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Hypnose

Hypnose

Titel: Hypnose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Beerwald
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das ohne Blut abzuzapfen so genau wissen?«, fragte Andi. Er hatte sich einen Stuhl herangezogen, um Hagedorn nicht im Weg zu stehen.
    »Übelkeit, Erbrechen und Schwindel sind als Nebenwirkungen für viele gängige Narkotika beschrieben – aber nur Ketamin verursacht dieses Herzrasen. Es wirkt blutdruck- und herzfrequenzsteigernd, eigentlich untypisch für ein Narkosemittel. Und genau diese Eigenschaften macht man sich insbesondere in der Notfallmedizin zunutze, wenn man neben den betäubenden Eigenschaften eine kreislaufstabilisierende Wirkung erzielen muss. Dessen ungeachtet sollten wir Frau Mayer schnellstmöglich Blut abnehmen, denn Ketamin hat eine niedrige Plasmahalbwertszeit, sprich, die Nachweisbarkeit beträgt nur wenige Stunden.«
    »Ketamin?«, fragte Inka. »Da hat mal ein Kollege von mir darüber geschrieben. Ist das nicht auch eine Partydroge?«
    »Richtig«, sagte Andi anstelle des Rechtsmediziners und seufzte. »Es unterliegt nicht dem Betäubungsmittelgesetz, ist lediglich rezeptpflichtig und in Großbritannien sogar im freien Handel erhältlich. Auf Partys wegen seiner psychotropen Effekte gerne auch als Pulver mit anderen Drogen gemischt.«
    »Frau Mayer, ich würde mir jetzt gerne noch die Misshandlung an Ihrem Bauch ansehen, wenn Sie erlauben?«
    Wieder wurde ihr das Etuikleid nach oben geschoben, und Hagedorn widmete sich sachlich und mit fachmännischer Miene der Betrachtung ihrer Schnittwunden.
    Inka schaute an die Wohnzimmerdecke, bemühte sich um eine ruhige Atmung. Die Verletzung zu begutachten war das eine, aber wer kümmerte sich um ihre Seele?
    »Sag mal, Bernd, wie war es eigentlich unserem Täter, oder unserer Täterin, möglich, Inka während der Rangelei an der Tür die Spritze so präzise in die Vene zu setzen?«
    »In der Anästhesie verabreicht man Ketamin intravenös oder intramuskulär, man kann die Spritze also auch in den Muskel setzen. Für einen Täter ideal, weil er eben nicht die Vene des Opfers treffen muss, das sich in dem Moment des Überfalls ja meist heftig wehrt.«
    Inka richtete ihren Blick auf den Rechtsmediziner und stellte ihm die Frage, die Lindemann ihr nicht hatte beant worten können. »Wie konnten Sie eigentlich bei Jannis – bei einer Leiche – die Einstichstelle einer Spritze feststellen?«
    Hagedorn runzelte die Stirn und wandte sich an Andi.
    Der nickte. »Wir haben die Info an die Presse rausgegeben. Du kannst es ihr ruhig sagen.«
    »Nun gut, zum Feierabend also noch ein Kurzseminar in rechtsmedizinischen Fragen … Wenn der Blutkreislauf bei Todeseintritt zum Erliegen kommt, bilden sich Totenflecke, wie allgemein bekannt ist. Diese Hypostase geschieht bei Absinken des Blutes schwerkraftabhängig. Jannis Zioglanidios lag bäuchlings auf dem Sofa, also bildeten sich Totenflecke an seiner Bauchseite. Bei einem Einstich in die Bauchhaut blutet es immer ein bisschen ins Unterhautfettgewebe. Diese Blutung verstärkt sich durch die Hypostase noch. Wenn die Leiche gewendet wird, dann lagern sich zwar die Totenflecke um, nicht aber das kleine Hämatom an der Einstichstelle. Daran hat der Täter offenbar nicht gedacht. Nur daran, dass das Insulin schnell wirkt.«
    »Insulin?« Inka hob den Kopf ein wenig an und sah Andi fragend an.
    Der verzog den Mund und seufzte. »Okay, das ist jetzt nicht für die Presse bestimmt, ja? Aber es ist richtig, unserem menschlichen Spürhund hier fiel ein signifikant hoher Insulinspiegel im Unterhautgewebe des Opfers auf.«
    Inka fühlte sich wie elektrisiert. »An Insulin kommen doch nur Ärzte und Diabetiker heran und … Jannis war kein Diabetiker! Also doch … Evelyn.«
    Andi winkte ab. »Im Grunde kann sich jeder Insulin beschaffen. Es gibt immer wieder Lücken im System. Man muss nur in den entsprechenden Dealerkreisen verkehren oder wissen, wie man ein Rezept fälscht. Denn Evelyn Brinkhus hat ein Alibi, das wir erst einmal gelten lassen müssen, so lange wir keinen Gegenbeweis haben: Ihr Ehemann Doktor Brinkhus sagt aus, sie sei in der Tatnacht zu Hause gewesen.«
    Im Gegensatz zu Peter , dachte Inka wie unter Strom. Es prickelte in ihren Adern, und die Angst begann wieder zu fließen. Dann habe ich mich beim Blick auf den Wecker in der Mordnacht doch nicht verlesen …
    In Sekundenbruchteilen wurde Inka eines klar: Sie musste all ihre Erinnerungen wiederfinden, koste es, was es wolle – andernfalls würde sie mit ihrem Leben bezahlen müssen.

Kapitel 5
    Es ist mein Wunsch, wieder Träume zu erlauben.
    Ohne Reue

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