Hypnose
Dienststelle!«
»Inka, ich kann hier nicht reden. Fahr nach Hause und leg mir den Schlüssel in den Blumentopf am Hausein gang.«
»Und wenn mich jemand dabei beobachtet?«
Peter seufzte. »So kann es nicht weitergehen. Anfangs habe ich die Warnung von Doktor Brunner ernst genommen, mittlerweile bin ich der Meinung, dass die Botschaft dieses Irren dich selbst verrückt gemacht hat. Er hat Ängste bei dir ausgelöst, die sich verselbstständigt haben und so schlimm geworden sind, dass du damit ohne professionelle Hilfe nicht mehr klarkommst. Und damit meine ich nicht die Hypnosestunden! Sei vernünftig, bitte. Wenn du willst, können wir uns in meiner Mittagspause im Graciosa del Mundo treffen und reden.«
»Peter, verstehst du mich denn nicht? Ich habe Angst, alleine auf die Straße zu gehen.«
Ein weiterer Seufzer in der Leitung. »Dann gib Andi den Schlüssel mit, wenn er zum Dienst fährt.«
»Ich möchte, dass du zum Asemwald kommst, damit wir hier in der Wohnung reden können. Bitte.«
Nach einem Moment sagte Peter: »Einverstanden. Ich bin gegen zwölf Uhr da.«
»Versprochen?«
»Falls etwas dazwischenkommt, rufe ich dich an.«
»Peter, kann ich mich darauf verlassen? Ich … ich habe echte Probleme, dir noch zu vertrauen.«
»Dann lass es doch einfach bleiben!«
Peter hatte aufgelegt. Einfach aufgelegt! Seine eiskalten Worte froren in ihr fest.
Als Andi wieder in die Wohnung zurückkam, saß sie unbeweglich auf dem roten Sofa. War es Peter tatsächlich gleichgültig, ob sie ihm noch vertrauen konnte?
»Sorry«, sagte Andi, »hat etwas länger gedauert. Die gute Frau Blume hat immer so ein Redebedürfnis. Ihr vor zwanzig Jahren verstorbener Mann war auch bei der Polizei. Deshalb muss ich mir immer alte Verbrechergeschichten anhören. Und als alleinstehender Mann scheine ich ohnehin ihr bevorzugtes Opfer zu sein … Inka, was ist los mit dir?«
»Peter hat angerufen.«
»Na siehst du. Hab ich dir doch gleich gesagt, dass ihm nix passiert isch. Aber warum so einsilbig? Immer noch Streit?«
»Mehr als zuvor. Ich möchte aber nicht darüber reden.«
»Musst du auch nicht. Dann fahren wir jetzt auf die Dienststelle.«
»Nein.«
»Das kann ich verstehen, Inka, aber wir müssen in Erfahrung bringen, was mein Chef sagt.«
»Nicht nötig. Peter hat mir bereits die Ergebnisse durchgegeben. Keine Hinweise auf eine fremde Person. So als hätte ich tatsächlich eine Halluzination gehabt.«
»Und was ist mit der Morddrohung auf deinem Bauch? … Das müssen die Kollegen doch ernst nehmen!«
»Ich habe Peter gebeten, in seiner Mittagspause hierherzukommen. Kannst du bitte alleine aufs Revier fahren? Sprich du mit deinem Chef.«
»Na schön. Du kannst auch noch eine Nacht hier schlafen, wenn du willst, aber eine Dauerlösung ist das keine. – So, ich fahre jetzt los ins Büro. Du kommst wirklich alleine klar? Hier oben bist du jedenfalls sicher. Und wenn es klingelt, betätigst du die Gegensprechanlage. Oder möchtest du, dass ich bei dem Gespräch dabei bin, um zwischen euch zu vermitteln?«
»Nein, danke«, sagte sie schnell. Peter könnte das in seiner Eifersucht nur missverstehen und glauben, sie würden ihn unbedingt davon überzeugen wollen, dass in der vergangenen Nacht nichts zwischen ihnen vorgefallen sei.
»Hast recht, ist besser, wenn ihr alleine miteinander redet.«
Nein, das wollte sie auch nicht. Sie würde Rebecca bit ten vorbeizukommen. Heute war Sonntag, da sollte sie eigentlich Zeit haben.
Andi verabschiedete sich, und nachdem er gegangen war, blieb Inka gedankenverloren im Wohnzimmer sitzen. Die altmodische Einrichtung erinnerte Inka an frühere schönere Zeiten, in denen das Leben irgendwie einfacher gewesen war – zumindest aus heutiger Perspektive.
Sie griff nach ihrem Handy, und bevor sie die Kurzwahl ihrer Freundin drückte, dachte Inka an die unzähligen Gespräche, die sie nächtelang miteinander geführt hatten, und rief ihre Freundin an.
Nachdem Rebecca in Kurzfassung gehört hatte, was passiert war, versprach sie sofort, zu ihr in den Asemwald zu kommen. So hörte sich niemand an, der etwas zu verbergen hatte, da war sich Inka sicher.
✴
Eine halbe Stunde später klingelte wieder ihr Handy. Ein Anruf mit unterdrückter Nummer.
»Spreche ich mit Frau Inka Mayer?«
Eine männliche Stimme, die ihr bekannt vorkam. Inka löste sich von der Aussicht auf den Flughafen und konzentrierte sich auf den Anrufer.
»Ja, wer spricht da?«, fragte sie.
»Doktor Brinkhus
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