzerhand nach dem nächstbesten Gegenstand gegriffen und Jannis die halb volle Weinflasche auf den Kopf geschlagen. Er kippte aufs Sofa. Wegen des verschütteten Weins sah es aus, als läge Jannis in einer riesigen Blutlache. Ich wollte ihn doch nicht töten – ich habe Jannis geliebt, das müsst ihr mir glauben!
    »Annabel war blut- oder weinbespritzt, ich weiß es nicht, und klammerte sich an ihr schreiendes Baby. Ich sagte ihr, dass sie es um Himmels willen beruhigen soll, bevor die Nachbarn wach werden. Die Wohnung ist zwar nicht hellhörig, aber es musste ja nicht ausgerechnet jetzt jemand etwas mitbekommen. Ich schickte Annabel hinaus und wandte mich Jannis zu. Ich kniete mich an seine Seite und stellte an seinem schwachen Puls fest, dass er noch lebte. Keiner sah, was ich dann getan habe. Ich konnte nicht anders, es war wie ein Zwang. Ich verabreichte Jannis mit einer Spritze eine tödliche Dosis Insulin. Er zuckte, Schweiß bildete sich auf seiner Stirn, und als Peter an der Tür klingelte, war Jannis wirklich tot. Aber ich wollte das nicht, das musst du mir glauben. Ich wollte immer nur das Beste für Annabel, so wie Vater auch. Ich wünschte mir in diesem Moment so sehr, dass er für uns da sein könnte. Wenigstens kam Peter in diesem Augenblick und übernahm die Regie.«
    Ich glaube, ich war von einer höheren Macht beeinflusst. Wie ein Gottvater, der übermächtig ist und die Dinge lenkt. Ich we i ß , das klingt verrückt, und deshalb wird mir auch kein Richter glauben, aber es ist das, was ich fühle. Meine Strafe werde ich bekommen, lebenslänglich, und ich kann nur auf himmlische Gerechtigkeit hoffen. Nachdem Evelyn den Tod meines geliebten Jannis festgestellt hatte, erklärte Peter mir, dass er seine Kollegen verständigen muss und man mich verhaften wird. Ich brach zusammen. Alles, nur das nicht …
    »Annabel will nicht, dass ihr Baby zu Inka gebracht wird, und ich denke fieberhaft über eine andere Lösung nach. Peter ist jedoch noch eine andere Sache wichtig: Spuren zu verwischen, die auf ein Baby hindeuten. Das sei das Beste für alle Beteiligten, meinte er.

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