Ian Yery & der Hardcore Absolute Beginner
und wenn er wieder heimkommt – Peng! Auch wenn er mich für immer dafür hasst, aber ich bin überzeugt es war richtig, dass ich Hilfe geholt habe“, erzählte Jana.
Mo wurde schlecht. Er sprang hoch, stürzte aufs Klo und umklammerte die Schüssel. Ein kalter Schweißfilm bildete sich auf seiner Haut und er würgte. Seine Hände zitterten, die Knie schmerzten. Als er sich wusch blickte ihm aus dem Spiegel eine ziemlich bleiche, elende Version seiner selbst entgegen und brummte zynisch:
'Das hast du TOLL gemacht!'
„Na? Das geht dir an die Nieren, was? Was glaubst du wie es
mir
geht?“, plapperte Jana in einem bitteren Tonfall auf ihn ein, als Mo wieder in die Umkleide wankte und sich auf die Bank plumpsen ließ.
„
Ich
hab die Waffe“, flüsterte er und stützte den Kopf in die Hände. Was, wenn er sie nicht zufällig gefunden hätte, als er den Schuh gesucht hatte? Mo wollte gar nicht dran denken. Das Bild einer Beerdigung blitzte vor seinem inneren Auge auf. Er schüttelte den Kopf, um es raus zu kriegen.
„Du?“, rief Jana erstaunt aus. „Wie kommst du zu der …“, sie senkte ihre Lautstärke, „… Waffe?“
„Ich hab sie zufällig gefunden und … ich weiß nicht … vielleicht habe ich befürchtet, dass er sich damit etwas antun will … ich hab sie einfach eingesteckt“, erklärte Mo. „Verfluchter
Vollidiot
, warum denn gleich umbringen?“, stieß er wütend hervor und raufte sich die Haare.
„Willkommen im Club“, murmelte Jana. „Wenn es nicht so furchtbar ironisch wäre, würde ich ihn am liebsten dafür umbringen, dass er sich umbringen wollte“, erklärte sie bitter.
„Kann man ihn besuchen?“, fragte Mo.
„Bist du bescheuert?“, fuhr Jana ihn an. „Wegen
dir
hat er den ganzen Scheiß doch erst
gemacht
! Du hältst dich von ihm fern! Auch wenn ich dir dankbar bin, dass du ihm
das Ding
abgenommen hast.“
„Ich muss mit ihm über diese Sache reden“, begann Mo. „Ich glaub, es würde ihm danach besser gehen.“
„Netter Versuch“, lachte Jana zynisch. „Du willst mit ihm reden, damit es
dir
besser geht!“
„Kannst du ihm vielleicht etwas ausrichten?“, fragte Mo.
„Nein. Hast du nicht zugehört? Er will mit mir nichts mehr zu tun haben. Aber selbst wenn doch, richte ich ihm von
dir
ganz
bestimmt
nichts aus.“ Sie seufzte. „Wenn ich gewusst hätte wie das endet, hätte ich ihn nicht ermutigt das Date mit dir wahrzunehmen.“ Sie warf Mo einen flüchtigen Blick zu. „Du weißt ja wie er ist … oder auch nicht … wie auch immer, er hat kalte Füße bekommen und ich hab ihm gedroht, falls er dich versetzt … Harch. Ich könnt mich ohrfeigen dafür“, schalt sich Jana.
„Hm, das liegt wohl in der Familie“, murmelte Mo.
„Was?“
„Zu glauben, die Dinge wären einfacher, wenn man sie nicht tut.“
„Arschloch“, zischte Jana, packte ihre Tasche und stöckelte raus.
Klapse
… Horst …
Ein roter Rollkragenpulli, ein fröhliches, hellbraunes Gesicht und schwarze Locken, die sich wie ein Wirbelsturm auf dem Kopf des Arztes türmten. Nils konnte nicht anders, als die Ausläufer dieses beeindruckenden Adlerhorsts anzustarren.
„Also, Nils, wir sehen uns ja heute zum letzten Mal“, formulierte der seltsame Kerl und hakte dabei irgendwelche Unterlagen ab.
„Ich bin noch nicht bereit!“, murmelte Nils und zwang sich, den Blick von diesem Haar loszureißen. Der Psychiater, oder zumindest eins seiner Elternteile, musste ein Inder sein.
„Natürlich sind Sie bereit, Nils“, meinte der Arzt und blinzelte ihn mit seinen dunkelbraunen Augen an. So wie sein Haar war auch sein Gesicht: lustig, rund und üppig. Er hätte einen fantastischen Clown abgegeben.
„Ich kann nicht mit Menschen …“, behauptete Nils.
„Da habe
ich
aber etwas
ganz anderes
beobachtet“, meinte der Arzt. „Sie sind gut integriert, kommen mit jedem hier gut aus – und mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie sehr beliebt sind – vor allem bei den neuen Patienten.“
„Das sind aber auch alles Irre“, verteidigte sich Nils. Der Psychiater brach in schallendes Lachen aus, dann stützte er sich auf den Schreibtisch und musterte Nils von Kopf bis Fuß.
„Ich verrate Ihnen mal was: Ich arbeite seit bald dreißig Jahren in diesem Beruf – und meine Beobachtung ist: Die Irren, die sind nicht
hier drin
.
Hier
, Nils, hier sind maximal die
Opfer
von Irren.“ Nils starrte den Arzt kritisch an.
„Und
Sie
wollen mich da raus schicken?“, rief er empört und zeigte zum
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