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I love you, honey

I love you, honey

Titel: I love you, honey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Martin
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bald zurück.“

 
     
     
    Dunkle Wolken ziehen auf
     
    Einige Stunden später stehe ich ausgeruht auf. Es ist schon dunkel. Aber wo ist Kamal?, frage ich mich. Ich versuche ihn auf dem Handy zu erreichen. Es ist abgeschaltet und ich hinterlasse ihm eine Nachricht auf der Mailbox: Wo bist du, ich warte auf dich. Nach etwa zwanzig Minuten werde ich unruhig. Es ist ungewöhnlich für ihn, mich so lange warten zu lassen und nicht zurückzurufen. Außerdem weiß er, dass ich mich nicht wohlgefühlt habe. Ich beschließe, ihn suchen zu gehen, anstatt hier untätig herumzusitzen. Schnell ziehe ich mir ein kurzärmliges ockerfarbenes T-Shirt an und schlüpfe in meine Jeans. Meine Haare binde ich mir zu einem Pferdeschwanz zusammen. Ich verlasse die Pension mit einem unguten Gefühl. Ein Anflug von Misstrauen und Eifersucht breitet sich in mir aus. Ich denke an die vielen Warnungen meiner Freundinnen: Er versucht doch nur ein Visum für Deutschland zu bekommen. Er nimmt dich doch bloß als Freundin, weil es in Marokko schwierig ist, eine Beziehung vor der Heirat zu führen. Alle diese Sätze fallen mir jetzt wieder ein. Hat Kamal mir seine Liebe die ganze Zeit nur vorgegaukelt? Ich habe darüber im Internet gelesen. Es gibt Männer, die sich auf europäische Frauen spezialisiert haben. Sie täuschen die große Liebe vor, mit dem Ziel, die Frau zu heiraten. Dann können sie ihr Land verlassen und im Land der Ehefrau wohnen. Aber mein Kamal ist anders, oder doch nicht?
    Ich versuche erneut, ihn auf dem Handy anzurufen. Wieder erreiche ich nur die Mailbox. Ich gebe es auf und überlege, wo ich ihn suchen soll. Ich kenne mich hier in Kenitra nicht besonders gut aus. Wir waren zwei Mal in einem Café im Zentrum. Vielleicht sollte ich dort mein Glück versuchen. Rasch verlasse ich die Pension und laufe die Straße hinunter zum Meer. Dort biege ich links zur Promenade ab. Hier in Kenitra falle ich als Europäerin mehr auf als in Rabat. Viele Männer versuchen Kontakt mit mir aufzunehmen und fragen mich: ,, Where do you come from?“ oder ,,What´s your name?“Ich ignoriere alle Annäherungsversuche und steuere auf das Café zu. Es ist nur von Männern besucht und ich zögere einzutreten. Aber ich will doch Kamal finden! Ich gebe mir einen Ruck und gehe hinein. Viele Männerblicke sind auf mich gerichtet, aber ich lasse mich nich t beirren und sehe mich in dem Raum um. Ich kann Kamal nicht entdecken. Enttäuscht verlasse ich das Café. Was nun? Ich bin ratlos, ich kann doch nicht alle Cafés im Ort absuchen. Plötzlich steht Kamal vor mir. Wie aus dem Nichts ist er aus der Dunkelheit vor mir aufgetaucht: ,,What are you doing here? Come with me to my friends.“ Ich bemerke sofort, dass er angetrunken ist. Er wirkt fröhlich und aufgedreht. ,,Ich suche dich die ganze Zeit“, antworte ich. Er erzählt mir, dass er im Café ein paar Bekannte aus Rabat getroffen hat. Dann haben sie beschlossen, Wein zu kaufen. Ich hätte den Abend gerne mit Kamal alleine verbracht, aber er wirkt so vergnügt, dass ich ihm den Wunsch nicht abschlagen kann, mit seinen Freunden gemeinsam zu feiern. Jetzt weiß ich wenigstens den Grund, warum er mich nicht aus der Pension abgeholt hat. Ich bin erleichtert, obwohl die Aussicht mit seinen Freunden den ganzen Abend verbringen zu müssen, nicht gerade Euphorie in mir auslöst.
    ,,Come on, honey“, Kamal zieht mich in die Richtung zu dem Lokal, aus dem laute arabische Live-Musik schallt. Als wir eintreten, entdecke ich sogar ein paar europäische Touristen. Es gefällt mir wider Erwarten jetzt doch ganz gut, in Gesellschaft anderer Menschen zu sein. Vielleicht sind ja Kamal und ich doch zu viel alleine. Seine Freunde, Mustafa und Tarek, begrüßen mich ausgelassen. Sie sind beide ein paar Jahre älter als Kamal und überdurchschnittlich groß. Bekleidet sind sie mit Jeans und T- Shirts. Die Stimmung ist gut und wir setzen uns zu ihnen. Kamal und ich trinken aus einem Glas. Seine Freunde füllen das Glas häufig auf und ich bemerke, wie schnell Kamal es leert. Mich beschleichen böse Vorahnungen. Ich weiß inzwischen, dass er nicht aufhören kann zu trinken, wenn er einen bestimmten Pegel erreicht hat. Er kennt seine Grenzen nicht. Ich beschließe, mir ein Mineralwasser am Tresen zu bestellen und danach Kamal zu bitten, mich in die Pension zu begleiten. Als ich mir durch das Getümmel einen Weg bahne, spricht mich ein hünenhafter, hellblonder Europäer an: ,,Hello, I´m from Holland and you?“ Bevor ich

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