Hypnose
keine Party bei euch so kurz vor Heiligabend!«
»Doch, natürlich, du warst doch auch da!«
»Nein, ich habe die Tage vor Weihnachten bei mei nem Vater im Krankenhaus verbracht, nachdem er seinen Schlaganfall hatte. Ihr wolltet eine Babyparty machen, ja, aber du hast die Einladung ein paar Tage vorher zurückgezogen, weil du immer wieder Wehen hattest. Inka, kannst du dich daran nicht mehr erinnern? Denkst du wirklich, die Party hätte stattgefunden?«
Jetzt wurde ihr schlechtes Gefühl im Magen zu einem dicken, schwer verdaulichen Klumpen. Sie schob ihren Kuchenteller beiseite. Ihre Erinnerungen an diese Babyparty waren so real – aber war das die Unterhaltung in der Küche nicht auch gewesen? Inka fröstelte. Werde ich verrückt? Genauso wahnsinnig wie Doktor Brunner? Nein, mit mir ist alles in Ordnung. Re i ß dich zusammen, Inka.
»Ist das auch so eine Art Halluzination, dass du an die Party glaubst?«, fragte Rebecca und legte ebenfalls die Gabel weg.
»Ich werde das mit Doktor Brinkhus besprechen. Er sagt, ich leide an einer posttraumatischen Belastungsstörung, und da treten auch Gedächtnisstörungen auf. Könnte sein, dass ich mir da etwas zusammengereimt habe. Das muss ich klären, und genau deshalb werde ich weiterhin diese Hypnose-Therapie machen, auch wenn Peter dagegen ist.«
Mit einem Kopfnicken deutete Rebecca auf ihre mitgebrachte Lektüre. »Wie viel weißt du schon über Hypnose?«
Inka nahm das Buch in die Hand, drehte und wendete es, las den Klappentext und hoffte, dass sich dabei eine Erinnerung einstellen würde.
»Rebecca, das hört sich jetzt wahrscheinlich wieder merkwürdig an, aber ich habe dieses Buch nicht bestellt. Ich war am Samstag gar nicht in der Landesbibliothek. Dazu hätte ich auch gar keine Zeit gehabt! Morgens habe ich erfahren, dass Jannis tot ist, und anschließend bin ich auf direktem Weg zu Peter ins Büro gefahren, danach zur Hypnotherapie, und nachmittags war ich mit Evelyn zusammen bei ihrem Vater. Dann bin ich nach Hause gefahren.« Inka war fast ein wenig stolz, dass sie all diese Dinge, ohne zu stocken, mit einem Gefühl der Stimmigkeit aus ihrem Gedächtnis hervorgebracht hatte.
»Aber das ist merkwürdig.« Rebecca rieb sich die Nasenwurzel und zog dann den Leihschein heraus, der aus dem Buchblock unten ragte. »Das ist doch deine Leihkontonummer. 122 144 881. Die kann ich auswendig, so oft, wie du was für deine Recherchen bestellst. Na ja, in letzter Zeit ja nicht mehr, aber nur du kannst mit deiner Nummer Bücher bestellen. Oder hast du jemandem dein Passwort verraten?«
»Nein, natürlich nicht! Moment, wann wurde das Buch überhaupt bestellt?« Inka nahm Rebecca den Ausdruck aus der Hand, überflog noch einmal die Daten, sah den Eil t -Vermerk, und ihr Blick fiel auf Datum und Uhrzeit. Der Tag der Einweihungsparty, Freitagvormittag um 10:12 Uhr. Zu dieser Uhrzeit könnte sie in der Bibliothek gewesen sein. Nur warum wusste sie verdammt noch mal nichts davon? Hilflos blätterte sie das Buch durch und stieß dabei auf einen zweiten Zettel, ebenfalls im Format eines Begleitscheins, der fest in den Buchfalz geklemmt war.
»Ach, siehst du, jetzt klärt sich alles«, rief Inka erleichtert aus. »Ein Irrläufer! Hier steckt der Korrekturschein.« Sie wedelte triumphierend mit dem Papier, doch dann wurde sie stutzig. So viele Zeilen gab es auf keinem Korrekturschein. Also hat jemand seine ausgedruckten Notizen im Buch vergessen. Sie las den Text, und bereute schon bald ihre Neugierde …
DAS SPIEL DES LEBENS
– Spielanleitung –
für 2-3 Spieler
Grundregel: Das Spiel folgt allein meinen Regeln.
Ziel des Spiels: Ein schonungsloser Blick in die Ab gründe der menschlichen Psyche, bei der es gilt, einen Weg aus dem tödlichen Labyrinth zu finden.
Spielvorbereitung: Die Karten werden gemischt und ungleich unter den Mitspielern verteilt.
Spielablauf: Die Nerven zerreißende Jagd wird mit verdeckten Karten gespielt. Wird das Spiel durch ungebetene Mitspieler beeinflusst, verlierst du dein Leben.
Spielende: Die Figur, die am Ende überlebt hat, hat gewonnen.
Spielbeginn: Ich bin zuerst an der Reihe. Ich würfle die drei, die vier, dann springe ich über das Hindernis, danach folgen zweimal die fünf und einmal die zwei.
Jetzt bist du am Zug, Inka. Beeile dich. Du darfst kei ne Zeit verlieren. Du musst vor mir ankommen, wenn du gewinnen willst. Würfle und renne um dein Leben.
Und zu n iemandem auch nur ein Wort. Sonst hast du das Spiel verloren,
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