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I love you, honey

I love you, honey

Titel: I love you, honey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Martin
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go to Essouira“, schlägt er mir vor. Essouira ist ein hübscher Touristenort am Atlantik. Ungefähr eine Stunde von davon entfernt besitzt seine Familie ein Grundstück mit einem kleinen Haus. Kamal möchte sein gewohntes Umfeld verlassen und ein neues Leben mit mir beginnen. Weit weg, ohne den Einfluss seiner Freunde, hofft er vom Alkohol loszukommen. Ich habe aber Zweifel, ob das eine gute Lösung ist. Ich kann mir nicht vorstellen in einem kleinen Dorf zu leben. Was soll ich dort machen? Ich wäre völlig abhängig von Kamal. Die Einkünfte von der Landwirtschaft würden sicher nicht ausreichen, um uns beide zu ernähren. Der Vorschlag ist in meinen Augen unrealistisch. Aber Kamal ist so zuversichtlich, dass ich mich von seiner Begeisterung anstecken lasse. Trotzdem bleiben meine Zweifel bestehen, aber ich lasse ihn weiterträumen. Ich blicke in seine schönen Augen und spüre wieder die alte Faszination: ,,I love you, I love you so much.“ Wir fallen uns in die Arme und beteuern uns gegenseitig unsere Liebe. Ich verfalle dem Irrglauben, dass wir es immer noch zusammen schaffen könnten. Ich stelle mir vor, wie Kamal tagsüber auf dem Feld arbeitet und ich im Haus mit dem Abendessen auf ihn warte. Das geht nicht gut, warnt mich meine innere Stimme, aber ich höre im Moment nicht auf sie. Wo er hingeht, da möchte ich auch hingehen. Ich kann ihn doch gar nicht verlassen und ohne ihn leben! In diesem Augenblick bin ich mir sicher, dass uns nichts trennen kann. Wir verbringen so glückliche Stunden miteinander wie lange nicht mehr.
    Als ich am nächsten Morgen die Wohnung verlasse, kommt mir Happy im Garten entgegen: ,,Wo warst du denn so lange, du Ausreißer?, begrüße ich ihn. Er sieht struppig und schmutzig aus. Ich öffne ihm die Tür zur Wohnung und er ren nt sofort in die Küche zu den Näpfen. Völlig ausgehungert leert er sie alle innerhalb weniger Minuten. Ich fühle mich erleichtert, dass er wieder da ist und ihm nichts zugestoßen ist.
    Die Katzen haben jetzt das Alter erreicht, in dem man sie kastrieren kann. Dann werden sie ruhiger und ich muss mir nicht mehr so viel Sorgen um Happy machen. Ich nehme mir vor, einen Termin beim Tierarzt zu vereinbaren.
    In den darauffolgenden Tagen arbeite ich viel im Café, manchmal bis zu fünfzehn Stunden und versuche noch einmal alles, um das drohende Ende abzuwenden. Ich scherze mit den Gästen und versuche, die Fassade aufrechtzuerhalten. Meine Gedanken sind aber ständig bei Kamal und mir wird aber immer klarer, dass es so nicht weitergehen kann. Außerdem bleiben die Einnahmen gering. Es gibt zu viele andere Cafés mittlerweile in der Umgebung.
    Heute habe ich mir einen Tag freigenommen und bringe die Katzen wegen der Kastration zum Tierarzt. Ich erzähle ihm von meiner eventuellen Ausreise aus Marokko und er erklärt mir, dass ich dazu für alle Tiere einen Tollwuttest brauche. Ich entscheide mich sofort für eine Blutabnahme. Das Blut wird zur Analyse nach Paris geschickt und erst in ungefähr drei Monaten kann ich mit dem Testergebnis rechnen. Schnell hole ich Hachiko, damit auch ihm Blut abgenommen wird. Dieses Mal ist die Tierarztrechnung ziemlich hoch und mir bleibt für diesen Monat nur noch wenig Geld übrig. Als ich dem Tollwuttest zugestimmt habe, wird mir bewusst, dass ich hier nicht mehr bleiben werde.
    Danach gehe mit Hachiko spazieren und mache ein paar Besorgungen. Bei dem Gemüsehändler kaufe ich Tomaten, Granatäpfel und Gemüse. Der junge Mann ist immer sehr freundlich zu mir. Heute schenkt er mir zwei große rotbäckige Äpfel. Ich bedanke mich und gehe auf die gegenüberliegende Straßenseite, wo sein Vater einen kleinen Stand mit Petersilie hat. Es ist ein circa achtzigjähriger Mann mit einem runzligen Gesicht und wachen Augen. Ich sehe ihm gerne dabei zu, wie er geduldig und gelassen mit geübten Fingern die Petersilie zu Sträußen zusammenbindet. Er strahlt unglaubliche Ruhe und Zufriedenheit aus. Wenn ich eines Tages alt bin, dann möchte ich so sein, wie dieser Mann, geht es mir durch den Sinn. Manchmal helfen ihm seine Enkelkinder bei der Arbeit. Ich kaufe ein Bund Petersilie und der Greis lächelt mich an. Dann mache ich mich mit Hachiko auf den Heimweg.
    Zum Lernen für mein Studium habe ich heute k eine Energie. Unlustig putze ich das Bad und wische die Terrasse sauber. So habe ich wenigstens etwas erledigt. Aber es fällt mir alles schwer.
    Am Spätnachmittag hole ich die Katzen vom Tierarzt ab. Sie sind von der Operation noch

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