Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Iacobus

Iacobus

Titel: Iacobus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matilde Asensi
Vom Netzwerk:
Bruder«, fügte Bruder Robert in entschuldigendem Ton hinzu, »daß Ihr sofort nach Rhodos zurückzukehren wünscht, doch die Mission, mit der Euch Seine Heiligkeit zu betrauen gedenkt, ist für unseren Orden von größter Wichtigkeit.«
    Noch immer brachte ich vor Staunen kein Wort heraus.
    »Seht, Bruder, wenn wir ein christliches Heer über die Pyrenäen entsenden würden, um das Gold der Templer wiederzuerlangen, glaubt Ihr, wir würden etwas finden? Natürlich nicht, nicht wahr? So wie wir diese Schurken kennen, muß das Gold an unvermuteten, unzugänglichen Orten gut verborgen liegen, die möglicherweise auch noch voller Fallen stecken. Aber wenn Ihr …«, fuhr Seine Heiligkeit unbeirrbar fort und sah mir dabei in die Augen, »… wenn Ihr mit Eurer scharfsinnigen Intelligenz in der Lage seid, diese Verstecke zu entdecken, wird es für eine Truppe unserer Soldaten ein leichtes sein, danach Euren Fund zu heben.«
    »Was Seine Heiligkeit und ich, als Vertreter Eures Ordens, damit sagen wollen«, führte Bruder Robert aus, »ist, daß man unmöglich auf diese Schätze stoßen wird, wenn man die gängigen Mittel einsetzt. Die Templer waren nicht einmal unter Folter bereit, ihre sorgsam gehüteten Geheimnisse preiszugeben. Wenn Ihr Euch jedoch auf den Weg macht wie ein … wie sagt man? … ein concheiro , ein Büßer, der zum Grab des Apostels eilt, um in Santiago de Compostela den Generalablaß zu erwirken, so vermögen Eure Augen sehr viel mehr zu sehen als die von zwanzig bewaffneten Männern, meint Ihr nicht auch?«
    Noch immer stand ich starr vor Staunen da.
    »Ihr werdet unverzüglich aufbrechen«, befahl der Heilige Vater. »Ruht Euch noch ein paar Tage aus und bereitet Eure lange Reise nach Santiago de Compostela vor. Obwohl … nehmt Euch in acht, daß Euch niemand außerhalb der Komturei sieht; denkt daran, daß wir von Spitzeln umgeben sind, die unserer Mission ein unglückliches Ende bereiten könnten. Wenn Ihr dann fertig seid, so reist so schnell wie möglich ab.«
    »Aber …«, stammelte ich, »wie? … Das ist ausgeschlossen, Eure Heiligkeit!«
    »Ausgeschlossen?« fragte dieser und drehte sich zum Großkomtur um, »habe ich da eben ›ausgeschlossen‹ verstanden?«
    »Ihr habt keine andere Wahl, Galcerán«, rief mein Vorgesetzter in einem Ton aus, der keinen Widerspruch duldete; ich konnte hart bestraft werden, wenn ich Befehlen nicht nachkam, konnte sogar aus dem Orden ausgeschlossen werden. »Ihr habt das zu erfüllen, was man Euch aufgetragen hat. Ihr bleibt in der Komturei von Avignon, bis Ihr glaubt, für die Abreise gerüstet zu sein, genauso wie es Euch der Heilige Vater empfohlen hat, und dann macht Ihr Euch auf den Weg nach Santiago. Einige Männer des Papstes werden Euch auf Eurer Wanderschaft in einem gewissen Abstand folgen; ihnen könnt Ihr Eure Entdeckungen über bestimmte Kanäle mitteilen, die wir noch festzulegen haben. Ihr werdet als armer Pilger von all Euren Kenntnissen und Fähigkeiten Gebrauch machen, um dieses Tau-aureus zu finden, das Ihr so hervorragend aufgedeckt habt.«
    »Laßt mich wenigstens einige Sekunden darüber nachdenken …«, bat ich betrübt. »Und laßt mich zumindest meinen Knappen mitnehmen, den Novizen, den ich aus dem Kloster von Ponç de Riba geholt habe, um ihn in die Grundkenntnisse der Medizin einzuweihen. Er hat sich bei meinen Nachforschungen als guter Junge und hervorragender Gefährte erwiesen.«
    »Was weiß dieser novicius von alldem?« fragte Papst Johannes wütend.
    »Er war es, Eure Heiligkeit, der das Rätsel der Botschaft löste.«
    »Daraus müssen wir also schließen, daß er über alles Bescheid weiß.«
    »So ist es, Heiliger Vater«, entgegnete ich, fest entschlossen, Jonas um jeden Preis mitzunehmen, sogar auf Kosten einer harten Sanktion seitens meines Ordens. Bei genauerer Betrachtung konnte jene Reise sowohl für den Jungen als auch für mich das Wiedersehen mit der dritten Person bedeuten, die in unsere gemeinsame Geschichte verwickelt war: seine Mutter, Isabel de Mendoza.
    »Ach, übrigens, Heiliger Vater«, fügte ich noch hinzu und hielt die Sache mit Jonas für bereinigt, »ich werde ein ganz bestimmtes Privileg benötigen, das nur Ihr mir verschaffen könnt …«

M it Hilfe einer wunderschönen Handschrift, welche die Mönche des katalanischen Klosters Ripoll vom › Liber peregrinationis ‹ des ›Codex Calixtinus ‹ – jener Sammlung von Dokumenten, in denen der Weg nach Santiago beschrieben wurde –

Weitere Kostenlose Bücher