I love you, honey
rückt immer näher. Ich kann es kaum noch erwarten. Die letzten Tage verbringe ich in angespannter Stimmung. Treffe ich auch die richtige Entscheidung? Manchmal zwei fele ich an meinem Vorhaben und habe Angst vor meiner eigenen Courage. Ich kenne niemanden in Marokko und bin auf eine gewisse Art von Kamal abhängig und auf ihn angewiesen. Meine Mutter ermutigt mich, es auf jeden Fall zu versuchen:
,, Manchmal muss man im Leben auch etwas riskieren, um glücklich zu werden. Wenn du es nicht ausprobierst, wirst du dein ganzes Leben daran denken, wie es gewesen wäre. Lebe deinen Traum JETZT!“ Meine Mutter hat Recht. Ich kann keinen Rückzieher mehr machen, nur weil ich auf einmal etwas ängstlich bin. In diesem Zustand befinde ich mich auch nur, weil Kamal nicht bei mir ist. Wenn ich mit i hm zusammen bin, fühlt sich das Leben immer so einfach an.
Am Vortag meiner Abreise, rede ich mit Kamal via Skype. Ich erzähle ihm von meinen gemischten Gefühlen. ,, Don´t worry, honey.“ Kamal meint, ich soll mir keine Sorgen machen und sofort verschwinden meine Zweifel und ich fühle mich wie befreit. Er liebt mich und ich ihn, was soll uns da passieren? Ich betrachte ihn in der Kamera, er wirkt so glücklich und freut sich auf unser Wiedersehen. Meine Sehnsucht nach ihm wird unerträglich. Wie gut er aussieht! Und er gehört zu mir!
Danach packe ich noch schnell meine Reisetasche. Außer mehreren T-Shirts, einer Strickjacke, zwei Jeans, Strümpfe und Unterwäsche nehme ich nichts mit. Das ist alles, was ich aus Deutschland brauche. Ich bin dann reisefertig für morgen früh. Später am Abend bin ich mit meinen Freundinnen verabredet und wir treffen uns in einer Pizzeria. Das Gespräch dreht sich nur um meine Auswanderung und Kamal. Sie möchten jede Einzelheit erfahren. Aber ich bin mit meinen Gedanken schon längst in Marokko und gebe nur zerstreut Antwort. Wir versprechen uns, in e-mail Kontakt zu bleiben. Ich habe den Eindruck, dass ein paar von ihnen etwas neidisch auf mein Liebesglück sind. Die große wahre Liebe findet man nicht so oft im Leben. Viele meiner Freundinnen haben sich mit ihrem Partner arrangiert, aber von großer Liebe spüre ich bei ihnen nichts .Vielleicht ist bei ihnen schon der Alltag eingekehrt und sie werden gleichgültiger gegenüber dem Partner. So möchte ich nie werden! Ich wünsche mir, dass Kamal auch noch viele Jahre später:,,I love you, honey“, zu mir sagt und mich dabei liebevoll anguckt. Hoffentlich geht mein Wunsch in Erfüllung!
Nach meiner Rückkehr sitze ich noch eine Weile mit meiner Mutter zusammen. Sie ermutigt mich, meinen Weg zu gehen und wünscht sich, dass ich glücklich werde. In meinem Vorhaben hat sie mich immer unterstützt und bestärkt: ,,Ich würde es an deiner Stelle genauso machen, denn wahre Liebe kennt keine Grenzen,“ meint sie. Meine Mutter ist genauso romantisch veranlagt wie ich. Deswegen kann sich mich in dieser Situation so gut verstehen. Sie wird mir fehlen, aber sonst werde ich nichts vermissen. Ich freue mich auf mein neues Leben in Marokko. Vielleicht lerne ich dann sogar marokkanisches Arabisch, den Dialekt, der dort gesprochen wird.
Eine Sache macht mir leider immer noch Sorgen: Kamals Trinkverhalten bezüglich des Alkohols. Es gelingt mir nicht, den Gedanken daran beiseite zu schieben. Ein flaues Gefühl in der Magengegend bleibt, trotz aller Vorfreude. Vielleicht ist ja sein Alkoholkonsum doch nicht so dramatisch und meine Angst ist übertrieben, wer weiß.
Am nächsten Morgen bin ich sehr aufgeregt. Ich ziehe in ein fremdes Land, dessen Sprache ich nicht spreche und zu einem Mann, den ich kaum kenne. Das hört sich sehr nach Abenteuer an. Aber ich schaffe das schon!
Diesmal habe ich nur einen Hinflug- ohne Rückflug gebucht. Das ist ein tolles Gefühl. Meine Mutter bringt mich zum Flughafen und die Stunde des Abschieds ist jetzt gekommen. Wir werden oft in Skype reden, aber trotzdem ist mir bei dem Gedanken eigenartig zumute, meine Mutter alleine zurückzulassen. Der Abschied fällt mir schwer. Meine Mutter hat Tränen in den Augen: ,, Pass` gut auf dich auf “, sagt sie. ,, Es wird schon alles gut gehen“, beruhige ich sie.
Nachdem ich mein Gepäck am Abfertigungsschalter abgegeben habe, umarme ich sie ein letztes Mal. Mein Flug wird aufgerufen und ich kehre Deutschland den Rücken. Für wie lange, das weiß ich nicht.
Ich winke meiner Mutter zu; sie winkt zurück und lächelt dabei. Das macht den Abschied leichter für mich, weil ich
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