Hypnose
gesorgt hat. Sie hat aus meinem ›Komma LD ‹ offensichtlich ein › ILD ‹ ge macht. Und das passiert mir, wo ich nach fünfundzwanzig Jahren immer noch glücklich verheiratet bin – wenn auch mit der wohl einzigen Frau auf der Welt, die sich nichts aus Blumen macht. Darum verschenke ich so gerne welche.«
Jetzt musste selbst Inka lachen, auch wenn ihre Freude dadurch getrübt wurde, dass sie sich auf einen gemeinsamen Nachmittag mit Peter gefreut hatte und sie zudem noch länger im Ungewissen wegen der Kontostände bleiben würde.
»Ich hoffe«, sagte Lindemann, »Sie sind jetzt nicht ent täuscht, mit meiner Gesellschaft vorliebnehmen zu müssen.«
»Nein, nein, ich freue mich«, versicherte Inka schnell. »Ich weiß, ich hätte mich längst bei Ihnen melden sollen, aber die letzte Woche stand unter einem schlechten Stern, weil ich den Tod eines Freundes verkraften musste.«
»Das tut mir sehr leid«, sagte ihr Chef vom Dienst. »Dieser Mordfall ist allerdings auch der Grund, weshalb ich Sie hergebeten habe. Als ich mich heute Nacht schlaflos mit dem Problem herumgewälzt habe, von wem wir noch Infos geliefert bekommen könnten, sind Sie mir plötzlich eingefallen. Wie elektrisiert konnte ich mich wieder daran erinnern, dass Sie mal erwähnt haben, mit Annabel Brunner und diesem Griechen befreundet zu sein. Das war der Grund für meine Einladung zum Spanier, an Ihren früheren Lieblingsarbeitsplatz. Sie ist Teil meines Plans, Sie unbedingt als feste freie Mitarbeiterin zurückzugewinnen.«
Inka schoss die Röte in die Wangen. Jahrelang hatte sie darauf hingearbeitet – um nicht zu sagen, geackert, so gefragt zu sein. Jetzt, wo sie psychisch noch nicht wieder auf der Höhe war, war es der falsche Zeitpunkt, aber das konnte und wollte sie ihm nicht sagen. Ob sie stark genug war, diese Herausforderung anzunehmen?
Lindemann war als Chefredakteur berüchtigt dafür, Texte gerne mal vor versammelter Mannschaft buchstäblich in der Luft zu zerreißen, wenn sie nicht durch präzise Recherche bestachen sowie durch lückenlose Argumentation und Sätze wie Schusspfeile, die jeder für sich ins Schwarze trafen. So umgänglich und charmant er auch sein konnte, bei der Arbeit fand nur journalistische Bestleistung Gnade vor seinen Augen.
Inka wusste, was er von ihr wollte.
»Herr Lindemann, es ist richtig, ich kenne das Opfer und die Tatverdächtige, aber ich weiß nicht, ob ich die weitere Berichterstattung über den Mordfall übernehmen sollte. Mein Mann war mit der Spurensicherung betraut – aber der Hauptgrund ist, dass ich emotional zu tief mit den Beteiligten verbunden bin.«
»Aber genau das brauche ich!«, beschwor er sie. »Frau Mayer, Sie sind die beste Frau dafür. Wer, wenn nicht Sie könnte Licht ins Dunkel bringen? Und ich will mehr als einen Bericht. Hintergründe, Erklärungen, das ist es, was unsere Leser in diesem mysteriösen Mordfall haben wollen.«
»Warum mysteriös?« Wie kam Lindemann zu dieser Annahme?
Der Chefredakteur nahm sein Glas vom Kellner entgegen und trank ein paar Schlucke, was Inka ungeduldig abwartete.
»Gestern Abend war Pressekonferenz«, fuhr Lindemann schließlich fort. »Bislang war der Staatsanwalt stumm wie ein Fisch, und die Pressestelle hat nur rudimentäre Fakten herausgerückt. Aber der Mordkommissionsleiter Czarnetzki hat wohl den Staatsanwalt vor der Pressekonferenz davon überzeugt, ein paar weitere Details an die Öffentlichkeit zu bringen. Das Geständnis von Annabel Brunner ist nämlich nur ein Teil geständnis, wie jetzt herauskam. Oder haben Sie Ihre Freundin ernsthaft für schuldig gehalten?«
Inka schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Von Anfang an erschien es mir rätselhaft, wie es zwischen einem heiratswilligen Paar, das auch nach Aussagen aller Nachbarn eine sehr harmonische Beziehung führte, zu einem Mord kommen konnte. Bekannt war ja bislang, dass sich keine fremden Spuren am Tatort feststellen ließen. Dabei bleibt die Kripo auch. Kein Einbruch, keine fremden Fingerabdrücke und auf der Weinflasche, dem Tatwerkzeug, ausschließlich die Abdrücke des Opfers sowie diejenigen von Frau Brunner. Wie man uns aber erst gestern Abend mitteilte …«, er machte eine Pause und trank von seiner Apfelschorle, »besagt das Obduktionsprotokoll, dass der Schlag mit der Weinflasche auf den Hinterkopf des Opfers zwar heftig war und – im Wortlaut – eine Rissquetschwunde in der Hinterhauptsregion mit Glassplitterantragungen verursachte, allerdings war diese
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