Hypnose
sie das letzte Mal ausgegangen war. Sich in eine Bar zu setzen, viele Leute um sich herum zu haben – wieder ein großer Schritt zurück in ihr altes Leben.
Noch drei Stunden.
✴
Eine Stunde zu früh war Inka abfahrbereit, obwohl sie trotz des kleinen Umwegs zur Tankstelle höchstens dreißig Minuten zum Spanier brauchen würde. Parken wollte sie im Parkhaus, das kostete zwar ein paar Euro, war aber eindeutig stressfreier. Ihre Nerven flatterten schon ziemlich, und sie fühlte sich wie ein Teenager vor dem ersten Date. Sie war durchs ganze Haus gewandert und hatte sich in jedem verfügbaren Spiegel gefühlte einhundert Mal angeschaut, und entgegen ihrer Unsicherheit saß bei jeder Überprüfung das klassische dunkelblaue Etuikleid sehr gut, und in den schwarzen Riemchenschuhen, die sie zuletzt vor bestimmt einem Jahr bei irgendeinem Presseempfang getragen hatte, bewegte sie sich trotz der Absätze elegant.
Inka lächelte sich im Garderobenspiegel an, und mit dem Handy am Ohr überlegte sie, ob sie ihre blonde Kurzhaarfrisur ab jetzt öfters mal glatt geföhnt im Emma Watson-Stil tragen sollte – das wirkte wesentlich femininer. In ihrem Job war sie, wenn sie aus einem männlichen Interviewpartner etwas herauskriegen wollte, zwar bislang auch mit der burschikosen Kumpelschiene gut gefahren, aber die Betonung ihrer weiblichen Rolle stand ihr gar nicht so schlecht, wie sie immer gedacht hatte. Nicht nur Rebecca mit ihren wilden Naturlocken konnte sexy sein – heute würde Peter bestimmt nicht Igelchen zu ihr sagen, davon war sie überzeugt. Mit Rebecca hatte sie zwischendurch auch telefoniert und sich ihr Wechselbad der Gefühle von der Seele geredet. Und wenn Peter jetzt mal ans Telefon gehen würde, wäre es gut, sie hatte es schon dreimal vergeblich versucht: Der gewünschte Gesprächspartner ist vorübergehend nicht zu erreichen.
Von wegen vorübergehend! Was war da los? War der Akku leer? Es würde ihm doch nichts passiert sein? Mit ihrer Quickly war er viel zu selten unterwegs, als dass er damit ein sicheres Fahrgefühl hätte haben können. Wenn er allerdings einen Unfall gehabt hätte, dann wäre sie bestimmt längst benachrichtigt worden, oder Andi hätte sich gemeldet.
Kurz entschlossen suchte sie Peters Dienstnummer aus dem Telefonspeicher. Auch wenn er es nicht mochte, dass sie ihn auf dem Festnetz im Büro anrief, musste sie es jetzt tun, denn es war quasi ein Notfall. Es könnte ja auch sein, dass Peter neben dieser spontanen Einladung zum Spanier noch eine weitere Überraschung für sie plante und deshalb nicht erreichbar war, aber so richtig daran glauben, konnte sie nicht.
Endlich wurde der Hörer abgenommen.
»Dormann, Apparat Mayer?«
»Oh … hallo, Andi. Inka hier. Ist Peter nicht da?«
»Grüß dich, Inka! Nein, der Peter war heute früh als Erster da, und um neun ist er schon wieder weg aus den heiligen Hallen. Wolltet ihr euch nicht einen schönen Tag machen? Ich hab ihm noch auf die Schulter geklopft, weil ich dachte, er ist jetzt endlich mal so vernünftig, sich eine kleine Auszeit zu gönnen.«
»Hattet ihr nicht noch um elf große Dienstbespre chung?«
»Dienstbesprechung? Nicht, dass ich wüsste! Ich war die ganze Zeit hier im Büro. Und wenn ich was verpasst hätte, hätte mich Czarnetzki in Handschellen vorführen lassen. Der kennt da keinen Spaß. Aber ihr solltet heute welchen haben! Wahrscheinlich hat dein Peter zu einer kleinen Notlüge gegriffen, weil er noch was für dich kaufen will, oder so.«
Inka merkte, dass sie am Telefon rot wurde. »Ja, dann … danke dir und sorry wegen der Störung!« Sie verabschiedete sich und legte auf. Jetzt war sie aber wirklich auf Peters Überraschung gespannt! Wenn sie nicht schon verheiratet wären, könnte sie glatt vermuten, er würde einen Antrag vorbereiten.
Vor Aufregung hielt sie nichts mehr im Haus, und sie machte die Tür hinter sich zu.
Gleich nach Anlassen des Motors leuchtete die Anzeige für den Reservetank auf, und das Display zeigte noch zwanzig Kilometer Reichweite. Das war absolut untypisch für Peter, den Wagen bis auf den letzten Tropfen leer zu fahren, weil er zu denjenigen gehörte, für die ein halb volles Glas bereits halb leer war und die das Tanken auch im größten Stress nicht vernachlässigten. Da konnte man sehen, wie sehr ihn die Aufklärung des Falles beschäftigte , dachte Inka, als sie an der Tankstelle zum Füllstutzen griff.
Binnen weniger Minuten schwappten knapp einhundert Euro in den
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