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iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche

iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche

Titel: iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birte Jeß , Ingo Schmitz
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die er an der Karosserie abgelesen hatte.
    »Guckt euch mal die riesige Spritschleuder an. Diese Umweltschweine.«
    Ingo und ich schauten uns staunend gegenseitig an. »Umweltschweine, wir?« Dabei hatten wir hundert Quadratmeter schlecht isolierte Altbauwohnung in Hamburg gegen diese sechs Quadratmeter winterisolierte Fiberglasbehausung eingetauscht. Ihre Sicht auf unser Umweltverhalten beschränkte sich auf die Größe unseres Dieseltanks. Nur der war für sie klar zu erkennen, alles andere interessierte wohl nicht. Wir schienen für sie generell unkalkulierbar, unbekannt oder ganz einfach total verrückt zu sein. Versuchten sie durch das Schlechtreden ihr Missgönnen zu rechtfertigen?
    Unsere Landsleute, die gut situierten Bustouristen, standen schimpfend vor unserem Zuhause und redeten sich mit »Ossischmarotzer« und »Umweltschweine« ungeniert in Rage. Erst kam nur einer nah zum Camper und kniete sich unter das Fahrzeug. Dann bückten sich weitere bis kein Detail unkommentiert blieb. Es waren keine freundlichen Töne, die sie anschlugen. Ihre Stimmen hörten sich boshaft an. Die Kommentare unserer Landsleute wirkten weniger neugierig als missgönnend und neidisch. Sie beachteten noch nicht einmal den unverhüllten Cotopaxi, der als perfekt geformter Bilderbuchvulkan mit Schneehaube in der Sonne erstrahlte.
    Dabei hatte ich den Eindruck, dass es diesen deutschen Touristen, zumindest oberflächlich betrachtet, gut ging. Sie verbrachten ihren Urlaub im außergewöhnlichen Reiseland Ecuador, welches so weit von Deutschland entfernt lag, dass sie sich klar von der breiten Urlaubsmasse zu Hause absetzten. Die Galapagos Inseln, die Vulkanstraße und die indigenen Märkte, vor allem in Otavalo, zählten schließlich zu den weltweiten Programmklassikern der Reiseanbieter.
    Die Rentner standen außerdem alle sichtlich gut im Futter. Die neuen T-Shirts mit übergroßem Schriftzug »Galapagos« und irgendwelcher blaufüßiger Vögel spannten sich über ihre Bäuche. Darüber trugen sie gewichtslose Hightech-Faser-Jacken, dessen bunter Markenname links auf der Brust prahlte. Nichts an ihnen war ohne Markenlogo. Sie hatten es doch geschafft, dachte ich anerkennend: Sie hatten ein hohes Alter erreicht, sicherlich finanzielle Unbeschwertheit erlangt und die Kinder groß gezogen. Außerdem hatten sie die Erfüllung offener Wünsche realisiert und damit natürlich auch diese Reise. Gleichzeitig verriet ihr Gemecker aber, dass sie wohl doch nicht komplett zufrieden waren.
    Dabei lebte doch jeder von uns ein unterschiedliches Leben, mit allen Vor- und Nachteilen, machte ich mir noch einmal bewusst. Wir befanden uns in vollkommen ungleichen Lebensphasen. Ich missgönnte doch den Rentnern auch nicht ihre erreichten Lebensjahre, weil ich jung war und noch nicht wusste, ob ich überhaupt jemals so alt werden durfte – ohne gesicherte Rente.
    Vielleicht verstanden Ingo und ich manche Reaktionen auch deshalb nicht, weil wir dieses ausgeprägte Gefühl von Neid selbst gar nicht entwickelt hatten.
     
    Die draußen stehenden Landsleute verstummten, als wir unsere Campertür öffneten. Wir grinsten sie aus einer gesunden Höhe an, begrüßten sie mit unserem besten Schwiegermuttergrinsen und einem lang gezogenen »Halloooo« und hüpften leichtfüßig auf gleicher Höhe zu ihnen herunter.
    Ihr Gesichtsausdruck fiel unkontrolliert in sich zusammen. Ihnen war das Unverständnis ins Gesicht geschrieben. Vielleicht weil wir zu normal aussahen?, fragte ich mich. Wir ähnelten womöglich ihren gut erzogenen Söhnen und Töchtern, sahen nicht wie verfilzte Neo-Hippies mit gepiercten Nasenlöchern und schlechten Tattoos aus. Aber auch nicht wie ewig gestrige Kommunisten mit Spreewälder Gurkengläsern im Kühlschrank und verstecktem Honeckerkonterfei in der Kommode. Auf jeden Fall glotzten sie uns sprachlos an.
    »Wo habt ihr denn das deutsche Kennzeichen geklaut?«, fand ein älterer Mann sein spärliches Sprachrepertoire wieder.
    Kein besonders schlauer Satz, wie ich fand, aber zumindest der Anfang einer Konversation zwischen Landsleuten. Wir waren aber immer noch von einer höflichen Begrüßung ihrerseits weit entfernt.
    Ingo antwortete amüsiert: »Das Kennzeichen »MG O 7« steht für Mönchengladbach und die Kennzeichen vergibt dort das Straßenverkehrsamt. Die Größe eines normalen Nummernschilds passt nicht an unser Fahrzeug. Deshalb gab es unseres ein wenig kleiner. Sieht doch toll aus, oder?«
    »Mönchengladbach am Niederrhein?«,

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