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Hypnose

Hypnose

Titel: Hypnose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Beerwald
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noch eine Flasche Wein aufgemacht. Wie viele Gläser standen auf dem Tisch? War noch jemand da gewesen? Oder hatte der Mörder ihnen in der Wohnung aufgelauert? Und wenn es einen anderen Täter gab, wie konnte er Annabel zu einem falschen Geständnis zwingen? Zu viele Fragen, keine Antworten.
    In dieser Konstellation sah sie als Journalistin normalerweise den Reiz, sich zu beweisen und die Wahrheit auf schnellstmöglichem Weg herauszufinden. Das war auch jetzt ihr Ziel, aber sie war keine Superheldin, die ohne emotionale Schwächen über die Leinwand lief und der scheinbar minderbemittelten Kripo binnen zwei Stunden mit einem Lächeln die Lösung präsentierte. Im Moment wusste sie nicht einmal genau, was sie tun sollte, und sie wünschte sich einfach nur, stark genug zu sein, um Annabels Unschuld beweisen zu können.
    Unser Freund Jannis ist tot. Ermordet von Annabel, seiner Verlobten, von meiner besten Freundin. So oft sie sich das gedanklich vorsagte, so wenig konnte sie es begreifen. Verdammt, ein Mord in ihrem Freundeskreis! Das war so verstörend, dass sie kaum zu einem klaren Gedanken fähig war – aber genau darauf kam es jetzt an.
    Sie steckte einen Strohhalm ins Glas und trank schon im Flur einen Schluck, der ihr jedoch beinahe in die Luftröhre geriet. Da war jemand im oberen Stockwerk. Leise Schritte auf dem knarrenden Parkett.
    Inka verharrte in der Nähe der Treppe, die hinauf zu ihrem Arbeitszimmer, dem Schlafzimmer und dem Bad führte, und bewegte keinen Muskel mehr. Schritte. Eindeutig.
    War Peter heimgekommen und gleich nach oben gegangen? Nein, er schaute immer nach ihr und begrüßte sie. Hatte etwa ein Einbrecher die offenen Türen und Fenster als Einladung verstanden und sich ausgerechnet ihr Haus zum Ausrauben ausgesucht? Oder – jetzt trieb ihr eine Tatsache, die sie mit einem ärgerlichen Kopfschütteln abgetan hatte, die Gänsehaut über den Rücken: Die Terrassentür hatte den ganzen Tag über einen Spalt offen gestanden, weil sie diese in der Hektik am Morgen zu schließen vergessen hatte. Wieder Schritte. Da war definitiv jemand. Vielleicht sucht er gar kein Diebesgut, ging es Inka durch den Kopf, sondern etwas anderes. Mich. Der Zettel mit der Warnung stand ihr auf einmal wieder klar vor Augen.
    Seien Sie vorsichtig, Inka. Jemand will Sie umbringen.
    Sie musste die Polizei alarmieren, Peter anrufen. Verdammt, warum war er nicht hier? Ihr Handy lag in der Küche. Ruhig bleiben. Ganz ruhig. Sie musste nur an ihr Handy drankommen, und dann nichts wie raus hier.
    Auf Zehenspitzen setzte sie einen Fuß vor den anderen. Nur noch vier, fünf Schritte. Vor Anspannung atmete sie flach. Die Küchentüre knarrte ein klein wenig, als sie sie aufschob, und Inka zuckte zusammen. Sie biss sich auf die Lippen, streckte vorsichtig ihre Hand aus und griff nach ihrem Telefon. Geschafft.
    Da hörte sie ein Geräusch von oben, die erste Treppenstufe knackte. Der Eindringling hatte noch gut zehn Stufen vor sich. Sie noch zwei Meter bis zur Haustür.
    Inka sprintete los und riss die Tür auf. Die Dunkelheit des bewachsenen Vorgartens war ihre Rettung. Schnell versteckte sie sich zwischen Garage und Zaun hinter einer der mannshohen Koniferen. Die angelehnte Haustür behielt sie dabei fest im Blick. Sie war nicht mehr Herrin der Lage, aber ihre Position verlieh ihr eine kleine Sicherheit, auch wenn sie nah am Haus war. Beobachten, konfrontieren, das war ihr täglich Brot. Aber als Journalistin musste sie für Lokalredaktionen nur über Gewaltverbrechen s chreiben. Klassische Schule, die sieben W-Fragen, einfacher Bericht. Das durfte nicht ihr selbst passieren .
    Inka löste die Tastatursperre ihres Handys. Das Display leuchtete in der Dunkelheit auf, und sie drückte hektisch die Taste, unter der sie Peters Nummer eingespeichert hatte. Bitte sei erreichbar , betete sie. Als keine Mailbox ansprang, sondern tatsächlich das Rufzeichen ertönte, atmete sie erleichtert auf. Doch es klingelte weiter, ohne dass er abnahm. Wo war er nur? Sie presste ihr Handy ans Ohr, und plötzlich hörte sie seine Stimme.
    »Jaa, mein Igelchen?«, fragte er gedehnt.
    In der Leitung rauschte es.
    »Peter«, zischte sie mit zusammengepressten Zähnen, »du musst sofort heimkommen!«
    »Was ist los, Inka? Wo bist du?«
    »Vor unserem Haus … Ich … ich bin geflohen. Jemand ist im ersten Stock oben. Ein Einbrecher, irgendjemand, vielleicht will er mich umbringen.«
    »Oh nein …« Peter lachte jetzt fast. »Das bin doch

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