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iBoy

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Titel: iBoy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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irgendein Typ mit Kapuze, der mich an sie erinnert   … ich meine, verdammt, du
glaubst
gar nicht, wie schwer es ist, fernzugucken, ohne einen Typen mit einer Kapuze zu sehen.« Sie lächelte mich kippelig an. »Sie sind
über all

    Verlegen zog ich meine Kapuze herunter.
    Lucy lachte. »Siehst du, ich sag’s ja.«
    »Entschuldigung   …«
    »Ehrlich gesagt, deine war mir bis jetzt gar nicht aufgefallen.«
    »Entschuldigung«, wiederholte ich.
    »Nein, ist schon gut. Wirklich.« Sie runzelte über sich selbst die Stirn. »Ist doch komisch, dass ich sie vorher nicht bemerkt habe, obwohl   …«
    »Hat wahrscheinlich einfach damit zu tun, wie ich sie trage«, schlug ich lächelnd vor.
    »Wie – du meinst, auf dem Kopf?«
    |227| Und so fanden wir doch langsam wieder zueinander. Es war zwar nicht ganz das Gleiche wie vorher – wir waren jetzt stiller, nicht so ausgelassen   –, aber das war okay. Ehrlich gesagt gefiel es mir sogar ziemlich gut. Es gab mir irgendwie das Gefühl, als würden wir uns jetzt besser kennen. Und ich glaube, für Lucy passte es auch.
    »Alles okay?«, fragte ich sie.
    Sie lächelte. »Ja.«
    »Willst du noch was zu essen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin pappsatt.«
    »Hast du Lust, einen Spaziergang zu machen?«
    »Wohin?«
    »Zum Beispiel rüber zur Dachkante?«
    Lucy schaute zur Kante und dann zu mir zurück. »Findest du das nicht zu weit?«
    »Ich kann ein Taxi rufen, wenn du willst.«
    »Nein«, sagte sie. »Der Abend ist so schön. Lass uns zu Fuß gehen.«
     
    Ich hatte noch nie eine Freundin gehabt   … jedenfalls keine richtige. Ich meine, ich hatte mich zwar schon ab und zu mit irgendeinem Mädchen verabredet, war mit ihr weggegangen – ins Kino, zum Konzert einer Band, so was eben. Doch obwohl ich die Mädchen, mit denen ich aus war, wirklich gemocht hatte, war ich in keine von ihnen richtig verknallt gewesen. Deshalb hatte ich auch nie so recht darüber nachgedacht, was Mädchen bei solchen Gelegenheiten von mir erwarteten oder was ich
glaubte
, dass sie von mir erwarteten   … und nein, ich meine das jetzt nicht sexy/sexuell/sexistisch, ich meine ganz alberne kleine Dinge   … wie zu wissen, ob es okay ist, ihre Hand zu nehmen, und ob sie es vielleicht sogar erwartet   … |228| und wenn ja, wann der richtige Moment dafür ist. Und wie man es anstellt. Denn was ist, wenn du den ersten Schritt machst und sich herausstellt, dass sie es
nicht
will   … was tust du dann?
    Solche Sachen eben.
    Und ich dachte, solche Sachen würden mich jetzt beschäftigen, als ich vom Campingtisch aufstand und mit Lucy zum Dachrand ging. Denn in sie war ich richtig verknallt. Ich war es schon immer gewesen. Und jetzt hatten wir endlich so eine Art Date   … obwohl es zugegebenermaßen ein ziemlich ungewöhnliches Date war. Aber trotzdem: Wir hatten zusammen gegessen, wir hatten geredet und gelacht und einiges durchgestanden, und jetzt würden wir einen Spaziergang machen   … ich hatte so oft von diesem Moment geträumt. Ich hatte ihn mir ausgemalt, ihn in Gedanken durchlebt   … und mir auch Sorgen gemacht. Sollte ich ihre Hand halten? Ihr den Arm umlegen? Sollte ich versuchen, cool zu sein? Sollte ich dies, sollte ich das, so oder anders   …?
    Doch das Komische war: Jetzt, als der Moment tatsächlich da war, kam mir gar keiner dieser albernen Gedanken mehr in den Sinn. Ich stand einfach auf und ging mit Lucy übers Dach, ohne mir irgendwelche Sorgen zu machen. Ich wusste nur, dass es für uns beide okay war – nebeneinanderzugehen, so dicht zusammen, wie wir es wollten   … alles fühlte sich völlig natürlich an.
    »Wieso lächelst du?«, fragte mich Lucy.
    Ich sah sie an. »Hab ich gelächelt?«
    »Ja, wie ein Idiot.«
    Ich grinste sie an. Sie lächelte zurück.
    »Vorsicht«, sagte ich, streckte die Hand aus und fasste nach ihrem Arm.
    |229| Sie blieb stehen, als ihr klar wurde, wie nah am Rand vom Dach wir waren.
    »Wow«, sagte sie mit weicher Stimme. »Ist das weit bis unten.«
    »Alles okay?«, fragte ich. »Ist dir auch nicht schwindelig oder so?«
    Sie sah mich an. »Soll das ein Witz sein?«
    »Nein«, sagte ich grinsend. »Ehrlich   … ich meine, manchen Menschen macht ja Höhe was aus. Ich wollte nur wissen, ob du dich okay fühlst, sonst nichts.«
    »Ja«, sagte sie lächelnd. »Alles in Ordnung.« Sie sah wieder über die Kante, sagte nichts, sondern schaute nur und überlegte.
    »Sollen wir uns setzen?«, schlug ich vor.
    »Wieso?

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