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Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Titel: Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
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weit ist, werde ich nicht mehr hier sein«, sagte sie, so fest sie konnte.
    »Wir werden sehen«, sagte der König der Eisbären.

Kapitel Sieben
    Geografische Breite: 91°00 ' 00 " N
    Geografische Länge: unbestimmt
    Höhe: 4,60 m
    Begleitet vom Klimpern und kLingeln eisiger blätter ging der Bärenkönig zum Schloss zurück. »Du hast Fragen«, sagte er über die Schulter zu Cassie. »Ich habe Antworten. Wollen wir einen Handel schließen? Für jede Frage, die ich dir beantworte, bleibst du einen Tag in meinem Schloss.«
    »Du machst gerne Geschäfte, nicht wahr?«, rief sie hinter ihm her. »Woher weiß ich, dass du dich an die Abmachung halten wirst? Woher weiß ich, dass meine Mutter wieder zu Hause ist?« Er bog um eine Ecke. »He, komm zurück!« Eilig lief sie ihm nach.
    Der Bärenkönig erwartete sie vor der großen, von schimmernden Säulen flankierten Eingangstür. »Ein Munaqsri kann niemals ein Versprechen brechen«, sagte er. »So stellt die Natur sicher, dass wir unsere Aufgabe erfüllen. Das ist der Preis für unsere Macht.« Mit diesen Worten ging er hinein. Sie folgte ihm, und erneut umgaben sie irisierende Skulpturen. »Die Winde haben deine Mutter aufs Eis gebracht, während du schliefst«, sagte er. »Ich habe sie zur Forschungsstation getragen, bevor du aufgewacht bist.«
    Sie hielt inne. Ihr stockte der Atem. Die Eisfresken an den Wänden verschwammen, und sie blinzelte heftig. Ihre Mutter war in der Station! Sie ging durch dieselben Räume, durch die Cassie gegangen war, saß in derselben Küche, putzte ihre Zähne in demselben Waschraum, tat all diese kleinen Dinge. Dinge, von denen Cassie sich nicht im Geringsten vorstellen konnte, dass ihre Mutter, dieses Fantasiewesen, sie ausführte. Schon beim bloßen Gedanken war Cassie, als hätte sich das Eis unter ihren Füßen aufgetan. »War sie … War alles in Ordnung mit ihr?«
    »Es ging ihr gut.«
    Cassie wollte noch mehr fragen: was er gesagt hatte und was sie gesagt hatte. Wie sie ausgesehen hatte, wie sie geklungen hatte. Aber ihre Kehle war wie zugeschnürt, und der Bär lief immer noch weiter, weg von ihr. »Wo gehst du hin?« Ihre Stimme brach.
    Er sah über die Schulter. »Ich möchte dir zeigen, was du zurücklässt, wenn du nach Hause gehst. Komm!«
    Cassie folgte ihm. Er führte sie eine blaue Wendeltreppe hinauf und in Zimmer, die aussahen, als wären sie aus Diamanten geschnitten. Sie sah ein Musikzimmer mit einem durchscheinenden Flügel und so vielen Violinen und Cellos, dass man damit ein ganzes Orchester hätte ausstatten können. Die Saiten der Violinen bestanden aus unglaublich feinen Eisfäden. Sie wandelte durch einen von bunt schillernden Kronleuchtern erhellten Korridor mit Wänden aus spiegelblankem Eis. In einem Salon standen von Raureif überzogene Sofas, und sie bewunderte ein Schachbrett mit geschnitzten Eisfiguren. Jede einzelne war in etwa so groß wie ihre Hand und stellte ein anderes Tier der Arktis dar.
    Er hatte recht. Noch niemals zuvor hatte sie einen Ort wie diesen gesehen. Sie hatte sich nicht vorstellen können, dass so etwas überhaupt existierte. Was noch alles hatte sie sich nicht vorstellen können?
    Ihre Mutter, zu Hause.
    Vielleicht sollte ich mir doch ein wenig Zeit lassen, dachte sie, nur ein paar Tage, um diesen Ort zu betrachten. Denk doch mal an all die Geheimnisse hier, all das Wissen! Ein Bär, der sich in einen Menschen verwandelt, Eis, das nicht schmilzt, ein verborgenes Schloss … Jedes einzelne dieser Rätsel könnte sie jahrelang studieren. Und da war noch etwas: Welche Fortschritte könnte sie in der Erforschung der Eisbären erreichen, wie viele Fragen könnte sie ihm stellen, und wie viele Antworten könnte er ihr geben.
    »Deine Mutter«, sagte sie, ihm die erstbeste Frage stellend, die ihr in den Sinn kam. »Ist sie auch ein Munaqsri, so wie du?«
    »Nein.«
    Cassie wandte sich ihm zu. Er saß neben einem gefrorenen Springbrunnen, in dessen vereiste Fontäne Fische geschnitzt waren, erstarrt mitten im Sprung.
    »Mein Vater war ein Munaqsri«, fuhr er fort. »Er ist ein … Der einfachste Ausdruck dafür ist ›Aufseher‹. Munaqsri haben eine Hierarchie. Es gibt Munaqsri, die sich um die Seelen einer bestimmten Spezies kümmern, so wie ich es tue. Und dann gibt es die höherrangigen Munaqsri, denen alle Munaqsri einer bestimmten Region unterstellt sind, wie zum Beispiel die Wind-Munaqsri. Mein Vater ist verantwortlich für die Munaqsri einer Bergkette in Skandinavien. Ich habe ihn

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