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Titel: iBoy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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grinste. »Du weißt schon, was ich meine.«
    »Okay«, sagte ich. »Nenn mir einen.«
    »Einen was?«
    »Einen Feigling, den du magst   … nenn einen.«
    »Außer dir?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Lenk mich nicht mit billigen Komplimenten ab.«
    »Das war kein billiges Kompliment.«
    »Jetzt komm«, sagte ich. »Nenn mir einen.«
    »Okay   … na gut, lass mich nachdenken. Also   … ein Feigling, den ich mag   …«
    Während sie in den Himmel hinaufsah und versuchte, einen feigen Typen zu finden, den sie mochte – oder vielleicht tat sie auch nur so, als würde sie nachdenken   –, bemühte ich mich mit aller Kraft, sie nicht anzustarren, aber es fiel mir wirklich sehr schwer. Sie sah so toll aus – dick eingemummelt in ihren |224| Mantel und ihre Mütze, Kuchenkrümel auf den Lippen und Chips-Staub an den Fingern   … und ich fragte mich, ob ich mir wirklich einbilden durfte, dass dieses Spiel zwischen uns vielleicht doch mehr als nur ein Spiel war. Waren Lucys Späße in Wahrheit vielleicht doch richtige Komplimente? War es möglich, dass sie mich nicht nur als guten Freund mochte?
    »Spider-Man«, sagte sie plötzlich.
    »Was?«
    »Spider-Man   … ist ein Feigling, den ich echt mag.«
    »Der ist doch kein Feigling«, antwortete ich. »Spidey ist hammerhart.«
    »Na ja, nein   … ich mein ja auch nicht
Spider -Man
, sondern den andern, den Richtigen, wie heißt er noch, du weißt schon   …« Sie schnippte mit dem Finger, um auf den Namen zu kommen.
    »Peter Parker?«
    »Ja, genau. Peter Parker. Der ist doch ein Feigling.«
    »Ja   …«
    »Und ich mag ihn.«
    »Nein, tust du nicht. Du magst
Tobey Maguire

    Sie zuckte die Schultern. »Ist doch dasselbe.«
    Ich lachte. »Das ist überhaupt nicht dasselbe. Peter Parker, die Figur   … ja,
die
ist ein Feigling. Aber Tobey Maguire ist ein Hollywood-Filmstar. Er ist reich und berühmt und   –«
    »Sehr attraktiv.«
    Ich zog ein Gesicht. »Findest du? Der sieht doch eher sonderbar aus.«
    »Sonderbar?«
    »Na ja, du weißt schon, dieses schiefe Gesicht, das der hat   –«
    »Nein«, sagte Lucy. »Der ist echt süß.
Und
er ist sexy. Erinnerst |225| du dich an die Stelle im ersten Film, als er kopfüber im Regen hängt und die Dings küsst –?«
    »Du meinst Mary Jane Watson. MJ.«
    »Genau   … Ich finde, der Kuss ist doch richtig sexy.«
    »Nur weil er da noch seine Maske aufhat und du sein Gesicht nicht sehen kannst.«
    »Man
muss
es überhaupt nicht sehen. Man weiß auch so, wie süß und sexy er ist.«
    »Mary Jane weiß es nicht.«
    »Wen interessiert denn Mary Jane?«
    »Ich glaube, ziemlich viele Leute interessieren sich für Mary Jane, vor allem, wenn sie den gerade erwähnten Spider-Man im Regen küsst und ihr dabei das nasse T-Shirt eng auf der Haut klebt.«
    Lucy lachte, schüttelte den Kopf und wedelte mit dem Finger. »Wer vermischt denn jetzt Figur und Schauspieler?«
    »Was?«, sagte ich unschuldig.
    »Es ist Kirsten Dunsts nasses Shirt, das dich antörnt, nicht Mary Janes.«
    Ich zuckte die Schultern. »Ist doch dasselbe.«
    Da fingen wir beide an zu kichern. Es war ein richtig gutes Gefühl – einfach dazusitzen, sich anzugucken und zusammen zu kichern wie zwei kleine Kinder   … doch dann, nach einer Weile, merkten wir wohl langsam, dass das, worüber wir geredet und gelacht hatten, etwas war, worüber wir vielleicht besser nicht geredet hätten. Denn obwohl wir nur rumgealbert und Spaß gehabt hatten und obwohl es nur auf eine total oberflächliche und unsexuelle Weise um Sex gegangen war, hatten wir eben doch über Sex geredet. Und als sie das plötzlich merkte, war es für Lucy zu viel.
    Es war zu nah dran.
    |226| Zu direkt.
    Zu verwirrend.
    Und auf einmal saß sie da und lächelte nicht mehr, sondern schaute traurig auf die Hände in ihrem Schoß, während sie an einem Taschentuch drehte und zupfte.
    »Tut mir leid«, sagte ich leise. »Ich hätte merken sollen   …«
    »Ist schon okay«, sagte sie und versuchte, mich anzulächeln. »Es ist nicht deine Schuld   …« Sie zuckte die Schultern. »Manchmal verschwindet es ja für eine Weile, verstehst du? Ich vergesse es einfach   … zumindest bin ich mir nicht
bewusst
, dass ich dran denke. Aber dann   …« Sie schüttelte den Kopf. »Immer kommt es zurück. Es ist, als ob es nie
nicht
da wäre. Und selbst
wenn
ich es ein paar Minuten vergesse, gibt es immer irgendwas, das es zurückbringt. Irgendwas im Fernsehen, eine Sexszene oder so, oder einfach

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