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iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche

iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche

Titel: iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birte Jeß , Ingo Schmitz
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wie laute, dumpfe Bässe in einer Großraumdiskothek anhörten. In mir stieg leichte Panik auf. Ich konnte das erste Mal nachempfinden, wie sich Menschen mit Raumangst fühlen mussten. Je weiter wir gingen, umso schwächer wurde der Lichtkegel der Stirnlampe. Feine Staubpartikel flimmerten in der sauerstoffarmen Luft. Sie hingen wie in Schwerelosigkeit, ohne sich ablegen zu wollen. Keine Technik erleichterte das Atmen, wirbelte die Luft um oder saugte den gefährlichen Staub ab, bevor er sich auf die menschlichen Lungen legen konnte. Als einzige Verbindung nach draußen durchliefen die Druckluftleitungen für die schweren Presslufthammer die Schächte. Technik gab es für die Produktion zur Förderung der Erze, für ein gesünderes Arbeiterleben in dieser Mine gab es nichts.
    Ich erinnerte mich an eine moderne Stollenbesichtigung im deutschen Bad Reichenhall vor vielen Jahren, wo es tatsächlich Notausgänge gegeben hatte und Schächte mit frischer Luft durchflutet worden waren. Bei meinem Besuch hatte ich auch keine Dunkelheit fürchten müssen, denn alles war hell erleuchtet gewesen. Und die Gefahr des Untertageseins war dort nicht zu spüren gewesen. Die Stimmung hatte mich eher an die Flure alter Amtsstuben erinnert.
    Von der damaligen unbeschwerten Untertage-Atmosphäre waren wir nun in der dünnen bolivianischen Andenluft weit entfernt.
    Widerwillig inhalierte ich die staubige Luft durch ein Tuch, das ich mir vor Nase und Mund gebunden hatte. Wir stolperten mit unseren Gummistiefeln im Halbdunkeln durch den tiefen Matsch am Boden. Dabei knallte ich hart mit dem Helm gegen einen tief hängenden Felsen. Meine Körpergröße empfand ich bei der niedrigen Schachthöhe als echten Nachteil. Ingo tippt mich an, um mich mit seinen Augen still zu fragen, ob alles in Ordnung war. Ich nickte ihm zu, auch wenn eigentlich nichts in Ordnung war. Denn ich dachte an all die anderen, die jetzt in diesem Berg arbeiten mussten.
    Wir trafen auf eine Gruppe von Arbeitern, die für eine kleine Pause dankbar schienen. Einige der mitgebrachten Geschenke wurden verteilt und ein kleines Lächeln huschte kaum sichtbar über ihre Gesichter. Ihre Haut war von einer dicken Staubkruste überzogen, die sie maskenhaft aussehen ließ.
    Maria fragte einen Arbeiter nach seinem Alter und wie lange er schon in der Mine arbeitete.
    »Mit fünfzehn habe ich mit der Arbeit in der Mine angefangen«, erzählte der nun Achtzehnjährige schüchtern. Aus seinen Augen sprach Stolz, denn er verdiente Geld für sich und seine Familie. Er zählte damit zu den älteren Kindern, die in den Minen arbeiten mussten. Die meisten waren jünger als er. Das Weiß seiner müden Augen sah vom Staub gerötet aus. Sein Gesicht, das in seinem Alter Unschuld und Unbeschwertheit ausstrahlen sollte, wirkte alt und illusionslos.
    Ich musste daran denken, dass er mit jedem Atemzug nicht nur den wenigen Sauerstoff in seine jugendlichen Lungen einsog, sondern auch Staub mit Schwermetallen und Asbest.
    Die älteren Arbeiter trugen ein Stofftuch über Nase und Mund. Keine Atemmaske, sondern nur ein einfaches Baumwolltuch hinter ihrem Kopf verknotet. Einer von ihnen atmete bereits auffallend schwer. Das Lungengewebe war offensichtlich schon befallen. Die Krankheit hieß Asbestose oder Silikose: Seine Lungen hatten gegen die Fremdkörper aus mineralischem oder asbesthaltigem Staub Knoten gebildet und waren vernarbt. Er benötigte mehr Kraft, um seine Lungenflügel mit Sauerstoff zu belüften. Sie füllten sich außerdem mit Schleim, woran er im Verlauf der Krankheit langsam erstickte und starb.
    Die älteren Bergarbeiter flachsten herum, weil die jungen keinen Staubschutz tragen wollten. Er war in ihren Augen unbequem und erschwerte das Arbeiten. »Die Jüngeren haben den Tod noch nicht vor Augen«, sagten sie beiläufig. Ihr Lachen klang in dieser Umgebung wie der blanke Hohn.
    Mein Tränenkloß im Hals wurde mit jedem gehörten Wort dicker. Ich schluckte immer wieder und versuchte an nichts zu denken. Gedankenlos bemühte ich mich die Ungerechtigkeit des Lebens und die traurigen Einzelschicksale auszublenden. Es gelang mir nicht und mein Herz fing wild zu rasen an.
    Ingo lenkte sich mit seinem Fotoapparat ab, indem er Aufnahmen machte. Dabei konnte kein Foto auch nur ansatzweise die Situation wiedergeben. Auch die nachfolgenden Arbeiter, die wir an Seilwinden und in Schächten trafen, fing keine Linse realistisch ein. Kein Speicherchip konnte diese Atmosphäre festhalten.
    Nach zwei

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