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I love you, honey

I love you, honey

Titel: I love you, honey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Martin
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wie ein Kind. Ich habe ein gutes Verhältnis zu meiner Mutter, aber dieses Mal, glaube ich, versteht sie mich nicht.
    Ich verlasse die Wohnung , um ein paar Besorgungen zu machen und hoffe, dass es mir draußen besser geht. Aber die laute Fröhlichkeit der Marokkaner und das Gedränge auf den Straßen fehlen mir. Die Menschen, die mir entgegenkommen, hasten mit ausdruckslosen Mienen an mir vorbei. Ich sehe kein Lächeln, bei niemanden. Anonym verrichtet jeder sein Tagesgeschäft. Langsam gehe ich zurück nach Hause. Wo ist meine Lebendigkeit geblieben? Das Leben ohne Kamal erscheint mir grau und trist. Nachdenklich schalte ich den Computer an. Kamal und ich sind jetzt in Skype verabredet. Pünktlich auf die Minute schaltet er sich zu und als ich ihn sehe, wird mir gleich leichter ums Herz.,, I love you, honey and I miss you“, sind seine ersten Worte. Mir geht es genauso, ich vermisse ihn auch. Jetzt ist die Welt wieder ein bisschen mehr in Ordnung.                                  
    In den nächsten Tagen lebe ich nur für den Moment, in dem ich mit Kamal in Skype verabredet bin. Meine Sehnsucht nach ihm ist unerträglich. Meine Mutter bemerkt wie ich leide und schlägt vor: ,,Fahre wieder hin und gucke dir alles genau an. Dann überlege dir, ob du dir vorstellen kannst, dort zu leben.“
    Meine Mutter hat Recht. Ich muss Kamal wieder besuchen und dann können wir entscheiden, wie es weitergehen soll.
    Bei diesem Gedanken erfüllt mich eine unbändige Freude. Ich hätte die ganze Welt umarmen können. Natürlich warte ich nicht mehr lange, ich muss ihn bald wiedersehen.
    Meine Mutter gibt mir einen kleinen Zuschuss für die Reise und abends erzähle ich Kamal aufgeregt von meinen Plänen. ,, I´m so happy you are coming back. I´m lost without you.“ Er freut sich sehr, dass ich wiederkomme. Auch ich fühle mich verloren ohne ihn. Mehrere Treffen mit meinen Freundinnen haben mich auch nicht abgelenkt. Ich bin wie verhext von ihm.
    Gleich am nächsten Tag buche ich einen günstigen Flug nach Casablanca. In zwei T agen werde ich Kamal wieder gegenüberstehen. Diesmal bin ich ganz sicher, dass er am Flugplatz auf mich warten wird. Kamal, ich komme!

 
     
    In Kenitra
     
    Am Flugplatz falle ich Kamal überglücklich in die Arme. Ich bin w ie ausgewechselt, vergessen sind die trüben Tage in Deutschland. Mit einem strahlenden Lächeln guckt mich Kamal an: ,, I was dying without you. I´m so happy now.“ Mir war ohne ihn auch sterbenselend zumute, aber jetzt ist alles wieder in Ordnung. Während wir die Rolltreppe zum Bahnhof hinunterfahren, kann ich meinen Blick nicht von seinem Gesicht abwenden, diese Augen, denke ich, diese Augen vergesse ich mein Lebtag nicht. Ich habe das Gefühl, ich bin nach langer Krankheit wieder genesen.
    Diesmal wollen Kamal und ich nicht nach Rabat, sondern nach Kenitra. Dort werden wir in einer Pension wohnen, wo jeder von uns sein eigenes Zimmer hat. Das gebieten die Vorschriften im Islam, weil wir kein Ehepaar sind. Kenitra ist ungefähr neunzig Minuten von Rabat entfernt und hat einen schönen Sandstrand.
    Der Zug steht schon zur Ab fahrt bereit und wir steigen in den letzten Waggon ein. Hier befinden sich nur wenige Fahrgäste. Wir lassen uns in die bequemen Sitzpolster fallen. Ein schrilles Pfeifen kündigt die Abfahrt des Zuges an und er setzt sich langsam in Bewegung. Kamal hält die ganze Zeit über meine Hand. Inzwischen bin ich süchtig nach Handhalten geworden. Ich brauche immer diesen ständigen Kontakt mit ihm. Kamal freut sich sehr auf unsere gemeinsame Zeit. Er ist redseliger als sonst. Ich lehne mich zurück und gucke aus dem Fenster. Die Landschaft rauscht an mir vorüber und ich sehe die kleinen Dörfer, Bauern und Viehherden. Das ist Kamals Heimat; vielleicht wird es ja auch meine zweite Heimat irgendwann werden. Nach zwei Stunden kommen wir gegen Abend in Kenitra an. Kamal nimmt meine Tasche und wir steigen aus. Es ist ein winziger Bahnhof, der Zug hat nicht lange Aufenthalt und fährt sofort wieder los. Wir laufen einen staubigen Pfad entlang, der durch einen Palmenhain führt und nach ein paar Minuten erreichen wir unser Ziel. Das Haus sieht ordentlich aus und scheint frisch verputzt zu sein. Wir betreten das Gebäude und auch innen macht es einen sauberen Eindruck. Nachdem der junge Mann an der Rezeption unsere Pässe entgegengenommen hat und wir die Anmeldeformulare ausgefüllt haben, zeigt er uns die Zimmer, die im zweiten Stock

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