Hypnose
Warum fragte er nicht gleich: Bist du verrückt geworden?
»Aber Rebecca war bis gerade eben doch hier gewesen, Peter! Hier bei mir in der Küche! Wieso hätte sie bei dir im Auto sitzen sollen?«
Ihre Freundin stand schweigend und mit überraschtem Gesichtsausdruck im Flur.
Peter sah von ihr zu Inka und sagte: »Rebecca hat dir vorhin nur etwas vorbeigebracht, und ich habe sie gleich wieder mit in die Stadt genommen.«
Inka war geschockt. Sie wusste nicht mehr, was sie denken sollte. Hatte sie sich das alles nur eingebildet? Die Bedrohung durch Rebecca hatte sich so lebensecht angefühlt, so unmittelbar, dass sie es kaum glauben konnte …
Peter streichelte ihr über die Wange. »Schatz, was ist denn nur in dich gefahren?«
Inka wollte, dass dieser Wahnsinn in ihrem Kopf aufhörte und sich so etwas nicht mehr wiederholte. Sie musste wieder Herrin über ihren Verstand werden.
»Danke, es geht schon wieder«, sagte sie und versuchte dabei, munter zu klingen.
»Es geht schon wieder?«, echote Peter, als habe er einen schlechten Scherz gehört. »Du hattest soeben eine waschechte Halluzination! Und die Idee mit dem Einbrecher gestern … Igelchen«, sagte er behutsam, »ich denke, du brauchst einen Arzt. Ich fahre dich in die Klinik.«
»Nein, keine Klinik. Keinen Arzt. Peter, bitte, keinen Arzt! Ich kriege mich schon wieder auf die Reihe. Ich muss heute einfach mal früher ins Bett gehen. Ich habe die letzten Nächte schlecht geschlafen. Immer wieder solche Kopfschmerzen gehabt … Kommt, setzen wir uns rüber. Mir geht es gut, wirklich. Ich brauche bestimmt keinen Arzt.«
Widerstrebend holte Peter eine Flasche Sprudel und drei Gläser.
Inka konnte es nicht glauben: Hatte sie wirklich gerade eine Halluzination gehabt? Sie hatte sich doch mit Rebecca in der Küche unterhalten!Hörte sie etwa Stimmen? Das war unheimlich. Oder waren das ihre eigenen Gedanken gewesen, ausgelöst durch eine bestimmte Erinnerung? Oder wurde hier ein Spiel gespielt, dessen Regeln ihr ganz und gar nicht behagten? Oder, oder, oder …
Sie versuchte den Blick zu deuten, den Peter und Rebecca miteinander tauschten. Beide wirkten nervös, als sie sich im Wohnzimmer niederließen. Warum? Weil sie befürchteten, dass sie psychisch schwer erkrankt war? Oder verband die beiden ein Geheimnis?
»Evelyn kommt bestimmt gleich«, sagte Inka, nur damit die Stille unterbrochen war.
Peter schaute sie prüfend an. »Evelyn kommt bestimmt?«
»Ja. Offenbar verspätet sie sich nur etwas. Ich hole schon mal den Kuchen.«
In der Küche überprüfte sie ihr Handy auf Nachrichten. Inka trug es nicht mehr am Körper, seit ihr Evelyn in der Schwangerschaft davon abgeraten hatte, weil man befürchtete, dass die Strahlung schädlich sein könnte. Ob das wirklich stimmte, bezweifelte sie zwar, aber sie wollte damals alle negativen Umwelteinflüsse nach bestem Wissen und Gewissen von ihrem ungeborenen Schatz fernhalten – und danach war sie bei dieser Gewohnheit geblieben, auch wenn sie deswegen ihr Handy öfters zu Hause vergaß.
Auf ihrem Handy blinkte eine ungelesene Nachricht. Von Evelyn. » Hallo Inka, kann heute leider nicht kommen. Fühle mich nicht gut. Alles ein bisschen viel. Morgen reden wir, ja? LG Evelyn.«
Wenigstens funktionierte ihr Gehirn so weit noch richtig, dass sie sich nicht irgendwelche Verabredungen einbildete.
Nachdem sie zwei Kuchenteller auf dem Couchtisch abgestellt hatte, hielt sie Peter das Handy wie zum Beweis hin.
»Ich habe dir doch geglaubt, Schatz!«, sagte er, aber es klang irgendwie unaufrichtig.
Rebecca spielte eine Weile nervös mit einer Haarlocke ihres Pferdeschwanzes, dann schien ihr etwas einzufallen und sie griff nach der Basttasche zu ihren Füßen. »Das Buch hier wollte ich dir eigentlich vorbeibringen. Ich hatte ja gestern Abend an der Ausleihtheke Dienst und habe im Regalfach zufällig eine Bestellung von dir gesehen. Und da diese mit EILIG gekennzeichnet war und am Abend noch immer dort lag, habe ich angenommen, dass du wohl keinen Nerv mehr hattest, das Buch abzuholen. Und als ich den Titel gelesen habe, dachte ich mir, ich bringe es dir vorbei.« Rebecca zog das Buch aus der Tüte und legte es ihr hin.
» Hypnose, Einführung in Theorie und Praxis «, las Inka, und ein merkwürdiges Gefühl machte sich in ihrer Magengegend breit. Sie hatte in letzter Zeit kein Buch bestellt.
»Du beschäftigst dich ja sehr mit dem Thema«, sagte Rebecca.
»Ich habe Inka schon gesagt, dass ich diese ganze
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