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Iacobus

Iacobus

Titel: Iacobus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matilde Asensi
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transparenten Grün, das mich bezauberte. Ich weiß wohl, daß Edelsteine Heilkräfte besitzen, trotzdem tat es mir in der Seele weh, sie so zerkleinert im Mund Seiner Heiligkeit verschwinden zu sehen.«
    »Und was geschah danach?«
    »Die Mauren kehrten in ihre Kammer zurück, und der Papst fühlte sich sofort besser. Er kam wieder zu Atem, das Fieber sank, er hörte auf zu schwitzen … Aber dann, als er gerade nach unten gehen wollte, um seine Reise fortzusetzen, krümmte er sich plötzlich und begann Blut zu spucken. Euer Vetter und ich erstarrten vor Schreck. Als erstes fiel uns ein, die arabischen Ärzte zu Hilfe zu rufen, weshalb ich wieder zu ihrer Kammer lief. Doch in den knapp zehn Minuten waren sie verschwunden; im Zimmer war keine Spur mehr von ihnen zu entdecken, als ob es sie nie gegeben hätte; weder Kleidung noch Bücher, nicht einmal zerdrückte Betten, keinerlei Essensreste … nichts. Ihr könnt Euch unser Entsetzen vorstellen! Der Papst spuckte ununterbrochen Blut und wand sich vor Schmerzen. Euer Vetter packte mich daraufhin am Kragen und sagte zu mir: ›Hör zu, Spitzbube! Ich weiß nicht, wieviel dir diese Mörder dafür bezahlt haben, daß du ihnen hilfst, den Papst umzubringen, aber ich schwöre dir, daß dich die Folter der Inquisition erwartet, wenn du mir nicht augenblicklich verrätst, was für ein Gift ihr ihm verabreicht habt.‹ Ich beteuerte ihm wiederholt, daß ich nicht wüßte, wovon er sprach, da auch ich getäuscht worden wäre, und daß man auch ihn der Heiligen Inquisition überantworten würde, obwohl er Kardinal und Kämmerer sei, weil er die Erlaubnis erteilt habe, daß zwei Mauren den Papst vergiften konnten.«
    François tat einen tiefen Seufzer und verstummte. Im Geiste schien er noch einmal die Agonie jenen Tages zu durchleben, die Angst, die Panik, die er gefühlt haben mußte, als er Papst Clemens in seinem Haus sterben sah, dazu fast noch durch sein eigenes Verschulden.
    »Der Heilige Vater verlor auch Blut durch … hinten, Ihr wißt schon, wo ich meine. Ein Fluß, Sire, ein wahrer Sturzbach floß aus ihm, oben und unten.«
    »Rot oder schwarz?«
    »Wie meint Ihr …?«
    »Das Blut, großer Gott, das Blut! War es rot oder schwarz?«
    »Schwarz, Sire, pechschwarz, ganz dunkel!« rief er aus.
    »Und dann, so verstört wie Ihr wart, habt Ihr und mein Vetter Kardinal Henri de Saint-Valéry Euch geschworen, niemandem etwas davon zu erzählen, und da die Medizi sich ja schon in Luft aufgelöst hatten, gabt Ihr Euch Euer Wort, diesen Zwischenfall in Euren Aussagen nach des Papstes Tod nicht zu erwähnen. Oder irre ich mich?«
    »Nein, Sire, Ihr irrt Euch nicht, genauso war es …«
    »Gott war indessen nicht damit einverstanden, mein Freund, und schickte die Heilige Mutter Gottes, damit mein Vetter jenen bösen Schwur bereue, der ihn sicherlich bis zum heutigen Tage im Fegefeuer büßen ließ, bis zu dem Augenblick, als Ihr Euch ausgesprochen habt.«
    »Ja, ja!« schluchzte der Unglückselige und zerfloß fast in Tränen. »Ihr wißt nicht, wie glücklich ich mich jetzt schätze, meine Seele von der Last befreit und Euren Vetter vor dem Feuer der Hölle bewahrt zu haben.«
    »Und ich freue mich, Werkzeug Unseres Herrn gewesen zu sein und diese wunderbare Aufgabe bewältigt zu haben«, erklärte ich stolz. »Nie werde ich Euch vergessen können, François, mein Freund. Ihr habt mich glücklich gemacht, diese heilige Mission erfüllen zu können.«
    »Immer werde ich Euch für die Rettung meiner Seele Dank schulden, mein ganzes Leben lang, Sire!«
    »Nur eins noch … Erinnert ihr Euch zufällig an die Namen jener Ärzte?«
    »Ist das wichtig?« fragte er mich überrascht.
    »Nein, ganz und gar nicht …«, beruhigte ich ihn. »Mit größter Wahrscheinlichkeit handelt es sich sowieso um falsche Namen. Sollte ich allerdings jemals auf einen Arzt desselben Namens stoßen, so seid gewiß, daß er den Schmerz und den Schaden, den er meinem Vetter und Euch zugefügt hat, mit seinem Leben bezahlen wird.«
    François sah in tiefster, tränenfeuchter Verehrung zu mir auf, und ich konnte nicht umhin, leichte Gewissensbisse zu spüren.
    »Ich kann mich nicht genau entsinnen, aber ich glaube, daß einer der beiden Fat Soundso lautete, und der andere …« Er runzelte die Stirn, als er angestrengt versuchte, sich zu erinnern. »Der andere klang so ähnlich wie Adabal  … Adabal , Adabal , Adabal …« , leierte er vor sich hin. » Adabal Ka, glaube ich, ich bin mir allerdings

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