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Hypnose

Hypnose

Titel: Hypnose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Beerwald
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schwarzen CC, den sie anstelle ihrer Mathilda nur deshalb gerne fuhr, weil es ein Cabrio war. Auch wegen des sportlichen Zweisitzers hatte sich keiner im Freundeskreis damals vorstellen können, dass ein Baby die Familie erweitern würde. Die Mayers und eine Kombi-Familienkutsche? Nicht in diesem Leben! Und dennoch wäre es beinahe so weit gewesen …
    Heute würde sie alles dafür geben, dass Jonas lebte. Wie klischeehaft das klang , dachte sie, während sie in das winzige Kassenhäuschen der privaten Tankstelle ging, die es schon in ihrer Kindheit hier gegeben hatte. Dieses Gefühl, lieber selbst gestorben zu sein, konnte wahrscheinlich nur eine Mutter nachvollziehen, die ebenfalls ihr Kind verloren hatte. Wenn sie doch nur die Zeit zurückdrehen könnte, diesen schrecklichen Film, in dem sie sich seit Monaten befand, einfach löschen, die Kamera anders einstellen und neu anlaufen lassen. Wenn es nur so einfach wäre.
    »Die Fünf, Herr Brauchle«, sagte sie zum Kassenwart, als sie an der Reihe war. »Und mit EC -Karte, bitte.«
    Das Urgestein mit Brille und Hosenträgern warf einen Blick zum Fenster raus. »Heut’ gar net mit Ihrer Mathilda unterwegs, Frau Mayer?«
    Inka schüttelte lächelnd den Kopf, während sie die Geheimzahl eintippte. Hoffentlich würde sich der alte Brauchle mit seiner Tankstelle noch lange halten können. Nicht nur, weil er immer bestes Zweitaktöl für das Benzingemisch ihrer Quickly bereithielt, sondern weil er in seinem Kassenhäuschen eine der letzten Inseln inmitten der Großstadt war, wo man noch mit Namen angesprochen wurde.
    Das Gerät gab einen unangenehmen Piepton von sich. Zahlung nicht möglich , informierte das Display.
    »Kann das eine Leitungsstörung sein?«, fragte Inka.
    Der Tankwart kratzte sich die Bartstoppeln. »Des liegt eher an dr Bank, hatt’ ich bei Ihrem Mann kürzlich au scho.«
    »Das kann nicht sein, wir haben jeder eine Karte für das Haushaltskonto.«
    »Nee, nee, nicht die Karte selber. Jetzt heißt’s wieder Fehlercode 13 .«
    »Und was bedeutet das?«
    »Verfügungslimit überschritten. Da müssen’s mal wieder ein paar Euro aufs Konto überweisa, des hab ich Ihrem Mann aber au scho g’sagt.«
    »Ach so«, sagte Inka. In ihrem Kopf summte es, als hätte sie zu viel Benzin eingeatmet. Das Haushaltskonto war gleichzeitig auch das Sparkonto für etwas größere gemeinsame Anschaffungen oder Reisen. Okay, sie hatte in der vergangenen Zeit keinen Verdienst gehabt und somit nichts beisteuern können, aber da müsste trotz aller Ausgaben noch ein Sparpolster von gut zweitausend Euro drauf sein. Wie konnte das weg sein, ohne dass sie davon wusste?
    »Ähm … ja, dann zahle ich von meinem Konto.« Sie reichte Herrn Brauchle eine andere Karte.
    Diesmal ratterte und summte das Gerät nach der PIN -Eingabe.
    Inka atmete erleichtert durch. Ihr war die Situation peinlich, aber der Tankwart, der in dieser Hinsicht wohl einiges gewöhnt war, zuckte nur die Schultern und reichte ihr Zahlungsbeleg und Karte zurück.
    »Da bin ich jetzetle aber au froh, dass des funktioniert hat. Ihr Mann hat mir letztes Mal seinen Personalausweis dagelassen und am nächschten Tag bezahlt. Ich mein, des war mir zwar ein bisschen unangenehm, weil Ihr Mann doch fürs Gesetz arbeitet, aber ich muss mich ja drauf verlassen könna, dass ich mein Geld bekomm’. Des hat Ihr Mann zum guten Glück auch akzeptiert, dass ich da keine Ausnahme machen kann.«
    Ob man bei der Sachlage noch von Glück reden konnte, bezweifelte Inka und verabschiedete sich. Jedenfalls hatte sie sich diesen besonderen gemeinsamen Nachmittag nicht in Verbindung mit einem Gespräch über unklare Kontostände vorgestellt, dachte sie, als sie zurück zum Auto ging. Aber es schien so, als wäre eine Klärung dringend notwendig. Die Finanzverwaltung hatte sie immer Peter überlassen. Im Gegensatz zu ihr war er ein Zahlen mensch; ihr genügte es, wenn sie die Hoheit über ihr eigenes Konto hatte, von dem sie sich ihre Extras leis ten konnte, über die Peter aus männlicher Sicht nur den Kopf schütteln konnte. Extras wie eben auch die Hypnosestunden.
    Hatte Peter sich bei der Kalkulation der Renovierung verschätzt? Aber darüber hätte er doch mit ihr reden müssen! Die Kosten waren gut durchgerechnet gewesen, auch ohne ihr Gehalt. Und jetzt schien es so, als wäre kein Geld mehr da, weder auf dem gemeinsamen noch auf Peters eigenem Konto, sonst hätte er nicht seinen Personalausweis als Kaution dalassen müssen und hätte

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