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Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Titel: Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
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Munaqsri können sich dafür entscheiden, unsere Macht anzunehmen und die Verantwortung, die damit verbunden ist. Und wir brauchen mehr Munaqsri mit menschlicher Intelligenz. Wir sind viel zu wenige. Unsere Gebiete sind zu groß. Wir verlieren zu viele Seelen, und Arten sterben aus.«
    Sie wusste nicht, was er mit »Gebieten« meinte oder damit, dass Seelen verloren gingen. Aber es war ihr auch egal. »Du hast mich geheiratet, um für Nachwuchs zu sorgen?«
    »Natürlich ist das nicht der einzige Grund – was ich über deine Klarheit und dein Licht gesagt habe, ist wahr – , aber ja, unsere Kinder waren dabei eine ganz wesentliche Überlegung.« Er klang so ruhig. Sie konnte nicht glauben, wie ruhig. Unsere Kinder?
    »Du willst einen menschlichen Brutkasten.« Erneut wurde Cassie übel. Sie umklammerte die Ecke der Festtafel. »Ohne mich. Absolutes Nein.«
    »Du hast deine Zustimmung gegeben«, sagte er.
    »Nicht zu Kindern.« Sie war noch nicht reif genug, um Mutter zu sein. Und Mutter von pelzigen Kindern schon gar nicht. »Du bist ein Bär. Du läufst ja noch nicht mal auf zwei Beinen.«
    »Kann ich aber«, erinnerte er sie.
    »Kinder waren nicht Teil der Abmachung«, beharrte sie. »Das Geschäft ist geplatzt.« Mit diesen Worten wandte sie sich schroff ab und verließ festen Schrittes die Halle.
    Sie schaffte es gerade noch in den Flur. Dann gingen ihr die Nerven durch, und sie begann zu rennen, so schnell sie nur konnte.
    Als sie unter dem Torbogen mit dem Kristallgitter hindurchkam, verlangsamte Cassie ihr Tempo. Sie konnte nicht den ganzen Weg nach Hause rennen. Das waren tausenddreihundert Meilen – tausenddreihundertundeine, falls man dem Bären Glauben schenken konnte. Aus eigener Kraft schaffte sie es nicht nach Hause. Der Bär musste sie zurückbringen.
    Noch einmal betrachtete sie das Schloss. Seine hoch aufragenden Türme und eleganten Gewölbe glühten golden wie die Morgensonne. Ein Bildhauer hatte die eisigen Wände über und über mit zarten Girlanden aus Eisblumen geschmückt. Üppige Massen von Rosen umrankten die Bögen der Fenster, ihre Blütenblätter jedes einzeln aufs Feinste geschnitzt. All das war so schön, dass es wehtat. Cassie fühlte in sich einen Schmerz, den sie nicht beschreiben konnte.
    Warum war solch ein wundervoller Ort nicht ohne Bären-Ehemann zu haben?
    Sie ging weiter, bog um eine Ecke und erstarrte mitten in der Bewegung. »Oh, wow!«, entfuhr es ihr keuchend. Vor ihr lag ein riesiger, kunstvoll gestalteter Garten aus Eis. Hunderte von Skulpturen funkelten im flüssigen Gold der aufgehenden Sonne. Hecken und Blumen und Apfelbäume, Drachen und Meerjungfrauen und Einhörner. Mit angehaltenem Atem berührte Cassie ein Blatt an einem Rosenstrauch aus Eis. Auf den hauchdünn gefalteten Blütenblättern konnte sie sogar die einzelnen Äderchen erkennen.
    Sie wanderte auf schmalen Wegen zwischen eisigen Greifen, gefrorenen Fontänen und Bäumen mit glitzernden Früchten hindurch, die aussahen wie Glas. Cassie duckte sich unter einem Spalier hindurch, das von eisigen Weinranken bedeckt war. Noch niemals hatte sie etwas Vergleichbares gesehen. Ein Garten Eden aus Eis. Wer mochte ihn geschaffen haben? Sie drehte sich nach dem Schloss um… und erblickte den König der Eisbären. Still stand er zwischen den Rosen, nur einen Schritt entfernt von ihr. Sie machte einen Satz rückwärts. »Tu das nie wieder!«
    Er gab keine Antwort, und sie merkte, wie sich Schweiß in ihren Armbeugen ansammelte. Sie hob den Kopf und sah ihm direkt in die Augen.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass du zu denen gehörst, die aufgeben, bevor sie es überhaupt versucht haben«, sagte der Bärenkönig.
    »Ich gebe nicht auf«, antwortete Cassie automatisch. Dann dachte sie einen Augenblick nach und wiederholte: »Ich gebe nicht auf.«
    Er hatte am eigenen Leib erfahren, wie stur sie sein konnte. Sie hatte ihn so lange verfolgt, bis ihr beinahe der Sprit ausgegangen war, obwohl sie genau wusste, dass sie die Regeln der Station verletzte. Ihr war, als läge diese Verfolgungsjagd Jahrzehnte zurück.
    »Es ist nicht leicht zu verkraften, wenn alles, was man kennt, auf den Kopf gestellt wird«, sagte er. »Ich werfe dir nicht vor, dass du nicht stark genug bist zu akzeptieren, was du hier gesehen hast, oder dass du nicht mutig genug bist, mehr sehen zu wollen.«
    Cassie zuckte zusammen – zwei Beleidigungen in einem Atemzug. Sie ging nicht, weil sie schwach war oder feige. Oder etwa doch?
    »Ich dachte, du

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