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Hypnose

Hypnose

Titel: Hypnose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Beerwald
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überprüfen, dich ganz korrekt verhalten, dann können sie dich nicht angreifen.«
    »Natürlich, Vater.«
    »Evelyn, hast du meinen Kontostand geprüft? Ist das Geld noch da?« Seine Augen waren starr auf seine Tochter gerichtet, und trotzdem war da ein Flackern in seinem Blick.
    »Ja, Vater. Es fehlt nichts.«
    Ihr Dialog klang fast wie früher in Inkas Ohren. Brunner hatte bei der Erziehung seiner Töchter ein strenges Regiment geführt. Ein liebevoller Vater war er gewesen, solange alles nach seiner Vorstellung lief. Jede Minute Verspätung führte zu einer Stunde Hausarrest, jede unerledigte Hausaufgabe zu einer von ihm zusätzlich aufgegebenen Strafarbeit. Noten schlechter als drei wagten die beiden Mädchen nicht nach Hause zu bringen. Nachdem Evelyn nach dem Abitur zum Studium nach München gegangen war, war sie nicht etwa frei, sondern musste sich jeden Tag um Punkt achtzehn Uhr zu Hause melden. Tatsächlich machte sie das auch, verschob sogar Termine dafür. Hörigkeit war das Stichwort, das Inka aus heutiger Sicht dazu einfiel.
    »Evelyn, du musst meiner Haushälterin sagen, dass sie gut auf sich und das Haus aufpassen muss.«
    »Natürlich, Vater, das mache ich. Herta geht es gut. Sie lässt dir übrigens beste Genesungswünsche ausrichten und hofft, dass du bald entlassen wirst. Und wie auch die letzten gut fünfundzwanzig Jahre wird sie zu aller Zufriedenheit das Haus hüten. Es ist alles in Ordnung, Vater.«
    »Nein, Evelyn, nichts ist in Ordnung. Jemand will mir mein Geld wegnehmen, alles, was ich habe – mein Haus, euer Elternhaus, soll zwangsversteigert werden. Und sie wollen mich umbringen – sie werden unsere gesamte Familie auslöschen!« Brunner dämpfte seine Stimme, und allein seine leisen Worte klangen bedrohlich. »Gestern Nacht war jemand in meinem Zimmer …«
    »Das wird ein Pfleger gewesen sein.« Evelyn mühte sich, ruhig zu bleiben, und die Resignation klang nur leicht in ihrer Stimme durch.
    »Nein, es war eine Frau«, korrigierte sie ihr Vater. »Genauer gesagt ein Engel mit schönen blonden Haaren. Die Gestalt ist aber sofort wieder verschwunden, ohne mich anzusprechen, als er gemerkt hat, dass ich wach bin.«
    »Vater, das war bestimmt die Nachtschwester, die nachsehen wollte, ob mit dir alles in Ordnung ist. Man kümmert sich hier gut um dich.«
    »Das gehört zum Plan. Ich werde hier gefangen gehalten, damit sie draußen ihr kriminelles Werk in Ruhe vollenden können, bevor sie mich zum Schluss umbringen.«
    Es klang so ernst, was er da sagte, so überzeugt, dass Inka, die bislang mit großer Betrübnis zugehört und alles zunächst als wirre Gedanken eingeordnet hatte, nun doch aufhorchte.
    Evelyn setzte ein Lächeln auf und wiederholte geduldig: »Du bist hier drin sicher, Vater. Es kann dir nichts passieren. Du solltest dich nicht so aufregen.«
    »Ich will hier raus. Man hält mich hier fest.«
    »Es ist besser, wenn du noch ein Weilchen hierbleibst und deine Medikamente nimmst, bis du wieder gesund bist.«
    »Ich nehme diese Medikamente nicht. Ich bin schlauer als alle diese Pfleger hier, die mir den Mund kontrollieren, ob ich dieses teuflische Zeug auch wirklich geschluckt habe. Die stecken doch alle unter einer Decke! Ich will raus hier! Ich bin gesund!«
    »Du weißt, dass du sonst wieder Spritzen bekommst«, erinnerte ihn Evelyn, wagte aber nicht, diesen Satz als Drohung auszusprechen. Es klang mehr wie eine flehende Bitte.
    »Ich muss Ihrer Tochter recht geben«, schaltete sich Inka ein. »Sehen Sie es doch mal so: Die Anzahl der Pfleger, Ärzte und Patienten ist überschaubar, und das gibt Ihnen die Möglichkeit, die Leute genau zu beobachten und eine eventuelle Gefahr einzuschätzen.«
    »Und es gibt gar keine Gefahr, das wirst du dann einsehen«, fügte Evelyn hinzu.
    »Kann Inka noch ein bisschen dableiben?«, fragte Brunner und fixierte sie.
    »Äh …«, sagte Inka und fühlte sich in die Schulzeit zurückversetzt. Früher hatte Annabel genau diese Frage ihrem Vater immer gestellt. Abwartend hatten sie beide auf der Schwelle zu seinem häuslichen Arbeitszimmer im Keller gestanden, das niemand außer ihm betreten durfte, nicht einmal die Haushälterin zum Putzen.
    »Inka muss heute noch arbeiten«, sagte Evelyn ausweichend.
    »Hast du den Tod deines Babys schon so gut verkraftet, dass du wieder arbeiten kannst? Annabel hat mir von diesem Schicksalsschlag erzählt.« Sein forschender Blick, der nach der Wahrheit verlangte, ließ Inka nicht los. Sie hatte das

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