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Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Titel: Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
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Neugeborenen habe, stirbt meine Art aus.«
    Er hatte Cassie vor Unterkühlung bewahrt. Er hätte auch diesen Eisbären heilen können. Er könnte alle Bären heilen, jederzeit. Doch woher bekäme er dann die Seelen für die Bärenjungen? Sie würden tot geboren werden. Cassie schüttelte den Kopf. Ziemlich verzwickt, das Ganze. »Du weißt, welche Verantwortung ich trage.«
    Ja, schon, doch das hier war das erste Mal, dass sie diesen Teil davon zu sehen bekommen hatte.
    »Cassie?« In seiner Stimme schwang Besorgnis mit. »Ändert das hier irgendwas?«
    Er hatte solch eine enorme Macht. Änderte das irgendwas?
    Sie atmete tief durch. Es war sein Job. Er war dazu da, die Seelen zu überbringen, und nicht, um über Leben und Tod zu entscheiden. Das war es, worauf sie sich eingelassen hatte – die Erhaltung einer Art, nicht die Rettung einzelner Exemplare. Und war das denn wirklich ein so großer Unterschied zu dem, was ein Forscher tat – studieren und beobachten, ohne sich einzumischen?
    Cassie lehnte sich nach vorn und legte ihre Wange an Bärs Hals. »Es ändert gar nichts«, sagte sie. »Du bist mein Tuvaaqan , mein Seelengefährte.« Sie hatte bisher noch keine Gelegenheit gehabt, dieses Inupiaq-Wort zu benutzen und schmeckte nun ganz bewusst seinen Klang, als sie es aussprach. »Wir sind ein Team. Richtig?«
    Bär stupste ihre Hand mit seiner kühlen Nase an. »Wir sind ein Team, Tuvaaqan «, bestätigte er. »Ich liebe es, das alles mit dir teilen zu können. Ich habe es noch niemals zuvor mit jemandem geteilt. Danke!«
    Sie warf ihm die Arme um den breiten, felligen Hals und sagte mit unendlich sanfter Stimme: »Weißt du, es gibt da noch etwas anderes, das wir noch niemals geteilt haben, mein liebster Mann.« Ihr Herz klopfte schneller, als sie weitersprach. »Unsere Hochzeitsnacht steht noch aus.«
    In der Dunkelheit des Schlafzimmers öffnete Cassie den Reißverschluss ihres Anoraks und zog die Gamaschen und Mukluks aus. Der vertraute Windhauch sagte ihr, dass auch Bär sich seines Felles entledigte. Er war nun ein Mann, das wusste sie. Grinsend blickte sie in die Finsternis hinein. Sie hatte erwartet, nervös zu sein, aber sie war es nicht. Schließlich war das Bär.
    Sie zog ihre Gore-Tex-Hosen aus und die drei Paar Socken, die sie trug.
    Dann ihren Wollpullover.
    Dann ihr Baumwollhemd.
    »Wie viele Sachen trägst du da eigentlich übereinander?«, fragte Bär mit seiner menschlichen Stimme.
    »Es soll auch Geschöpfe geben, die keinen Blubber haben«, gab sie zurück, während sie sich einer Wollhose, der langen Männerunterhosen und ihrer Unterwäsche entledigte.
    »Möchtest du mich rufen, wenn du fertig bist?«
    »Süß.« An seinem Atem konnte sie hören, wo genau er war. Es gelang ihr, sich die Zehen nicht am Kleiderschrank oder dem Waschtisch anzustoßen, als sie zu ihm hinüberging. Als sie vor ihm stand, streckte sie ihre Hand aus und strich mit den Fingern sanft über sein Gesicht. Sie legte ihre Hand auf seine Wange und spürte, wie seine Wimpern ihre Haut liebkosten. Er blinzelte. Es war wie das Flattern von Schmetterlingsflügeln. Jetzt wurde sie doch ein wenig nervös. Zum ersten Mal war sie dankbar dafür, dass Bär auf Dunkelheit bestand. In der Dunkelheit konnte sie forsch sein. In der Dunkelheit konnte sie schön sein.
    »Bist du sicher, dass du das wirklich willst?«, fragte Bär.
    Es sah ihm so ähnlich, das zu fragen. Ihre ganze Nervosität löste sich augenblicklich in nichts auf, wie Zucker in Wasser, und sie lächelte durch die Dunkelheit zu ihm hinüber. »Ja«, sagte sie einfach und schlang die Arme um seinen Hals.
    Sie legte den Kopf an seine Brust und spürte seinen Herzschlag, kraftvoll, sanft und regelmäßig wie die Wellen eines Ozeans. Als er sie liebevoll in seine Arme schloss, bedeckten seine Hände ihren halben Rücken, und sie konnte die Rundung seiner Schulterblätter fühlen. Sie schmiegte sich an seinen nackten Oberkörper. Er beugte sich zu ihr hinunter und küsste zärtlich ihren Hals.
    Auf ihrer Haut begann es zu prickeln. Alle Gedanken flossen aus ihrem Kopf heraus, und sie spürte nur noch die Kühle des Zimmers, die Wärme seines Atems und die Berührung seiner Hände. Etwas anderes existierte nicht mehr.
    Um sie herum versank das Eis in Schweigen.

Kapitel Vierzehn
    Geografische Breite: 91° 00 ' 00 " N
    Geografische Länge: unbestimmt
    Höhe: 4,60 m
    Cassie umklammerte die kunstvoll aus Eis geschnitzte Toilettenschüssel. Verdammt, nicht schon wieder! Seit

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