I love you, honey
liegen. Sie liegen nebeneinander und sind identisch eingerichtet. In der Mitte liegt ein quadratischer rot- weißgemusterter Läufer. An der Fensterwand steht ein breites Bett und gegenüber ein kleiner Kleiderschrank. In der Ecke befindet sich eine Stehlampe und ein Klappstuhl. Mein Zimmer führt auf eine sonnenbeschienene Terrasse hinaus. Am Ende des Flures liegt das Badezimmer, das auch von den anderen Gästen benutzt wird. Kamal und ich sind mit den Zimmern zufrieden und verlassen die Pension, um einen kurzen Spaziergang zum nahegelegenen Strand zu machen. Dort spielen junge Männer Fußball und werden von den zahlreichen Zuschauern lautstark angefeuert. Auch wir bleiben eine Weile stehen und beobachten das Spiel. Es läuft nach fairen Regeln ab und am Schluss bekommt die Siegermannschaft sogar eine kleine, metallisch glänzende Trophäe. Auf dem Rückweg erledigen wir die Einkäufe für das Abendessen in einem großen Supermarkt. Wir besorgen einen kleinen Hummer und etwas Gemüse. Es besteht die Möglichkeit, die Küche in der Pension zu benutzen. Als wir dort ankommen, Kamal bereitet Kamal den Hummer zu. Ich kann es nicht ertragen, wie er den lebendigen Hummer in das kochende Wasser gibt, damit er seine rosa Farbe behält. Das Tier tut mir unendlich leid und Kamal muss den Hummer schließlich alleine essen. Ich rühre nichts an. Er versteht meine Einstellung nicht. Für ihn sind Tiere Nahrungsmittel, sonst nichts. Sein Vater hat ihm gezeigt, wie man ein Schaf schlachtet, als er noch ein kleiner Junge war. Hühner kann man in Marokko auch in einem Geschäft lebendig kaufen. Man sucht sich ein Huhn aus und der Verkäufer tötet es. Danach kann man es zu Hause weiter verarbeiten. Diese Sitten sind mir noch fremd, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ich irgendwann ein lebendiges Huhn kaufe und es vor meinen Augen geschlachtet wird. Ein fertig verpacktes Huhn aus dem Supermarkt ist mir lieber.
Der Abend verläuft angenehm und wir sitzen noch ein paar Stunden auf der Terrasse, trinken Rotwein und betrachten die unzähligen Sterne am Himmel. Wir reden über unsere Zukunft, aber wissen noch nicht, wie sie aussehen soll. Auf jeden Fall wollen wir zusammen bleiben, das ist sicher. Es wird schon fast hell, als wir endlich schlafen gehen: ,, I love you so much, honey.“, flüstert Kamal. Sag` es mir tausend Mal am Tag, ich möchte es immer wieder hören, denke ich. Ich fühle mich mit ihm wie abgeschottet vom Rest der Welt.
Am nächsten Tag werde ich im Morgengrauen von Hahnengeschrei geweckt. Ich bleibe noch eine Weile im Bett liegen und lausche dem Ruf des Muezzins. Dann ziehe ich mich rasch an und packe mein Strandtuch und Sprudelwasser ein, denn Kamal und ich wollen heute an den Strand gehen. Als ich gerade fertig bin, klopft er an die Tür. Auch er ist früh aufgestanden. Er war schon auf dem Markt und hat Apfelsinen und eine kleine Melone gekauft. Die Melone teilen wir uns zum Frühstück und dann machen wir uns auf den Weg zum Strand. Dort ist es ziemlich voll, aber wir finden eine Stelle, die etwas abseits des Trubels liegt. Ich behalte mein T-Shirt an, im Bikini würde ich mir hier nackt vorkommen. Kamal findet es auch besser so. Wegen seines islamischen Glaubens möchte er nicht, dass andere Männer zu viel Haut von mir sehen. Das akzeptiere ich. Es gibt zwar junge Mädchen in Bikinis, aber man sieht auch Frauen in traditioneller Kleidung.
Kamal sieht gut aus. Durch die Sonne hat seine Haut einen warmen Bronzeton angenommen. Ich bin stolz, dass er mein Begleiter ist. Ich strecke mich auf der Decke aus und genieße die warmen Sonnenstrahlen. Kamal geht inzwischen ins Meer baden. Als er zurückkommt, bringt er mir ein eisgekühltes Fruchtsaftgetränk von dem nahegelegenen Restaurant mit. Ich bin ihm sehr dankbar für die Erfrischung. Es ist jetzt ziemlich heiß und gegen Nachmittag bekomme ich leichte Kopfschmerzen. Wir beschließen, in die Pension zurückzukehren. Ich lege mich ins Bett und Kamal kümmert sich rührend um mich. Er bringt mir heißen Tee und deckt mich fürsorglich zu. Ich werde versuche etwas zu schlafen, vielleicht geht es mir dann besser. Kamal möchte in ein Café gehen und verspricht, in ein paar Stunden zurück zu sein.
,,Bleib´ aber nicht zu lange weg!“, rufe ich ihm hinterher.,,Habiba, I`ll come back soon“, beruhigt er mich,,,Liebling, ich komme
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