Hypnose
könnte Teile ihrer Erinnerung sehen, die ihre Rettung bedeutete. Sofern Brinkhus ihr helfen wollte … Nichts zu riskieren würde allerdings bedeuten, untätig auf die nächste Attacke des Mörders zu warten.
Es war schon nach ein Uhr, und Rebecca drängte darauf, Peter anzurufen, um in Erfahrung zu bringen, wo er bliebe. Doch das kam für Inka nach dem erneuten Streitgespräch vorhin am Telefon gar nicht in Frage. Entweder er kam von sich aus, oder er ließ es bleiben.
Rebecca bot an, Peter von ihrem Handy aus anzurufen, um mit einer belanglosen Frage herauszufinden, wo er gerade war.
Dass Peters Mailbox ansprang, überraschte lediglich sie selbst, und Rebecca setzte zu einer Schimpftirade an, da sie es gar nicht glauben konnte, wie Inkas Mann sich in letzter Zeit verhielt. Sche i ß kerl war noch so ziemlich das Freundlichste, was ihr dazu einfiel.
Inka beschloss, Andi anzurufen und ihn zu fragen, ob Peter seine Mittagspause vielleicht hatte verschieben müssen.
»Nicht, dass ich wüsste«, sagte er, und Inka sah ihn am Telefon förmlich die Stirn runzeln. »Peter ist abgehauen, kaum dass ich im Büro war. Er meinte, ihm sei nicht gut, und er würde ein paar Überstunden abfeiern, um die Mittagspause zu verlängern, damit er sich noch ein bisschen hinlegen könne. Er wollte aber vorher noch zu mir nach Hause fahren und den Hausschlüssel bei dir abholen.«
Inka rieb sich die Nasenwurzel. »Peter ist nicht gekommen. Meine Freundin Rebecca ist hier bei mir – ich wollte nicht allein in deiner Wohnung sein.«
»Du solltest doch außer Peter niemand in die Wohnung lassen! Aber ich nehme an, du vertraust Rebecca. Jedenfalls waren Alibi und Aussagen bei deiner Freundin für die Tatnacht sauber. Versuch weiter, Peter zu erreichen, und ich probiere es auch. Ich kann im Moment nicht weg hier. Meldet euch spätestens in zwei Stunden, wenn er bis dahin nicht aufgetaucht ist.«
Nachdem Inka aufgelegt hatte, kam ihr eine Idee. »Ich weiß vielleicht, wo Peter stecken könnte.«
»Raus damit!«
Noch während sie Rebecca beschrieb, in welchem Viertel Peter gestern ihr Moped abgestellt hatte, desto sicherer vermutete sie, heute das Auto dort geparkt zu sehen.
Gedankenverloren zwirbelte Rebecca an einer ihrer Locken. »Und was macht er da zwischen Imbissbuden und Spielhallen?« Sie hielt inne. »Moment mal, eine Spielhalle würde zu den vielen Geldabhebungen passen, von denen du erzählt hast. Und zu seinem unzuverlässigen Verhalten, dem ausgeschalteten Handy.«
»Du meinst, Peter spielt an Automaten? So was würde er doch nicht machen – ich meine, er ist doch intelligent genug zu wissen, dass man da nur ausgenommen wird.«
»Kann sein, dass er das weiß. Diese Dinger bringen aber Thrill und Ablenkung. Genau richtig, wenn man viel Stress hat, so wie Peter. Und nach geraumer Zeit wird man spielsüchtig, und dann hilft jedes bessere Wissen nichts mehr. Ich weiß, wovon ich rede. Mein Onkel war Spieler.«
»Meine Güte, wenn das wirklich so ist, warum ist mir dann nicht schon früher etwas aufgefallen?«
Rebecca machte eine bedauernde Geste. »Ein süchtiger Spieler ist vor allem eines: ein perfekter Schauspieler, dem es über lange Zeit gelingt, sein Umfeld zu täuschen. Meiner Tante ist erst etwas aufgefallen, als das Haus verkauft werden musste. Spieler versetzen Haus und Hof für den großen Gewinn, und wenn sie alles verloren haben, setzen sie noch mal so viel, in der neuen Hoffnung auf den großen Gewinn. Ein ewiger Teufelskreislauf.«
»Und in dem soll Peter auch drinstecken? Das kann ich nicht glauben – das will ich nicht glauben.«
»Was denkst du dann? Dass er das Geld in eine Prostituierte investiert?«
Der Gedanke wucherte wie eine Schlingpflanze durch ihren Kopf, und sie schlug die Hände vors Gesicht. »Rebecca, bitte hilf mir, Peter zu finden.«
»Ich weiß nicht, ob es so eine gute Idee ist, wenn du den Schutz der Wohnung aufgibst. Nein, das ist nichts, du bleibst hier. Ich gehe ihn suchen. Komm her, Süße, lass dich umarmen. Der Kerl ist keine Träne wert, wenn er eine andere hat.«
✴
Nein, Peter hatte keine andere. Seine Passion galt einzig dem Spielautomaten vor sich. Hoch konzentriert und mit voller Aufmerksamkeit widmete er sich dem elektronischen Gerät und klopfte wie wild auf den Start-Button, wenn wieder eine Runde zu seinen Ungunsten verstrichen war.
Rebecca war schon im zweiten Spielsalon fündig geworden. Obwohl sie das Phänomen der Spielsucht aus ihrer Familie kannte,
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