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Titel: iBoy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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ihn nur einfach dazu benutzen, um das zu bekommen, was ich wollte.
    Ich blickte ihn an, ließ ihn die Kälte in meinen Augen sehen. »Wessen Idee war das?«
    »Was?«
    |103| »Ben zusammenzuschlagen – wer steckte dahinter?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich sag dir überhaupt nichts. Das kann ich nicht   –«
    »Okay«, antwortete ich und zog mein Handy aus der Tasche. »Ich frag dich noch ein Mal, und wenn ich nicht die Antwort kriege, die ich haben will, schick ich das Video an die Polizei. Und an deine Mum. Danach reiß ich überall die Klappe auf und dann weiß bald jeder da draußen, dass du mit mir gequatscht hast und ich der Polizei alles erzählt hab   –«
    »Das machst du nicht   –«
    Ich drückte ein paar Tasten und tat so, als würde ich das Video aufrufen, dann gab ich eine Nummer ein (in Wirklichkeit war es meine eigene) und sagte zu ihm: »Letzte Chance. Wessen Idee war es?«
    »Ich
kann
das nicht   –«
    »Okay.« Ich zuckte die Schultern, wandte mich wieder dem Handy zu und bewegte den Daumen, als ob ich die Senden-Taste drücken wollte.
    »Nein!«
, schrie Davey. »Nein   … nicht, bitte   …«
    Ohne den Daumen zu bewegen, schaute ich auf und sah ihn an. »Wessen Idee?«
    »Hör zu«, sagte er. »So läuft das nicht, okay?«
    Ich bewegte wieder den Daumen.
    »Das ist die
Wahrheit
, Tom«, sagte er hastig. »Ehrlich   … es ist   … ich meine, das läuft nicht so, dass einer das Sagen hat. So funktioniert das nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Der ganze Mist, den du über Gangs im Fernsehen siehst, diese beschissenen Reportagen und so   … das ist alles ein Haufen Scheiße. So läuft das einfach nicht ab. Es gibt keine
Führer
oder Regeln oder was   … da sind nur ein paar Typen, die zusammen rumhängen. Und dann
machen
wir einfach was, kapierst du?«
    |104| »Okay«, sagte ich. »Aber einer von euch muss doch beschlossen haben, Ben zusammenzuschlagen. Ich meine,
irgendeine
Art von Hierarchie muss es ja geben.«
    »Hi-was?«
    »Du weißt genau, was ich meine. Wie zwischen dir und den zwei Jungs eben – die sind doch Crows, oder?«
    »Kleine Crows, ja.«
    »Und sie tun, was du ihnen sagst?«
    »Ja.«
    »Dann muss es doch andere Crows geben, die
dir
sagen, was du tun sollst. Und das tust du dann.«
    »Ja, schon   … kann man so sehen.«
    »Okay. Wer war es dann also? Ich meine, du hast doch eben gesagt: ›Wenn sie verlangen, du sollst was tun, dann tust du’s eben, verdammte Scheiße.‹ Wer also hat dir und den andern gesagt, ihr sollt Ben zusammenschlagen?«
    Davey zögerte, hatte Schiss, Namen zu nennen.
    Ich sah ihn an. »War es O’Neil? Firman? Adebajo?«
    Er antwortete nicht.
    »Ich hab das Video, Davey«, erinnerte ich ihn.
    »Scheiße«, seufzte er und schüttelte den Kopf. »Wenn sie rausfinden, dass ich mit dir geredet hab   … bin ich im Arsch.«
    »Tja«, erklärte ich ihm. »So hast du immerhin die Chance, dass sie’s nicht rausfinden. Aber wenn du
nicht
mit
mir
redest, bist du auf jeden Fall im Arsch.«
    Er dachte einen Moment drüber nach, dann begann er unwillig zu reden: »Meistens sind es Yoyo und Cutz, sie sind die, die mehr oder weniger   … keine Ahnung   … die Sachen anstoßen.«
    »Du meinst O’Neil und Adebajo?«
    »Ja   … die haben beide große Brüder, Alte eben, kapierst du   …?«
    |105| »Alte?«
    »Na ja, die, die älter sind«, erklärte er. »Die Typen weiter oben   … verstehst du? Die Beschaffer   …«
    »Beschaffer?«
    »Ja.«
    »Du meinst, sie sind Drogendealer?«
    Davey zuckte die Schultern. »Mehr oder weniger, ja   … also, das richtige Dealen, so auf der Straße, das machen hauptsächlich die Jüngeren. Die Alten lassen sich da nicht blicken. Ich meine, die
sehen
noch nicht mal den Stoff. Die kümmern sich nur ums Geschäft, verstehst du   … um den Geldkram.«
    »Okay. Und was hat das alles mit der Geschichte zu tun, dass O’Neil und Adebajo Ben zusammengeschlagen und Lucy vergewaltigt haben?«
    Davey zuckte wieder die Schultern. »Nichts eigentlich   … ich meine, es geht einfach immer um Respekt und so. Um Macht. Weißt du   …?«
    »Nein«, sagte ich kalt. »Weiß ich nicht.«
    »Du darfst keine Schwäche zeigen. Wenn du was
sein
willst, geachtet werden willst, darfst du dir nichts gefallen lassen.« Er sah mich an. »Ist ganz einfach, echt. Ben ist zusammengeschlagen worden, weil er zu Yoyo Nein gesagt hat. Yoyo hat ihm erklärt, er soll diesen Typen niederstechen, und Ben hat sich geweigert. Wenn Yoyo

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