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Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Titel: Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
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wärst stark genug für all das. Es ist nicht deine Schuld, dass ich mich geirrt habe«, fuhr er fort.
    Das war nicht … Moment mal! »Willst du mich auf die Probe stellen?«
    Er dachte einen Moment nach. »Ja«, sagte er schließlich.
    »Glaubst du etwa, ich finde das witzig?«
    »Ich glaube, dass du Angst hast.«
    »Den Teufel hab ich.«
    Schwerfällig tappte er zwischen den Büschen aus Eis auf sie zu. Als sein Fell einige Blätter streifte, begannen sie zu klirren und zu klingeln wie Kristall. Sie wich zurück und stieß gegen die Eisskulptur einer Meerjungfrau. »Ich kann dir eine ganz neue Welt zeigen«, sagte der Bärenkönig. »Ich bin in der Lage, Wunder zu vollbringen, die du dir nicht einmal vorstellen kannst. Wunder, von denen du noch nicht einmal weißt, dass sie überhaupt existieren. Wunder, die du jetzt noch gar nicht verstehen würdest.«
    »Was ich verstehe, reicht mir schon«, erwiderte Cassie, wobei sie sich Zentimeter um Zentimeter um die Meerjungfrau herumschob, weg von ihm. »Du willst mich als Mutter für deine Kinder. Deine kleinen Bärenkinder.« Sie hörte selbst, wie sich ihre Stimme zu überschlagen begann, und verstummte. Ich habe keine Angst, wiederholte sie wie ein Mantra. Ich. Habe. Keine. Angst.
    »Ich werde warten, bis du bereit dafür bist«, sagte er.
    »Ich werde niemals bereit dafür sein.«
    »Ich kann länger warten als niemals.«
    Cassie fröstelte, und sie schlang die Arme um ihren Oberkörper, obwohl ihr gar nicht kalt war. Ihr Atem kondensierte zu kleinen Wölkchen, doch eigentlich war es hier draußen genauso warm wie im Inneren des Schlosses. Wie lange wollte er sie wohl hierbehalten? Wie lange war »länger als niemals«?
    »Du hast nichts von mir zu befürchten«, sagte er behutsam.
    »Dann bring mich nach Hause«. Nach Hause. Nach Hause zu einer Mutter, die sie nie gekannt, und einem Vater, der sie angelogen hatte.
    »Du bist in eine größere Welt getreten, Cassie«, sagte er. »Warum willst du das so leichtfertig wegwerfen? Du hast noch kaum etwas von ihr gesehen.«
    Unfreiwillig wanderte ihr Blick wieder hinüber zu dem Schloss mit den hohen Türmen aus Eis und den Efeuranken aus Kristall. Wenn das hier wirklich real war, wenn er real war, dann war alles, was sie von der Welt wusste – alles, was sie über Wissenschaft wusste und über die Regeln des Universums – , falsch. Ein Teil von ihr wollte jeden Quadratzentimeter dieses Ortes erkunden. Der andere wollte die Uhr zurückdrehen und den gestrigen Tag noch einmal von vorn beginnen.
    Er tappte näher zu ihr heran, und diesmal wich sie nicht zurück. »Du kannst heimkehren in deine ›Forschungsstation‹ und so tun, als ob sich nichts verändert hätte. Aber die Dinge sind nicht mehr dieselben, und sie werden es auch niemals mehr sein. Du kannst nicht mehr auslöschen, was du hier erfahren hast. Deine Welt hat sich weitergedreht.«
    Er hatte recht. Sie konnte nicht einfach zurückgehen und so tun, als ob dies alles hier nicht existierte. Vor allem nicht, wenn ihre Mutter dort wäre und das Gegenteil bewies. Sein Blick brannte sich in sie hinein, und sie musste wegsehen. Sonnenstrahlen tanzten durch den eisigen Garten. In ihrem Licht glänzten die Skulpturen zitronengelb und pink.
    »Gefällt es dir?«, fragte er. In seiner Stimme lag ein merkwürdiges Zögern.
    »Es ist wunderschön«, gab sie zu. »Beeindruckender Künstler, dieser Bildhauer.«
    »Das Schloss selbst war schon fertig, bevor ich hier einzog«, sagte er. »So habe ich mich den Gärten gewidmet.«
    Ein Eisbär, der ein Künstler war? Sie betrachtete die massigen Pfoten und konnte sich nicht vorstellen, wie er mit ihnen etwas so Schönes und Kunstvolles wie diese Eisskulpturen hatte schaffen können. Seine Tatzen waren gemacht, um Robben zu töten, nicht, um Rosen zu schnitzen.
    »Ich erschaffe jeden Tag etwas, außer in der Wurfsaison, wenn die kleinen Eisbären geboren werden«, sagte er. »Wenn der Winter am härtesten ist, muss ich hinaus aufs Eis, in die Nähe der Geburtshöhlen. Meine Fähigkeiten als Munaqsri – die Gabe der Geschwindigkeit, die Gabe, eine bevorstehende Geburt oder einen bevorstehenden Tod wahrzunehmen, die Gabe, Materie verändern zu können – ermöglichen mir zwar, meine Aufgabe zu erfüllen, sie sind aber keine Erfolgsgarantie. Ich darf nicht riskieren, zu spät zu einer Geburt zu kommen, weil ich mit meinen Gärten beschäftigt bin.« Er zögerte, dann fügte er hinzu: »Oder Zeit mit dir verbringe.«
    »Wenn es so

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