Hypnose
Jannis umbringt!«
»Und macht Evelyn nicht weniger verdächtig. Doch mit hundertprozentiger Sicherheit hat dich gerade jemand anderes als Evelyn überfallen. Da sie bei den Kollegen war, isch ihr Alibi wasserdicht.«
»Verdammt«, entfuhr es Inka. »Andi, auf meinem Laptop … da gibt es eine Datei mit dem Namen Jonas . Darin sind Drohungen gegen mich. In Form einer Spielanleitung …«
Ein übles Gefühl, sich trotz der Warnung an die Polizei zu wenden, verschärft durch den Hintergrund, dass es Peter gewesen sein könnte … Aber die Wahrheit musste ans Licht, wenn sie überleben wollte.
»Wann wurde die Datei erstellt?«
»Am Samstag nach der Mordnacht um kurz vor zwölf Uhr mittags. Ich war nicht zu Hause. Ich habe das nicht geschrieben, Andi.«
»Könnte sich jemand Zugang zur Wohnung verschafft haben?«
»Ja, leider«, gab sie zu. »Die Terrassentür war den ganzen Tag über offen. Aber ich habe ein Passwort für meinen Laptop.«
Andi winkte ab. »Das bringt keinerlei Sicherheit. Dazu braucht man nicht mal großartige Hackerkenntnisse. Ist eine Sache von zwei, drei Minuten. Bei Bedarf findest du dazu Anleitungen im Internet.«
Andi nahm wieder ihre Hand. »Jetzt bleib erst mal ganz ruhig, wir werden deinen Laptop gleich unter die Lupe nehmen. Ich rufe jetzt Hagedorn an. Der sitzt im Schlossgarten und wartet auf mich, weil ich mit ihm dort auf ein Bier verabredet bin. Du hast mich gerade noch im Büro erwischt ….«
Andi griff zu seinem Handy, sprach kurz mit dem Rechtsmediziner, erklärte ihm den Vorfall und nannte ihm die Adresse. Dann sagte er: »Hagedorn wird in fünfzehn Minuten da sein und deine Verletzungen begutachten.«
»Ich bin doch keine Leiche!«, sagte Inka entrüstet.
Andi schmunzelte. »Ein Rechtsmediziner untersucht auch lebende Gewaltopfer und erstellt gerichtstaugliche Dokumentationen. Was die Interpretation von Verletzungen angeht, ist er ein richtig guter Spürhund. Dem fallen Sachen auf, die sonst keiner sieht, und das könnte uns vielleicht auf eine Spur bringen. Du vertraust ihm doch, oder?«
»Spielt das eine Rolle? Ich hatte bei ihm in Tübingen so etwas wie einen Zusammenbruch und musste mich übergeben. Das ist mir ziemlich peinlich.«
»Ich weiß, er hat’s mir erzählt. Du warst wohl recht verwirrt.«
»Wenigstens sieht er dann, dass ich mir diesmal nichts eingebildet habe. Es ist mir im Übrigen egal, wer mich untersucht. Hauptsache ich bin nicht das nächste Opfer, das obduziert werden muss. – Andi, ich habe Angst. Du bleibst doch so lange hier, oder?«
»Natürlich, auf jeden Fall. Ich bleibe bei dir, bis die Spurensicherung abgeschlossen ist und du in ärztliche Hände kommst. Nur wo Peter ist, würd’ mich interessieren.«
Peter … Wenn sie ganz ehrlich war, wollte sie sich irgendwo verkriechen, nur um nicht auf ihren Mann zu treffen.
»Ich kann ihn nicht erreichen. Er hat sein Handy ausgeschaltet.«
Über Andis Nasenwurzel bildete sich eine starke Falte. »Ihr habt doch Probleme miteinander!«
Inka war versucht, ihm von ihrem Misstrauen Peter gegenüber zu erzählen. Sie brachte es dann aber doch nicht fertig, ihn ans Messer zu liefern, solange sie sich mit ihrem Verdacht nicht hundertprozentig sicher war.
»Inka«, holte Andi sie mit sanfter Stimme aus ihrer Gedankenwelt zurück. »Alles okay mit dir?«
»Ja, ja. Alles gut. Ich habe nur nachgedacht.«
»Jemand hat dir auf ziemlich üble Weise mit dem Tod gedroht, so viel ist sicher. Und Peter wird nicht immer da sein können und auf dich aufpassen.«
»Du denkst an Personenschutz?«
»Mal sehen, was unser Chef Czarnetzki dazu sagt, aber ich halte es für angebracht.«
»Das heißt, ihr wollt mir einen Polizeiwagen vors Haus stellen oder regelmäßig Streife fahren und nach dem Rechten schauen?«, fragte Inka stirnrunzelnd. Allein die Vorstellung war ihr unheimlich, jetzt, da sie sich tatsächlich eingestand, in Gefahr zu sein.
Es bedeutete aber auch, sich auf Schritt und Tritt kontrollieren zu lassen, wenn sie sich in Sicherheit wägen wollte. Allerdings hatte sie definitiv nicht vor, so handlungsunfähig zu sein wie die letzten Monate. Dafür hatte sie sich nicht aufgerappelt und es sogar so weit gebracht, dass Lindemann ihr wieder einen fundierten Bericht zutraute. Vor allem aber hätte sie keine Chance mehr herauszufinden, wer Jannis tatsächlich umgebracht hatte und was das alles mit ihr zu tun hatte.
»Czarnetzki muss entscheiden, wie wir den Personenschutz bewerkstelligen«, sagte
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