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Hypnose

Hypnose

Titel: Hypnose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Beerwald
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Inka vorwärts, hinaus in den Flur und bis zum Treppenabsatz. Im ersten Moment schien es ihr schier unüberwindlich, aber sie rappelte sich auf, bekam das Geländer zu fassen und hangelte sich daran hinunter. Nach den ersten paar Stufen entglitt es ihr, und sie fiel mit einem Aufschrei. Der Aufprall traf ihre Schulter am heftigsten. Geschockt blieb sie liegen, bis sie ihr Handy am Boden vor dem Garderobenschrank entdeckte – nur eine Armlänge von ihr entfernt. Es musste ihr bei dem Angriff aus der Hand gefallen sein. Inka streckte sich, bekam es zu fassen und drückte die Wahlwiederholung. » Der gewünschte Gesprächspartner …«, tönte die Stimme einen Augenblick später.
    Peter , sagte sie und dabei bewegten sich nur ihre Lippen. Warum tust du das? Diese Kopfschmerzen … Das Denken fiel ihr schwer, aber sie musste bei Sinnen bleiben, damit sie Hilfe rufen konnte. Andi. Sie zitterte so sehr, dass sie kaum die Tastatur zu bedienen fähig war, aber Peters Büronummer war noch von heute Morgen in der Gesprächsliste.
    »Dormann, Apparat Mayer.«
    Zum Glück, er war da. »Andi … Hilfe … Zu Hause … Inka …« Das war alles, was sie herausbrachte. Sie wusste nicht einmal, ob sie verständlich geklungen hatte, aber die Sorge verflüchtigte sich durch die Anstrengung, und sie dämmerte noch einmal weg.
    Bis es erneut an der Haustür klingelte.
    »Jessesmaria, Inka, was ist denn mit dir passiert?«, fragte Andi entsetzt, während er sie aufhob und zur Couch trug. Seine grünbraunen Augen waren voller Sorge, und er schaute sich im Wohnzimmer um, ob ihm irgendwelche Auffälligkeiten Hinweise darauf geben könnten, was passiert war. Irgendwie hatte sie es geschafft, sich an der Haustür hochzuziehen und ihm zu öffnen.
    »Überfall«, hatte sie mit einem Wort erklärt, und dann war sie direkt vor seinen Füßen wieder zusammengebrochen. Jetzt schlugen ihre Zähne unkontrolliert aufeinander, und jeder Schlag war wie der eines unbarmherzigen Presslufthammers in ihrem Kopf.
    Andi kniete neben ihr auf dem Boden, hielt ihr Handgelenk und schaute dabei prüfend auf seine Uhr. Inka hatte das Gesicht der Comic-Ameise auf Andis T-Shirt genau vor sich. Wenn sie gekonnt hätte, hätte sie gelacht.
    »Dafür, dass du kaum bei dir bist, rast dein Puls.«
    »Mein … Herz klopft so«, brachte sie heraus.
    »Du musst ins Krankenhaus. Wo ist Peter?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete sie wahrheitsgemäß. Dann begann sie stockend zu berichten. Wortfetzen. Vom Überfall an der Haustür, der Spurensicherungskleidung des Eindringlings, der Spritze, dem Deospray, der Rasierklinge und dem, was ihre Peinigerin gesagt hatte, auch wenn das lückenhaft war, weil sie sich nicht mehr an alles erinnern konnte.
    Andis Mienenspiel deutete darauf hin, dass er äußerst besorgt war. Er hielt ihre zitternde Hand, machte immer wieder beruhigende Laute und versicherte ihr, dass es nun vorbei war und sie ruhig atmen sollte.
    Inka hatte das Gefühl, dass er durch seine Hand eine Verbindung zu ihr aufbaute und ihr Kraft übertrug. Und er ließ ihr Zeit, fragte auch nicht nach, sondern wartete geduldig, bis das Zittern sie nicht mehr so quälend beherrschte und sie ihm alles von sich aus erzählt hatte.
    Dann deutete Andi auf ihren Bauch und sagte: »Darf ich mir das ansehen?«
    Sie nickte. Was blieb ihr auch anderes übrig?
    Andi schob ihr mit beiden Händen das Kleid über den Po und eine leichte Röte auf seinen Wangen zeigte ihr, dass auch er bei aller Professionalität nur ein Mann war. Diese verschwand jedoch in dem Moment, als er einen Blick auf ihren Bauch werfen konnte.
    »Scheiße«, entfuhr es ihm. »Hast du das schon ge sehen?«
    Inka rappelte sich auf und stützte sich auf die Ellenbogen. Sie brauchte einen Moment, um zu begreifen. Unterhalb ihres Bauchnabels, dort wo der Bauch von der Schwangerschaft noch leicht gewölbt war, befanden sich unzählige Hautschlitze, zugefügt durch die Rasierklinge, mittlerweile blutvertrocknet. Das hatte sie vorhin schon ertastet. Aber es waren keine willkürlichen Schnitte, sondern mehrfach nachgezogene schmale Buchstaben. Die Punkte der Vokale waren kreisrunde Male – Erfrierungen von einem zu lange angesetzten Strahl des Deosprays. Für sie spiegelverkehrt zu lesen, entzifferte sie Wort für Wort.
    ICH TÖTE DICH .
    Nackte Angst. Mehr als je zuvor. Jetzt, wo die Bedrohung real war, wo sie nur durch die Gnade ihrer Mörderin vorerst mit dem Leben davongekommen war.
    »Und du meinst wirklich, es war eine

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