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Hypnose

Hypnose

Titel: Hypnose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Beerwald
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na, na«, schimpfte er mit erhobenem Zeigefinger. »Wer mag denn hier keinen Mittagsschlaf machen?«
    Wie von Sinnen rannte sie zur Tür, doch Brunner war darauf vorbereitet. Noch bevor sie die Türklinke zu fassen bekam, war er bei ihr und zwang sie in den Schwitzkasten. Unglaublich, welche Kräfte dieser zähe Mann freisetzte.
    »Warum denn auf einmal so eilig, meine Kleine? Wir gehen ja schon. Ich muss nur noch ein paar Unterlagen entsorgen. Ein falsch ausgestelltes Zeugnis gehört nun wirklich vernichtet. Und jetzt kommst du schön brav mit deinem Onkel Brunner mit. Vielleicht erlaube ich dir dann, deinen Sohn zu sehen. Ich weiß doch, dass das dein letzter Wunsch ist.«

Kapitel 7
    Jetzt hör ich sie.
    Sie kommen. Sie kommen, um dich zu holen!
    Sie werden dich nicht finden,
    niemand wird dich finden,
    du bist bei mir!
    Falco, »Out of the Dark«
    D ein guter Onkel Brunner ist doch kein Unmensch«, sagte er über sich selbst, als er Inka am anderen Ende von Stuttgart beim Aussteigen aus dem Porsche half. Mit eisernem Griff um ihr linkes Handgelenk zog er sie über die ruhige Nebenstraße im Ortsteil Sillenbuch auf das Herrenhaus vor ihnen zu. Steinerne Löwen vor den geschwungenen Treppenstufen bewachten den Eingang, rechts und links blühten üppige Hortensien in Steintrögen. Sie waren in Annabels Elternhaus angekommen, und in ihrer Kindheit hatte Inka immer viel Respekt vor den Löwen gehabt. Aber das gehörte zu den nachmittäglichen Abenteuern bei Brunners, die die Mädchen bis in den hintersten Winkel des Dachbodens und den großen Obst- und Gemüsegarten hinterm Haus ausweiteten. Heute war Inka weit von einem Spiel entfernt.
    Fieberhaft dachte sie darüber nach, wie sie sich los reißen könnte. Wegzulaufen würde aber auch bedeuten, Jonas vielleicht nie mehr lebend zu sehen. Allein der Gedanke daran war so schmerzlich, dass sie sich nahezu ohne Gegenwehr über den Kieselsteinweg führen ließ. Sie würde alles dafür tun, dass ihr Sohn nicht in die Hände dieses Mannes geriet, dem sie von Kindesbeinen an blind vertraut hatte und von dem sie jetzt so enttäuscht war. Vielleicht könnte sie der Haushälterin durch irgendwelche Zeichen die Lage begreiflich machen, dann hätte sie eine Verbündete. Aber das war ein Plan mit zu vielen Unbekannten und barg nicht zuletzt das Risiko, dass Herta nach über zwanzig Jahren treuem Amt sich nicht gegen ihren Dienstherrn stellen würde. Hertas Autoritätshörigkeit hatte sie als Kind zwar noch nicht als solche erkannt, aber sie hatte sie stets als pflichtbewusste Person der alten Schule erlebt.
    Es gab nur eine Hoffnung , dachte Inka, als sie von Brunner unsanft an den Löwen vorbei die Treppen hinaufgeschoben wurde: Dass Streifenbeamte im Haus auf Brunner warteten, um ihn festzunehmen und zurück in die Psychiatrie zu bringen. So wie Andi es ihr am Telefon gesagt hatte. Andi, warum nur war er aufgehalten worden?
    Nur einen Augenblick später musste sie erkennen, dass Brunner ihnen in seiner Genialität wieder einmal einen Schritt voraus war.
    »Das nenne ich eine blendende Idee«, lobte er sich selbst und rieb seine Schuhsohlen über den weißen Lappen, der um den Fußabstreifer gewickelt war. »Schon von der Straße aus gut für mich erkennbar, das weiße Ding. Ich habe Herta heute Morgen gebeten, das Tuch wegzunehmen, falls irgendwelche Gäste kommen und im Haus auf mich warten sollten. Die Gesetzeshüter suchen zwar fleißig, wenn einer aus der Psychiatrischen ausbricht, haben aber nicht die notwendige Personalstärke, irgendwo zu warten, obwohl sie genau wissen, dass ein Schizophrener immer den sicheren Hafen aufsucht. Da keinem dieser Streifenhörnchen in den Sinn käme, mich als gemeingefährlich einzustufen, werden sie es wohl dabei belassen haben, Herta auf der Türschwelle eine Visitenkarte zu überreichen und ihr einzuschärfen, sich bei ihnen zu melden, falls ich auftauchen sollte.«
    Während Brunner seine selbstsichere Rede geschwungen hatte, war ihr Blick auf etwas metallisch Blinkendes gefallen, das ihre und Jonas’ Rettung bedeuten könnte. Hinter dem rechten Blumentrog mit den blauen Hortensien stand eine Kehrschaufel, aber eben nicht aus Plastik, sondern aus solidem Material, wie es sich für diesen gutbürgerlichen Haushalt gehörte.
    »Na, dann wollen wir mal, oder?«, fragte Brunner und steckte mit der linken Hand den Schlüssel ins Schloss. Doch bevor er ihn umdrehen konnte, rief Inka: »Oh nein, mir wird schlecht … die ganze Aufregung

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