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Hypnose

Hypnose

Titel: Hypnose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Beerwald
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auf Peters Heimkehr. Er war am Nachmittag auf einen Sprung zu Hause gewesen, hatte ihr eine Nachricht in der Küche hinterlassen, und wollte noch einmal kurz ins Büro fahren. Nun war es schon halb zehn.
    Inka hatte im Haus alle Fenster aufgerissen und die Lichter ausgemacht, damit die Stechmücken sich nicht ihr Schlafzimmer als Jagdrevier für die Nacht aussuchten. Sie streckte ihre Füße aus und zeichnete mit ihren nackten Zehen imaginäre verschlungene Pfade auf das warme Terrassenholz. Den zerknüllten Zettel, den Brunner ihr heimlich zugesteckt hatte, hatte sie beim Heimkommen in den Mülleimer geworfen. Kurz hatte sie noch überlegt, ob sie die Warnung ihrem Mann zeigen sollte, doch Peter verstand bei solchen Dingen von Berufswegen keinen Spaß und würde sich nur übertriebene Sorgen machen. Im Gegensatz zu heute Mittag war sie jetzt ruhig und mit etwas Abstand und nach einer kühlen Dusche betrachtet, empfand sie nicht nur die Botschaft als irrwitzig – nein, sie glaubte zunehmend daran, dass sich Annabels Unschuld herausstellen würde und ihre Freundin freikäme. Evelyn wollte gleich am Montag früh zum Gericht gehen, um für sie beide eine Erlaubnis für einen Besuch in der U-Haft zu beantragen. Am Wochenende war kein Zuständiger für das Gesuch erreichbar. Hoffentlich zeigte sich der Haftrichter ihrem Ansinnen gegenüber aufgeschlossen.
    Ein knacksendes Geräusch kam aus der Wohnung, wahrscheinlich Schritte auf dem Parkettfußboden, dachte Inka und drehte sich um, da sie Peter erwartete; doch sie schaute nur ins dunkle Wohnzimmer. Seufzend nahm sie ihr Glas und trank es in einem Zug leer. Da sie immer noch Durst hatte und nach der heutigen Aufregung fand, sie könnte sich ruhig noch einen zweiten Drink genehmigen, erhob sie sich und ging hinein. Um die Mücken nicht ins Haus zu locken, schaltete sie das Licht nicht an. Sie durchquerte das Wohnzimmer, orientierte sich an den Umrissen der Möbel, vorbei an dieser neuen Ordnung in ihrem Leben, an die Peter sich klammerte und an die sie sich nur schwer gewöhnen konnte.
    In der Küche schloss sie das Fenster und schaltete die sanfte Beleuchtung des Dunstabzuges per Touchpanel ein. Peter liebte diese modernen elektronischen Dinge. Der Fliesenboden kühlte ihre nackten Füße, und sie blieb einen Moment mitten in der Küche stehen und genoss das angenehme Gefühl. Hier oben in Botnang, sozusagen auf dem Rand des Stuttgarter Kessels, hatte man an heißen Tagen wenigstens nicht mehr das Gefühl, im eigenen Sud zu kochen.
    Inka stellte ihr Glas in das vorgesehene Außenfach des American-Style-Kühlschranks und betätigte den Knopf für den Eiscrusher. Das Ding machte einen Höllenlärm, während kleine Eisstückchen in das Glas rasselten.
    Beim Wodka war Inka großzügig, schließlich war auch viel Eis im Glas, das restliche Drittel füllte sie mit Bitter Lemon auf. Beim Gang auf die Gästetoilette fiel ihr Blick auf die Flurwände, an denen Postkarten von Freunden aus aller Welt hingen. Guatemala, Boston, Sydney – Griechenland war natürlich vertreten, immerhin reisten Annabel und Jannis ständig dorthin –, aber auch eine Karte vom Bodensee, wo Peter vor gut zwei Jahren bei einer Fortbildung gewesen war. Das Motiv zeigte allerdings keine Landschaft, sondern einen Teddy, der im Mondschein einsam auf einem Hügel saß und in den Sternenhimmel schaute. Miss you , stand darüber. Peter konnte wirklich süß sein. Es war nur ein Wochenendseminar gewesen, und dennoch hatte er ihr diese Karte geschickt.
    Inka wusch sich die Hände und warf dabei einen flüchtigen Blick in den Spiegel. Wie schnell sich das Leben ändern konnte. Vielleicht hatte Jannis, so wie sie jetzt, kurz in den Spiegel geschaut, als er von der Party nach Hause gekommen war und sich auf sein Bett gefreut. Vielleicht wollte er an Annabel gekuschelt den Abend ausklingen lassen und dabei noch Pläne fürs Wochenende schmieden.
    Ein Uhr zwölf – Inka wusste noch genau, dass um diese Uhrzeit Peters Handy vergangene Nacht geklingelt hatte. Und dass Annabel und Jannis sich um halb zwölf verabschiedet hatten, um ihren zehnminütigen Nachhauseweg im Auto anzutreten. Was war in den eineinhalb Stunden passiert?
    Inka ging zurück in die Küche und rief sich dabei das Bild vom Tatort in Erinnerung, doch ihr Kopf weigerte sich, den Anblick länger als den Bruchteil einer Sekunde vor Augen zu behalten. Tatsache aber war, Jannis lag im Wohnzimmer und nicht im Schlafzimmer. Die beiden hatten offenkundig

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