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Hypnose

Hypnose

Titel: Hypnose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Beerwald
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wie sie eben mit seiner zweiten Karte bezahlt.
    Als sie wieder ins Auto stieg, war sie so konfus, dass sie beim Drehen des Zündschlüssels vergaß, die Kupplung zu drücken. Das Auto machte einen Satz nach vorne und soff ab. Dabei rutschte ihr Geldbeutel vom Armaturenbrett in den Beifahrer-Fußraum. Inka beugte sich mit einem Ächzen hinüber, um ihn aufzuheben, und entdeckte dabei ein glitzerndes Steinchen auf der Fußmatte. Sie hob es auf – ein Ohrring. Wo kam der denn her? Sie hatte zuletzt Ohrringe getragen, da war die Quickly noch kein Oldtimer gewesen … Wer also trug solche Stecker und war hier im Auto mitgefahren? Auf Anhieb fiel ihr nur Rebecca ein, und zu der könnten die Ohrringe auch passen, auch wenn Inka sich nicht erinnern konnte, ob ihre Freundin an dem Tag, als Peter sie im Auto mit in die Stadt genommen hatte, welche getragen hatte. Inka steckte den Ohrring in das Münzfach ihres Geldbeutels und beschloss, Rebecca bei nächster Gelegenheit zu fragen. Jetzt hatte sie erst mal andere Dinge im Kopf.
    Das Graciosa del Mundo war ein kleiner spanischer Kosmos mitten in Stuttgart, und genau deshalb liebte sie das Lokal. Letzten Sommer hatte sie hier oft mit ihrem Laptop zwischen riesigen Topfpalmen unter weißen Sonnensegeln gesessen und Artikel geschrieben. Berieselt von spanischen Gitarrenklängen, das Murmeln am Nachbartisch, das Geschirrklappern und einen Teller mit wahnsinnig leckeren Tapas vor sich auf dem Tisch – eine perfekte Arbeitsatmosphäre. Oh, wie vermisste sie ihre Arbeit. Sie fand es herrlich, endlich mal wieder hier zu sein, und ließ sich im Halbschatten einer Palme in einen Korbstuhl sinken und schlug die Beine übereinander. Peter wird mich in meinem Kleid und mit dem veränderten Haarstyling auf den ersten Blick gar nicht erkennen , dachte sie und schmunzelte.
    Dem Kellner sagte sie, dass sie noch auf ihren Mann warten würde, und bestellte schon mal ihr Lieblingsgetränk, eine große Holunderblütenschorle, weil sie bei der Hitze sehr viel Durst hatte. Mit Peter zusammen wollte sie dann vielleicht abschließend ein Gläschen Moscatel genießen, eine süßliche Spielart des Sherrys. Für die Auswahl der Tapas musste sie gar nicht in die Karte schauen. Wie immer würde sie die kleinen kanarischen Schrumpelkartoffeln mit Meersalzkruste, papas arrugadas genannt, mit roter und grüner Mojo-Sauce, gefüllte Oliven und ein Eckchen frittierten Schafskäse nehmen.
    Inka schaute auf die Uhr. Es war zehn vor drei. Die Spannung stieg, doch die Geschichte mit dem Bankkonto wurmte sie. Hoffentlich ließ Peter sie nicht mehr allzu lange warten.
    Zwanzig Minuten später hatte sie bereits ihre zweite Schorle vor sich, aber von Peter war noch keine Spur zu sehen. Inka ließ ihren Blick über den kleinen Vorplatz schweifen. Dort auf dem Mäuerchen saß ein Mann mit Pferdeschwanz und schaute zu ihr herüber. Beobachtete er sie etwa? Was wäre, wenn die Einladung zu diesem Treffen doch nicht von Peter wäre? Aber noch ehe sie den Langhaarigen für verdächtig halten konnte, kam eine Frau auf ihn zu, küsste ihn und die zwei gingen zusam men los in Richtung Königsstraße, Stuttgarts Einkaufs meile.
    Da kam ein großer Mann im Anzug zielstrebig auf das Lokal zu. Moment, den kannte sie doch! Grau melierte Schläfen, runde Brille … – Lindemann! Ihr Chef von der Stuttgart aktuell .
    Auch er hatte sie unter der Palme entdeckt und hob nun erfreut die Hand. »Wie schön, Sie wiederzusehen, Frau Mayer!«, sagte er, als er vor ihr stand. »Ich hätte Sie auf den ersten Blick fast nicht erkannt.« Als er ihr die Hand gab, deutete er sogar eine kleine Verbeugung an – der Mann hatte noch Manieren. »Darf ich?«, fragte er und deutete auf den freien Korbstuhl neben ihr.
    »Ja, äh … gerne. Ich warte nur eigentlich auf meinen Mann.«
    Lindemann zog die Stirn kraus. »Er will bei unserem Treffen dabei sein?«
    »Bei unserem Treffen?« Inka sah ungläubig drein. »Moment mal … Dann haben Sie mir die Rosen geschickt?«
    Lindemann lachte. »Ich habe doch mein Kürzel auf die Karte setzen lassen. Und das ist nicht der erste Strauß, den Sie von mir bekommen. Sie wissen, wie gerne ich Blumen verschenke.«
    »Entschuldigen Sie, jetzt bin ich ganz durcheinander. Auf der Karte stand doch ILD für … Ich liebe dich, und Sie werden mir wohl kaum …«
    Ihr Chef sah amüsiert drein. »Das ist ja tatsächlich wie im Sommernachtstraum, nur dass in unserem Fall anstelle von Puck die Floristin für Liebesverwirrung

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