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Ian Yery & der Hardcore Absolute Beginner

Ian Yery & der Hardcore Absolute Beginner

Titel: Ian Yery & der Hardcore Absolute Beginner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kooky Rooster
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regelrecht
spektakulär
. Nils bekam weiche Knie, sein Bauch kitzelte. Sofort schaute er sich nach den Kletterern um, die hier unterwegs waren. Er hielt nach Mo Ausschau, auch wenn es unwahrscheinlich war, dass dieser ausgerechnet jetzt ausgerechnet hier war. Natürlich war er
nicht
hier.
    Nils bestaunte die Wände. Auch wenn ihm schlecht war vor Aufregung – er wollte es zumindest einmal versuchen. Der Unmut und der vermeintliche Hass auf Sport war bei allen verflogen. Obgleich jeder Respekt vor der Wand hatte und sie während der Instruktionen beäugte, als wäre sie ein gefährliches Raubtier, war die kindliche Neugier geweckt. Sie tuschelten untereinander ob sie sich da hoch trauten oder nicht, und
wie
hoch sie wohl kommen würden.
    Ulrich war der Erste, der Mut fasste und sich den Klettergurt anlegen ließ. Mit ein paar dummen Scherzen legte er unter den Anweisungen der Therapeutin los.
Natürlich
ging es nicht ohne blöde Psychometaphern von wegen, einen Schritt nach dem anderen, langsam aber sicher nach oben, es braucht Zusammenarbeit, es ist mühsam aber das erhöht die Stärke der Erfolgserlebnisse, und so weiter … der ganze semiesoterische Quatsch, den Nils seit sechs Wochen über sich ergehen lassen musste, und an den er nach wie vor nicht glaubte. Aber das war immer noch besser, als die Welt
da draußen
.
    Nach und nach traute sich einer nach dem anderen an die Wand. Nils saß noch da und sah lieber zu. Er beobachtete die Bemühungen der anderen und überlegte sich Strategien. Von hier unten sah es ganz leicht aus.
    „Ah, da kommt Verstärkung“, rief Tamara erfreut, als sie gerade dabei war, Corinna den Klettergurt anzulegen. „Jetzt können sich gleich zwei an der Wand versuchen.“ Alle drehten sich nach dieser
Verstärkung
um. Nils' Herz machte einen Satz.
    „Darf ich vorstellen – das ist Moritz. Wer will als nächstes?“
    Nils' Hände begannen zu zittern, er bekam kaum Luft, sein Bauch flatterte und er schämte sich in Grund und Boden. Er senkte den Blick und wünschte sich, unsichtbar zu werden. Wie peinlich. Jetzt war er auch noch der Psycho, der mit der Klinik zum
Therapieklettern
kam.
    „Ich beiße nicht“, hörte Nils Mo scherzen und wandte sein Gesicht ab. Vielleicht erkannte er ihn ja nicht.
    „Nils?“, ertönte Mos Stimme in diesem Moment.
    „Ihr kennt euch?“, fragte Tamara, „Das ist ja
prima
. Nils, hopp-hopp,
ran
an die Wand.“ Am liebsten wäre Nils aufgestanden und aus der Halle gestürzt. Aber was sollte Mo dann von ihm denken? Er dachte an die Metapher, über die er heute Vormittag mit dem Arzt gesprochen hatte. Delphine konnten Haien gefährlich werden. Er hielt sich an den Worten des Arztes fest, dass er stärker wäre als er glaubte. Na dann, auf in den Kampf! Nils schluckte schwer und erhob sich ohne Mo anzusehen.
    „Wie geht’s dir?“, fragte dieser mit überraschend weicher Stimme – fast so, als wäre er richtig –
besorgt
. Damit hatte Nils
nicht
gerechnet. Er war davon ausgegangen, Mo würde ihn erneut wegen Ian Yery fertig machen. Überrascht hob er den Kopf uns blickte Mo in die Augen. Sechs Wochen hatte er ihn nicht gesehen, nicht einmal seinen virtuellen Doppelgänger. Er hatte sich auch verkniffen, Zeichnungen von ihm anzufertigen. Die längste Abstinenz von diesem Mann seit drei Jahren! Es war überwältigend, nun vor ihm zu stehen. Der rotblonde Kerl blickte ihn sanft und sorgenvoll an und Nils' Herz hämmerte so heftig, dass es beinahe als Echo von den Wänden widerhallte.
    „Gut“, zwang er sich zu einer Antwort.
    „Gottseidank!“, stieß Mo hervor und riss ihn ungestüm in die Arme. Er drückte Nils so fest, als wolle er ihn zerquetschen. Das hatte Nils vermisst! Seit er wusste wie sich eine Umarmung anfühlte, vermisste er sie mehr, als all die Jahre davor. Aber nicht nur eine Umarmung. All die anderen schönen Dinge, die Mo ihm gezeigt hatte, vermisste er nun auch mehr, als zu jener Zeit, als er noch nicht gewusst hatte wie sie sich anfühlten. Eine ganze Weile hatte er Mo dafür verflucht, weil es nun viel unerträglicher war, allein zu sein. Nils schmiegte sich an Mos warmen, so gut duftenden Körper, vergaß
wo
er war und dass er als Patient der Psychiatrie hier war. Er vergaß, dass er ein Freak war, sich unzulänglich fühlte, Angst vor der Welt hatte. Hier wollte er bleiben, in Mos Armen. Für immer.
    Es tat fast weh, als sich Mo wieder von seinem Körper trennte.
    „Na, dann wollen wir mal die Wand erobern, hm?“, schmetterte Mo

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