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iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche

iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche

Titel: iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birte Jeß , Ingo Schmitz
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eines Kontinents angekommen, sondern vielleicht auch wieder bei uns selbst?«, fragte Birte mich, ohne wirklich auf eine Antwort zu warten. Sie schaute in Gedanken versunken in die Landschaft Patagoniens.
    Ja, dachte ich. Der Weg war tatsächlich das Ziel gewesen.
     
     
     
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    M ein Blick schweifte durch das sonnendurchflutete Zimmer. Ich war allein in unserer Wohnung. Ingo hatte sich mit einem Freund zum Fahrradfahren an der Elbe verabredet.
    An diesem Sonntag war für mich aufräumen angesagt. In sechs Monaten stand der Auszug aus unserer Mietwohnung an. Ich beabsichtigte jedoch nicht, Ordnung zu schaffen, sondern versuchte, mich von unnötigem Ballast zu befreien. Ein Freund hatte diesen Umstand so treffend mit HÄUTEN beschrieben.
    Bevor ich damit begann, ging ich noch einmal auf unseren Balkon und schaute herunter. Hunde bellten aufgeregt, während sie wild im Kreis liefen und Spuren im Sand zeichneten. Kinder hielten lachend ihre Sandkastenschaufeln stolz wie Generäle in die Luft. Ihre Eltern folgten ihnen schwer beladen mit Picknickutensilien. Sie wurden von den Radfahrern energisch, vom schönen Wetter beschwingt, aus dem Weg geklingelt. Segelboote trieben geräuschlos auf den glitzernden Wellen der Elbe. Und der weiß-rot gestreifte Leuchtturm stand vor einem wolkenlosen Himmel. Ich wusste genau, warum man sich in das Leben verlieben konnte, dachte ich glücklich.
    Ich sog die Atmosphäre auf, als könnte ich sie für ewig konservieren und stellte mir selbst die Frage: Wollten wir wirklich den Umzug aus einer Wohnung an der Hamburger Elbe in einen winzigen Camper im Nirgendwo wagen und Sicherheit gegen Ungewissheit eintauschen? Wollten wir wirklich das alles hier verlassen?
    »Ja«, sprach ich laut zu mir selbst. Und nochmal lauter: »JAAAA.« Das positive Wort klang nicht gequält. Es war ohne jeden Zweifel meine innere Überzeugung. Mein ehrliches JAWOLL!
     
    Ich musste an die ersten Reaktionen auf unsere Reisepläne zurückdenken: »Ihr habt euch so viel erarbeitet und aufgebaut. Das könnt ihr doch nicht alles hinschmeißen.«
    Wir trauten uns selbst nicht, es laut auszusprechen. Aber wir dachten genau das Gegenteil. Wir schmissen nicht hin, sondern hoben wieder auf. Die Fäden, die uns wie eine Marionette geführt und aufrecht gehalten hatten, waren wie von einer großen fremden Hand achtlos hingeworfen worden. Nun nahmen wir die Stränge wieder selbst in die Hand. Die getroffenen Entscheidungen fühlten sich gut an. Einfach richtig, auch noch nach Monaten. Es war nicht, dass wir diesen Lebensabschnitt mit allen Bequemlichkeiten und Vorteilen verlassen mussten, wir wollten es. WOLLEN nicht MÜSSEN war der wertvolle und entscheidende Unterschied.
    Loslassen war leicht, weil wir uns im bisherigen Leben unsere wichtigsten Ziele und Wünsche erfüllt hatten. Wir konnten auf tolle Erlebnisse, materielle Dinge und vieles mehr positiv zurückschauen. Und hatten deshalb nicht das Gefühl, uns am Ende des Lebens fragen zu müssen, wie es anders hätte sein können.
    Vor Monaten, während Ingos Burn-out, hatten wir innegehalten, unser bisher gelebtes Leben überdacht und überlegt, was wir nun tun wollten. Dabei gab es viele Optionen für unsere weitere Lebensgestaltung. Aber nur ein Gedanke schaffte es als ausgesprochene Idee über unsere Lippen: Eine Reise, zu zweit. Die anderen Möglichkeiten von Wiedereinstieg nach der Genesung, über Firmenwechsel in Hamburg bis Neustart in einer anderen Stadt hingen wie unreife Früchte in unseren Köpfen. Wir wollten nicht in einen sauren Apfel beißen, nur weil es das Leichteste war. Eine neue berufliche Aufgabe würde nach der Reise kommen. Alles zu seiner Zeit.
    Unseren Ausstieg aus dem deutschen Berufsleben versüßte dabei kein Lottogewinn. Es gab auch keine Erbschaft von einer verschollenen Tante, die sich ihr Leben lang zwischen den Immobilien versteckt hatte, um sich beim Aufsetzen des Testaments an das familiäre Blut in den Adern zu erinnern. Unsere Unabhängigkeit bestand aus dem Geld, das wir in den Jahren unseres Berufslebens selbst angespart hatten. Ja, es gab diese traditionelle spießige Form der Selbstbestimmung noch. Wir hatten uns nichts ans Bein gebunden, was wir schwer hinkend hinter uns herzogen. Unser Arbeitspensum war nie durch erdrückende Ratenzahlungen für vergängliche

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