Hypnose
wie es zur Tat gekommen ist? Es ist verständlich, dass Sie diffuse Ängste haben, Ihre Gedanken heute nicht zur Ruhe kommen und Sie Mühe haben, sich zu entspannen und fallen zu lassen.«
Doktor Brinkhus hatte ihre Gedanken ausgesprochen. Sie vertraute dem Therapeuten zwar, dennoch kostete es sie heute nach der Tat noch mehr Überwindung als in den Sitzungen zuvor, sich in Hypnose versetzen zu lassen.
»Ich … ich glaube, ich bin heute zu aufgewühlt«, sagte Inka. »Ich muss ständig an Annabel denken und warum sie das wohl getan hat.«
»Was zwischen meiner Schwägerin und ihrem Partner vorgefallen ist, werden die Ermittlungsbehörden klären. Es ist wichtig, dass Sie zur Ruhe kommen, sehr wichtig, damit Sie neue Kraft schöpfen können. Diese Kraft werden Sie noch brauchen. Erlauben Sie Ihrem Geist und Ihrem Körper neue Energie aufzunehmen und lassen Sie langsam von Ihren Sorgen los. Sie sind hier an einem Ort der Ruhe und der Erholung. Gönnen Sie sich diese Entspannungspause und erlauben Sie sich zu spüren, wie erschöpft Sie sind, und wie schwer alles für Sie ist. Schauen Sie nach innen, horchen Sie in sich hinein.«
Inka atmete noch einmal tief durch. Nach den grauenvollen Ereignissen erlaubte ihr dieser Mann nun erst einmal innezuhalten, auf sich selbst und auf ihre Gefühle zu achten? Sie sollte ganz sie selbst sein? Niemand erwartete jetzt eine Inka, die stark war und gut funktionierte? Mit ihrem nächsten Atemzug verspürte Inka Erleichterung. Ein Gefühl, das sie vertiefen wollte.
Doktor Brinkhus vergewisserte sich mit einem fürsorglichen Blick, dass sie nun bereit war, und begann zu sprechen: »Suchen Sie sich einen Punkt, auf dem Sie Ihren Blick ruhen lassen. Dieser Ruhepunkt verschwimmt nach und nach, Ihre Lider werden schwer, immer schwerer. Sie werden müde, immer müder. Es fällt Ihnen schwer, die Augen wieder zu öffnen, vermutlich finden Sie allein schon den Gedanken daran zu mühsam. Sie können es versuchen, aber dabei spüren Sie, wie müde Sie tatsächlich sind. Dafür können Sie jetzt Ihren Blick nach innen wenden, und Sie sehen einen Aufzug mit geöffneten Türen vor sich, in den Sie jetzt einsteigen.
Der Lift setzt sich langsam in Bewegung und führt Sie tiefer und tiefer. Noch tiefer. Das Gefühl Ihrer rechten Hand verändert sich, Sie spüren, wie sie leichter und leichter wird, sie beginnt sich zentimeterweise nach oben zu heben. Ihr gesamter Arm hebt sich nun, waagrecht zum Boden, von ganz allein, schwebt langsam höher und höher. Ich berühre jetzt Ihr Handgelenk, und Sie können es zulassen, dass ich Ihre Hand noch weiter nach oben führe. Ihr Arm ist nun in angenehmer Position erhoben, er hat keinen Kontakt mehr zu Ihrem Oberschenkel, und Sie können ihn nicht senken. Er bleibt wie von selbst erhoben, und erst wenn ich es Ihnen sage, können Sie ihn wieder senken. Und nun achten Sie bitte darauf, wie gut Ihr Arm das macht. Sie können stolz darauf sein.
Und was die eine Hand so gut kann, sollte man der anderen nicht verwehren. Ihre andere Hand war die ganze Zeit sehr aufmerksam, sie hat gut zugehört, mitgedacht und mitempfunden und ist nun bereit, das Gleiche zu tun, nämlich völlig leicht zu werden und selbstständig nach oben zu gehen, ganz von allein. Sie brauchen sich um diese linke Hand überhaupt nicht zu kümmern, Sie überlassen es völlig Ihrem Unbewussten, sie Stück für Stück nach oben zu bringen, höher und höher … Sie merken, wie Ihr Unbewusstes mehr und mehr die Kontrolle übernimmt, wie es Ihre linke Hand mehr und mehr nach oben führt, sie höher und höher geht und den Arm mitnimmt … Sie können es nicht verhindern, es ist Ihr Unbewusstes, das sich darum kümmert. Und in diesen Prozess sollten Sie nicht willkürlich eingreifen. Ganz im Gegenteil, je mehr Sie das versuchen, umso vehementer wird er sich heben. Ihr Unbewusstes, dem Sie blind vertrauen, hat die Regie übernommen, und das ist gut so.
Und nun versuchen Sie, sich zu erinnern. Was geschah an jenem Abend des 22. Dezember? Versuchen Sie, sich daran zu erinnern! Was kommt Ihnen als Erstes in den Sinn? Können Sie etwas sehen oder spüren?«
»Ich habe leichte Wehen, aber ich glaube irgendwie nicht daran, dass vor dem Geburtstermin in knapp drei Wochen etwas passieren wird. Ich sage meinen Gästen nichts, weil ich niemanden in Aufregung versetzen will, und weil ich meine letzte vorweihnachtliche Feier vor dem einschneidenden Ereignis genießen möchte. Wir amüsieren uns, es ist
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