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Ian Yery & der Hardcore Absolute Beginner

Ian Yery & der Hardcore Absolute Beginner

Titel: Ian Yery & der Hardcore Absolute Beginner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kooky Rooster
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Freak.
    „Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit. Die meisten Ehepaare, die ich kenne, hassen sich. Das ist eine hervorragende Basis“, erklärte der Art und grinste Nils zuversichtlich an.
    „Ist das Ihr ernst?“ Nils kräuselte die Stirn und fühlte eine seltsame Form der Aufregung in sich hochkommen.
    „Mein
absoluter
ernst. Ich weiß, ich sehe noch aus wie ein Knabe – aber ich hab einige Erfahrung – vergessen Sie nicht, was mein Job ist.“
    „Ja aber …“
    „Ich weiß. Sie wollen einwenden, dass das ja alles Irre waren, nicht wahr?“, griff der Arzt Nils' Worten voraus. „Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Sie gehen morgen hier raus und beschaffen mir einen Menschen, der
kein
Irrer ist. Wenn Sie
das
schaffen, dürfen Sie hier so lange bleiben wie Sie wollen. Abgemacht?“ Der Wirbelwind hob seinen Hintern drei Zentimeter vom Sessel an und streckte seinen Arm über den Schreibtisch. Zögernd schlug Nils ein und ließ sich die Hand schütteln.
    „Gut. Dann wünsche ich Ihnen viel Glück auf Ihrem weiteren Lebensweg“, formulierte der Arzt und grinste breit. Nils erhob sich zögernd und lief mit weichen Knien zur Tür. Er hatte die Klinke schon in der Hand, als er sich spontan umdrehte und fragte: „Wie ist die Geschichte ausgegangen? Die mit der Frau und dem Phantombild?“
    „Schlecht. Sehr schlecht“, antwortete der Psychiater und Nils versetzte es einen Stich in den Magen. „Sie haben geheiratet.“ Der Arzt schüttelte seinen Wuschelkopf. „Drei Kinder. Also mit Sex läuft da erst mal gar nichts.“
    „Freak!“, murmelte Nils und als er wenige Meter den Flur runtergegangen war, musste er lachen.

Hoch hinaus
    … unter Freaks …
    Nils saß mit elf anderen Patienten auf Stühlen, die in einem Kreis aufgestellt worden waren und wartete auf den Beginn der Gruppentherapie. Es war das letzte Mal und das stimmte ihn wehmütig. Er hatte zwar mit einigen der anderen Patienten Telefonnummern ausgetauscht, aber Nils war nicht sicher, ob er sich auch trauen würde sich bei ihnen zu melden.
    Da wackelte die Therapeutin schon heran, klein, pummelig und fröhlich wie immer. Das war etwas, das Nils vom ersten Tag an verwundert hatte. Hier war das gesamte Personal immer fröhlich. Vielleicht nahmen sie irgendwelche Tabletten, argwöhnte er, oder hatten Chips implantiert die Stromstöße aussandten, sobald die Mundwinkel drohten nach unten zu kippen. Neben der kleinen stakste ihr genaues Gegenteil einher – eine große, hellblonde, dünne Frau. Nils hatte sie zwar schon öfter hier gesehen aber noch nie mit ihr zu tun gehabt.
    „Ulrich, Sandra, Nils, Heinz und Corinna, ihr geht mit Tamara mit“, erklärte die Gruppentherapeutin. Verwundert erhoben sich die Angesprochenen. „Ihr seid alle heute das letzte Mal hier – da gibt’s eine ganz spezielle Einheit.“ Sie zwinkerte vielversprechend.
    „Macht euch fertig für einen kleinen Ausflug“, wies Tamara an. „Wir treffen uns in einer Viertelstunde draußen beim Bus.“
    „Wo fahren wir ihn?“, fragte Ulrich.
    „Lasst euch überraschen“, meinte sie und ein spitzbübisches Grinsen huschte über ihr Gesicht. Sie tippte auf ihr Handgelenk, an dem keine Uhr war, und wiederholte: „Fünfzehn Minuten.“
    „Ich
hasse
Überraschungen“, maulte Sandra, als sie ihre Zimmer aufsuchten. Nils nickte zustimmend. Ihm war schlecht. Vielleicht konnte er ja hier bleiben.
    Eine halbe Stunde später saß er dann aber
doch
im Bus bei den anderen. Ulrich plauderte angeregt mit der Therapeutin, der Rest hockte brütend da und harrte mit flauem Magen den Dingen, die da kommen würden. Die Fahrt dauerte nicht lange, da hielt der Wagen schon auf dem Parkplatz eines Sportzentrums. Allgemeines Raunen.
    „Ich bleib im Bus und warte. Ich
hasse
Sport“, erklärte Sandra und verschränkte die Arme.
    „Ich auch.“ - „Ich auch.“ - „Ich auch“, maulten die anderen. Nils enthielt sich der Stimme und beschloss, erst einmal abzuwarten.
    „Ich zwinge niemanden zum Mitmachen, aber seht es euch zumindest einmal an“, schlug Tamara vor. Widerwillig und nach einigen weiteren Ermunterungen, ließen sie sich darauf ein und die Gruppe latschte träge hinter der hochgewachsenen Therapeutin her.
    Als sie die helle, freundliche und sehr moderne Sporthalle betraten, blieb ihnen der Atem weg. Es war keine gewöhnliche Turnhalle, wie sie diese aus der Schulzeit kannten, sondern eine Kletterhalle. Es sah wild aus, abenteuerlich,

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