Hypnose
hier. Sie haben die Stunde für morgen abgesagt? Meine Sekretärin hat mir Ihre Nachricht zukommen lassen.«
Inka sah, wie Garfield es sich auf dem Hocker bequem machte. »Ich … ähm … Ja, das habe ich.« Brinkhus war tatsächlich am Sonntag in der Klinik und kümmerte sich selbst um die Termine seiner ambulanten Patienten. Zumindest wohl um ihren Termin. Damit schien sie auf der richtigen Fährte zu sein. Er wollte sie nicht aufgeben.
»Sie haben keinen neuen Terminwunsch genannt. Wann möchten Sie stattdessen kommen, Frau Mayer?«
»Ich … Vielen Dank, aber ich möchte keine Hypnosestunde mehr vereinbaren.«
Es wurde still in der Leitung. Garfield schleckte sich die Pfote und behielt sie, die fremde Person in seinem Revier, fest im Blick.
Inka hörte Doktor Brinkhus tief einatmen, dann fragte er: »Möchten Sie mir Ihre Gründe dafür nennen?«
Irgendetwas blockierte in ihr, und sie konnte keine Antwort geben.
»Darf ich raten?«, fragte Doktor Brinkhus und wartete gar nicht erst, bis sie darauf reagierte. »Ich kann mir schon denken, woher der Wind weht. Von meiner Frau weiß ich, dass sie meinen Schwiegervater in der Psychiatrie besucht haben. Und er hat garantiert kein gutes Haar an mir gelassen. Richtig?« Er ließ eine kleine Pause entstehen.
»Frau Mayer, ich habe eine wichtige Information für Sie, aber das möchte ich nicht am Telefon mit Ihnen besprechen. Kommen Sie gleich morgen früh um acht, da hat noch jemand abgesagt. Es ist sehr wichtig für Sie.«
✴
Kaum hatte Inka das Telefonat beendet, klingelte es unten an der Haustür. Rebecca meldete sich über die Gegensprechanlage, und kurz darauf standen sie sich in Andis Wohnung gegenüber. Rebecca sah sie mit betroffenem Blick an und breitete wortlos die Arme aus. Inka legte den Kopf auf die Schulter ihrer Freundin. Für einen Moment konnte sie tief durchatmen und sich fallen lassen, aber dann war die Anspannung wieder da.
Als sie sich nebeneinander auf die Couch setzten, kam Garfield dazu und beschnupperte interessiert Rebeccas weiß-grün gestreiftes Kleid, anstatt auf die zweite Fremde ebenfalls mit Argwohn zu reagieren. Nach nur wenigen Streicheleinheiten tretelte er auf der Stelle und ließ sich schließlich schnurrend neben ihr nieder.
Es dauerte lange, bis Inka ihrer Freundin die Geschehnisse des gestrigen Tages im Detail erzählt hatte: zuerst der Schock beim Blick auf die Konten, die überwiesene Riesensumme für Jonas, der Streit mit Peter, der Überfall und schließlich der gemeinsame Abend mit Andi.
Rebecca reagierte entsetzt, beinahe schon panisch, als sie die eingeritzten Buchstaben ICH TÖTE DICH auf dem Bauch ihrer Freundin sah. Sie schlug sich die Hand vor den Mund. »Wer war das?«
Der Kater schreckte auf und sprang von der Couch.
Hilflos zuckte Inka mit den Schultern. »Wenn ich das wüsste, Rebecca … Der Stimme nach dachte ich zuerst, es wäre Evelyn gewesen.«
»Was?«
»Ja, aber die wurde zu diesem Zeitpunkt von der Kripo befragt. Verdammt, das kann also gar nicht sein! Die Frau war nicht zu erkennen durch die Spurensicherungskleidung! Aber wo soll sie die denn herhaben?«
»Du meinst … von Peter?«
»Ich weiß bald gar nicht mehr, was ich denken soll. Das Schlimmste aber ist, ich habe das Gefühl, ganz tief in mir kenne ich alle Zusammenhänge. Ich komme nur nicht an diese Erinnerungen dran. Nur über die Hypnose …«
Rebecca verschränkte die Arme. »Inka, das ist gefährlich, nach allem, was du mir erzählt hast. Annabels Vater, so verrückt er auch sein mag, hat dich vor deinem Hypnosetherapeuten gewarnt. Ich meine, die beiden haben jahrelang zusammengearbeitet …«
Inka zog ihre Beine an und umschlang ihre Knie, ließ es aber dann gleich wieder sein, weil die Wunde am Bauch schmerzte. »Ich muss morgen früh zu Brinkhus gehen. Ich muss . Er hat eine wichtige Information für mich, die er mir nicht am Telefon mitteilen wollte. Das ist vielleicht meine letzte Chance, dem Mörder einen Schritt voraus zu sein.«
»Oder das Opfer von Brinkhus zu werden … Inka, das kann genauso gut eine Falle sein! Du hast Andi versprochen, keine Alleingänge zu machen und damit hat er verdammt noch mal recht.«
Inka nickte und streckte vorsichtig ihre Beine wieder aus. Die beiden hatten sicherlich recht, doch keiner von ihnen konnte die Panik spüren, die sich mit jedem Rasierklingenschnitt in ihren Körper gefressen hatte. Unter Hypnose könnten sich ihr Zusammenhänge erschließen, die sie verdrängt hatte, sie
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